Hans-Joachim Stuck, der am 1. Januar 2021 70 Jahre alt wurde, hat Motorsportgeschichte geschrieben und ein Ende der Ära Stuck ist noch nicht in Sicht.
Fast 50 Jahre aktiv im Motorsport. Er hat fast alles gefahren, was vier Räder hat und schnell ist, von Truck-Rennen bis zur Formel 1. Mit 16 drehte er die ersten Runden auf der Nordschleife und 2011 wurde er, zusammen mit seinen Söhnen Ferdinand und Johannes, noch Vierzehnter beim 24h-Rennen. Ein fröhlicher Mensch, bodenständig geblieben und immer zu Späßen, die manchmal auch grenzwertig waren, bereit. In den letzten Jahren auch noch Präsident des Deutschen Motorsport Bundes (DMSB).
Persönliche Erinnerungen
Ich erlebte Hans-Joachim Stuck erstmals 1971 beim 1000 km-Rennen, er pilotierte einen BMW und die Art und Weise, wie er den BMW durch die Kurven bewegte, war spektakulär. Zur Begeisterung der Zuschauer stand der Rennwagen in den Kurven mehr quer als in Fahrtrichtung. Irgendwann landete das Auto doch abseits der Strecke und der Kommentar von H.J. Stuck war „Der ist hin.“, was ja leider auch stimmte.
Auf einer Zugfahrt von Köln nach Hannover kam es dann zu einer zufälligen persönlichen Begegnung: In einem Abteil entdeckte ich H.J. Stuck. Ich nahm auch in dem Abteil Platz, griff aber zunächst nicht in eine Unterhaltung ein, die Stuck mit einem Fahrgast dort führte. Ich tat so, was man bei Promis ja machen sollte, als ob ich den Rennfahrerstar nicht kannte. Doch es wäre schade gewesen, wenn ich eine solche Chance, mit einem berühmten Rennfahrer zu reden, ausgelassen hätte. Irgendwann griff ich in die Unterhaltung ein und es entwickelte sich ein interessantes Gespräch, auch ohne das Thema Motorsport. Einfach, auch abseits der Rennstrecken, ein netter sympathischer „Kerl“. Übrigens war H.J. Stuck auf dem Weg von Köln, wo er am Vorabend an einer Fernsehsendung teilgenommen hatte, nach Wolfsburg. Er war nebenbei Repräsentant für den VW-Konzern.
Immer mal wieder Pressekonferenzen mit H.J. Stuck, aber da kam man dem Rennfahrer Stuck auch nicht näher. Aber, die Pressekonferenzen mit ihm beinhalteten auch immer Lustiges, das war ein Markenzeichen von H.J. Stuck.
Mit Helmut Kuhl, auch einem Urgestein der Nürburgring-Szene, war H.J. Stuck erstmals als 16jähriger selbst über die Nordschleife gefahren. Und, als ich vor zwei Jahren H.J. Stuck auf Helmut Kuhl ansprach, da konnte er sich sofort erinnern. Ein Treffen in der Lounge des Dorint-Hotels kam kurzfristig zustande. Das war ein Gespräch auf gleicher Ebene, lustig und erfolgreich. Spontan die Zustimmung, dass H.J. Stuck sich dafür einsetzen würde, dass Helmut Kuhl „wieder“ auf die Ehrentafel am Fahrertunnel kommen sollte. Sofort sprach H.J. Stuck bei der Nürburgring-Geschäftsführung vor. Doch mit der Aufnahme auf die Tafel wurde nichts, weil Helmut Kuhl nur Klassensiege beim 24h-Rennen erreicht hatte und keinen Gesamtsieg.
Erfolge von Hans-Joachim Stuck
1970 gewann H.J. Stuck mit gerade mal 19 Jahren das erste 24h-Rennen, es folgten Siege 1998 und 2004, bei seinem letzten Start, hier zusammen mit den Söhnen Ferdinand und Johannes, wurde er Vierzehnter.
Die Liste seiner Titel ist lang. Dazu gehören u.a. der Endurance- und Prototypenweltmeister, Deutscher Tourenwagenmeister, amerikanischer TransAm-Tourenwagenmeister und der zweifache Sieg beim 24h-Rennen von Le Mans (1986 und 1987).
In den Jahren 1974 bis 1980 fuhr er insgesamt 74 Formel1-Rennen. Darüber hinaus fuhr er u.a. Formel 2 (König von Hockenheim), DTM, CanAm-Serie, GT-Fahrzeuge, Renn-Trucks und vieles mehr. In bester Erinnerung habe ich auch Stucks Einsätze bei Truck-Rennen auf dem Nürburgring. Er fuhr für das „Allgäuer-Rennteam“ – und war vorne mit dabei.
Dire Stucks – 3 Generationen Motorsport
Ich habe noch den Senior der Stuck-Dynastie kennengelernt, 1958 beim Schauinsland-Bergrennen bei Freiburg: Hans Stuck (geb. 1900) und mit einem BMW 507 sauschnell unterwegs. Schon damals, so berichteten die Zeitungen, war Sohn Hans-Joachim dabei, gerade mal sieben Jahre alt.
„Bergkönig“ Hans Stuck raste im legendären Auto-Union-Rennwagen auch über die Nordschleife. So blieb es nicht aus, dass sein Sohn Hans-Joachim schon in jungen Jahren mit dabei war. 1970 gewann der gerade 19jährige die Erstauflage des 24h-Rennens auf dem Nürburgring. Im Jahr darauf erlebte ich ihn beim 1000km-Rennen, und 1975 sah ich Stuck in einem Formel 1-March beim Großen Preis von Deutschland (dem legendären „Reifenpannenrennen“). Stucks Erfolge aufzuzählen würde Bände füllen. Der vielseitige Pilot fuhr in vielen Rennserien und gilt unbestritten als einer der erfolgreichsten deutschen Fahrer.
Die neueste Stuck-Generation, die Söhne Ferdinand und Johannes, sind bei Langstreckenrennen oder bei der ADAC GT Masters dabei, auch schon mal im Team mit Vater H.J. Stuck.
Klaus Ridder