Die Ära des Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) ist mit der nun abgelaufenen Saison zu Ende gegangen. Finaler Champion wurde René Rast in einem AUDI RS 5 DTM des Audi Sport Team Rosberg. Damit sicherte sich der in Bregenz lebende Rennfahrer René Rast als letzter Gewinner fast schon einen historischen Titel der Rennserie mit den ‚Class-One‘ Rennautos. Zudem schaffte der Wahl-Österreicher in nur vier Jahren seiner DTM-Karriere den Hattrick und holte sich drei Mal die heißbegehrte Krone der DTM.
Es war ein äußerst schwieriges Jahr für die Verantwortlichen rund um ihren Chef Gerhard Berger. Zunächst hielt die ITR GmbH an ihrem zu Saisonbeginn ausgegebenen DTM-Zeitplan fest. Als aber im Frühjahr sich in ganz Europa die Corona-Zahlen häuften und die Bevölkerung in ihrem Tun und Handeln eingeschränkt wurde, war der erste Schritt der DTM-Macher, die im italienischen Monza vorgesehenen Testfahrten zunächst in Hockenheim über die Bühne gehen zu lassen. Schließlich wurden diese Probeläufe an den Nürburgring verlagert und dort unter strengsten Hygieneauflagen vom 8. bis 11. Juni durchgeführt. In diesen Tagen beherrschten die Turbotriebwerke der DTM-Boliden von Audi und BMW die Geräusch-Kulisse der legendären Rennstrecke.
Der einstige Ferrari-Formel-1-Rennfahrer Berger hatte die Absicht, die Tourenwagen-Rennserie in ganz Europa starten zu lassen. Doch das Covid-19-Virus machte ihm einen Strich durch sein Vorhaben und die Dachorganisation der DTM, die ITR GmbH, musste eine Rennagenda der besonderen Art aufstellen. Die Saison sollte Anfang Juli auf dem Norisring in Nürnberg zum ersten Mal an den Start gehen. Als nach und nach Veranstaltungen mit Publikum seitens der Regierung untersagt wurden, musste – um überhaupt eine Wertung zu erzielen – ein erneuter Terminkalender erstellt werden. Die ITR GmbH setzte auf sechs Rennstrecken: im belgischen Spa-Franchorchamps und in Zolder, am Lausitzring, in Assen (Holland), dem Nürburgring und final in Hockenheim. In der Lausitz, der Eifel sowie in Zolder fanden jeweils zwei Veranstaltungen statt.
Bei den ersten Läufen zur DTM 2020 zeichnete sich schon ab, dass sich die Konkurrenz aus München nicht ganz so sattelfest behaupten konnte. Die Audi-Teams schienen gerüsteter aus der Winterpause zu kommen und zelebrierten beim Auftakt im belgischen Spa-Franchorchamps gleich zwei Fünffachsiege der Marke. Wegen der strengen Hygieneanforderungen wurde die Mehrheit der Rennen unter Ausschluss der Zuschauer durchgeführt.
In den Fahrerlagern herrschte eine beklemmende Stimmung. Lediglich auf dem Nürburgring und in Assen gelangte ein Kontingent von zugelassen Fans auf die Tribünen, während auf der Rennstrecke weiterhin die Ingolstädter Truppe das Sagen in Sachen Siegen hatte. Bei der zweiten Veranstaltung in der Lausitz gelang dennoch mit Lucas Auer und Timo Glock der erste BMW-Doppelsieg in dieser Saison. In Assen (Niederlande) fuhren die Audianer am Samstag einen Fünffach-Sieg ein, während am Tag darauf der BMW M6 DTM vom Südafrikaner Kelvin v. d. Linde vor vier Audis über die Ziellinie donnerte. Die zwei Renn-Wochenenden auf dem Nürburgring beherrschten wiederum die Audi-Piloten. Der BMW-Mannschaft blieben lediglich die Plätze. Audi’s Starpilot Rast holte sich alle Läufe in Zolder und hievte sich damit an die Spitze der Tabelle. An knisternder Hochspannung und Dramatik hatte die DTM trotz Corona nichts eingebüßt, denn René Rast musste sich seinem Schweizer Teamkollegen Nico Müller vom Abt-Team im Rennen des Samstags beugen und wurde Zweiter. Die Meisterschaft war noch nicht gelaufen und wurde auf den Showdown auf den Sonntag verschoben. Es war schon ein statistisches Novum, denn bis zu diesem Rennen in dieser Saison hatten die beiden Meisterschaftsanwärter René Rast und Nico Müller jeweils sechs DTM-Siege und hielten sich zwölf Mal auf dem Siegerpodium auf. Läppische dreizehn Zähler trennten die beiden Kontrahenten. Nach mehreren Wechseln an der Spitze ließ René Rast nichts mehr anbrennen und zeigte durch seinen Sieg sehr deutlich auf, dass er zu Recht als der letzte DTM-Champion gefeiert wurde. „Mir fehlen die Worte“, ächzte unter Tränen der dreifache Champion aus dem Cockpit seines Audi RS5 DTM an seine Boxenmannschaft zurück und hängte zusätzlich die Worte „vielen, vielen Dank für die vergangenen vier Jahre“ an. Mit diesem dritten Titel der nun zu Ende gegangenen Ära der realen DTM-Boliden zieht René Rast mit dem Altstar Klaus Ludwig in der Anzahl der Meisterschaften gleich. Nur Bernd Schneider holte in seiner DTM-Karriere sogar fünf Meisterschaften.
Damit wird das Buch der uns bekannten DTM-Rennserie zugeklappt. Die Fans werden sich fragen, wie es weitergeht. ITR-Boss Gerhard Berger setzt in der neuen Saison auf die kostengünstigeren GT3-Sportwagen. Ob dies, neben der seit vierzehn Jahren bestehenden ADAC GT Masters gut gehen wird, wird die kommende Zeit zeigen. Das ‚T‘ im Logo hat jedenfalls nun seinen Sinn verloren.
DTM-Fahrerwertung 2020:
1. René Rast Audi 353 Punkte
2. Nico Müller Audi 330 Punkte
3. Robin Frijns Audi 279 Punkte
4. Mike Rockenfeller Audi 139 Punkte
5. Timo Glock BMW 120 Punkte
6. Kelvin v. d. Linde BMW 108 Punkte
DTM-Teamwertung 2020:
1. Audi Sport Team Abt Sportsline 609 Punkte
2. Audi Sport Team Rosberg 451 Punkte
3. Audi Sport Team Phoenix 247 Punkte
4. BMW Team RMG 215 Punkte
5. BMW Team RBM 156 Punkte
6. BMW Team RMR 113 Punkte
7. WRT Team Audi Sport 103 Punkte
8. BMW Team Art Orlen 20 Punkte
Text: Eberhard Strähle
Fotos: ITR GmbH/Hoch Zwei