Wer an Automobilhistorie in Köln denkt, dem kommen zunächst Namen wie Deutz oder Ford in den Sinn. Dass aber auch Männer wie August Horch und Wilhelm Maybach in der Domstadt gewirkt haben, wissen viele bestimmt nicht. VdM Mitglied Klaus Ridder hat zwei Jahrestage der beiden, den 70. Todestag von Horch und den 175. Geburtstag von Maybach, zum Anlass genommen, auf die beiden genialen Automobilkonstrukteure zu blicken – in der Stadt, wo der VdM seine diesjährige Jahreshauptversammlung plant.
Horch in Köln
Die Anfänge des Automobilbaus waren geprägt von Versuch und Irrtum, von genialen Ideen – aber auch vom Scheitern. Zum Beispiel in Köln-Ehrenfeld, wo August Horch in einem Pferdestall an der Venloer Straße sein ersten Modell ersann. Gerade hatte er sich mit Carl Benz überworfen, in dessen Mannheimer Werk er die Abteilung Motorwagenbau geleitet hatte. Horch war 30 Jahre alt und viel zu enthusiastisch, um gleichzeitig genial und kompromissbereit zu sein – jedenfalls nach Meinung von Carl Benz. Der fand, dass Autos grundsätzlich nicht schneller als 18 km/h sein sollten. Derart gebremst konnte Horch nicht arbeiten. Der Konflikt trieb ihn in die Selbständigkeit, nach Ehrenfeld, wo er Ende 1899 mit der Konstruktion eigener Automobile begann.
Horch hatte wirtschaftliche Probleme
Horch war ein genialer Konstrukteur und wollte nur große und starke Autos bauen. Er gab
den Standort Köln auf, seine Suche nach Investoren führte ihn ins sächsische Zwickau, wo die Horch AG endlich zu Ruhm gelangte. Doch wieder gab es Schwierigkeiten: Horch zerstritt sich mit der kaufmännischen Leitung – und ging.
Bei der Gründung seines neuen Unternehmens sah er sich ganz neuen Schwierigkeiten ausgesetzt. Er hatte seinen Investoren zahlreichen Rechte übertragen müssen, unter anderem das Namensrecht an der Horch AG. Sein nächstes Unternehmen durfte nicht mehr heißen wie er. Also wählte er die lateinische Übersetzung seines Familiennamens. Aus Horch wurde Audi – und der Name Audi ist heute noch weltbekannt für Autos aus Ingolstadt. August Horch starb am 3.Februar 1951 in Münchberg in Oberfranken.
Daimler und Maybach bei Deutz
Wilhelm Maybach war ebenfalls in Köln aktiv, doch seine Berufslaufbahn begann in Württemberg. Nach dem Tod seiner Eltern wurde er in der Bruderhaus Diakonie in Reutlingen aufgenommen, wo sein technisches Talent erkannt und gefördert wurde.
Gustav Werner, ein Pfarrer und Leiter des Bruderhauses, engagierte 1863 den 29 Jahre alten Ingenieur Gottlieb Daimler als Inspektor der Vereinigten Werkstätten des Bruderhauses. Daimlers Arbeit in Reutlingen markierte den Beginn einer fruchtbaren Partnerschaft. Denn der Werkstätteninspektor Daimler erkannte und unterstützte die Fähigkeiten Maybachs. Da war es nur konsequent, dass der junge Konstrukteur im September 1869 Daimler folgte, als dieser Vorstand der Maschinenbau-Gesellschaft Karlsruhe wurde. Maybach arbeitete dort im Konstruktionsbüro. Der nächste Arbeitgeber- und Ortswechsel der beiden stand 1872 an: Daimler wurde Vorstand der Gasmotoren-Fabrik Deutz AG (heute gehört Deutz zu Köln). Das Unternehmen war als Aktiengesellschaft im selben Jahr von Nicolaus August Otto und den Unternehmerfamilien Langen und Pfeiffer ge-gründet worden.
Maybach begleitete Daimler erneut und wurde 1873 Leiter der Konstruktionsabteilung in Köln-Deutz. Er arbeitete daran, Ottos Viertaktmotor produktionsreif zu machen. Bereits 1875 unternahm er Versuche mit flüssigem Kraftstoff an einem umgebauten Gasmotor.
Daimler und Maybach – ein geniales Paar
Daimler verfolgte bereits in Deutz die Vision eines kompakten, schnell laufenden Verbrennungsmotors, auch als Fahrzeugantrieb. Doch diese Vorstellungen ließen sich in dem Kölner Unternehmen nicht verwirklichen. Mitte 1882 schied Daimler aus der Gasmotoren Fabrik Deutz aus und machte sich in Cannstatt bei Stuttgart selbständig. Mit Wilhelm Maybach hatte er bereits im April 1882 einen Anstellungsvertrag geschlossen.
Maybach und Daimler setzen hier den Traum einer Motorisierung der Mobilität „zu Lande, zu Wasser und in der Luft“ um: Ab 1882 entstanden in Daimlers Anwesen in der Taubenheimstraße 13 die ersten schnelllaufenden Benzinmotoren – aufgrund ihres Aussehens „Standuhr“ genannt – und mit ihnen das erste Motorrad der Welt („Reitwagen“, 1885), das erste Motorboot der Welt (1886) und schließlich das erste vierrädrige Automobil der Welt (Daimlers Motorkutsche, 1886). Später folgten Antriebe für Schienenfahrzeuge (Daimler Motor Waggonet, 1887) und das Wölfertsche Motor-Luftschiff (1888).
Maybach gründete zusammen mit Graf von Zeppelin 1909 in Bissingen/Friedrichshafen eine Luftfahrzeug Motoren GmbH. Von 1921 bis 1928 wurde sogar ein Serienwagen Maybach 22 mit 70 PS Leistung gebaut. Wilhelm Maybach starb am 29. Dezember 1929. Am 9. Februar wäre er 175 Jahre alt geworden.
Wilhelm Maybach, Gottlieb Daimler, Nicolaus August Otto, Ettore Bugatti oder auch August Horch tüftelten in Köln und schrieben Automobilgeschichte. Und so schreibt auch Köln als Stadt Automobilgeschichte – bis in die heutige Zeit. Auf deren Spuren und auf aktuellen, wie jenen von unserer Unterstützern Ford und Toyota, wird der VdM auf seiner Jahrestagung im Oktober wandeln.
Titelfoto: Michael Philipp/Pixabay
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