Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein verheerender Lkw-Crash durch die Medien geht. Und meistens kracht es am Stauende. Mag die Unfallstatistik für das letzte Jahr auch etwas „positiver“ aussehen, auf den Bundesautobahnen ist ein gegenläufiger Trend bei Unfällen, an denen schwere Sattelzüge und Tranporter („Sprinterklasse“) beteiligt sind, festzustellen. Die vorläufigen Ergebnisse der Unfallstatistik weisen für 2019 zwar einen Rückgang bei den getöteten Insassen von Güterkraftfahrzeugen um 14,2% (-23 Fälle) aus. Bei insgesamt 151 Unfalltoten kompensieren diese jedoch nicht den starken Anstieg der beiden Vorjahre (2017 waren es 167, 2018 sogar 174 Tote). In der Fünf-Jahresstudie „Unfälle von Güterkraftfahrzeugen im Straßenverkehr 2018“ des Statistischen Bundesamtes verbirgt sich gerade für Bundesfernstraßen ein großes Gefahrenpotenzial. Bundesweit stieg in diesem Zeitraum die Zahl beteiligter Sattelzugmaschinen an BAB-Unfällen um 27,8% von 3.294 auf 4.210. In der „Sprinterklasse“ (<3,5t) nahmen die Unfallbeteiligungen um 20,9% von 1.934 auf 2.338 zu.
Schlechter Straßenzustand mit verantwortlich
Laut Studie ist das Risiko, bei einem “Lkw-Unfall” getötet zu werden, für die anderen Unfallbeteiligten mehr als dreimal so hoch wie für Insassen eines Güterkraftfahrzeuges. Durchschnittlich sterben so jährlich rund 600 Verkehrsteilnehmer. Unfälle am Stauende werden in der Statistik nicht gesondert ausgewiesen. Diese hängen jedoch stark mit der Anzahl eingerichteter Dauerbaustellen auf hochbelasteten Transitstrecken zusammen und variieren deshalb. So starben in den ersten beiden Monaten im Jahr 2020 bei mehr als 60 Auffahrunfällen auf deutschen Autobahnen bereits zwölf LKW-Fahrer.
Das deutsche Autobahnnetz ist sanierungsbedürftig. Die Bundesanstalt für Straßenverkehr (BASt) weist in ihren Zustandsnoten für 40.000 Autobahnbrücken bereits 5.000 als sanierungsbedürftig aus. Der LKW-Verkehr wird prognostisch weiter wachsen. Auf den stark belasteten Autobahnen werden die Sanierungen schneller fällig. Der ADAC weist in seiner Staubilanz 2019 eine 20prozentige Zunahme der Baustellen aus – Tendenz steigend.
Die Monotonie des Fahreralltags, der oft fehlende Sicherheitsabstand, Geschwindigkeiten von nahe 90 km/h und die Ablenkung durch Smartphones und Tablets potenzieren die Unfallgefahren.
Allein mit dem Ruf nach mehr Kontrollen sind die Gefahren nicht einzudämmen.
Nationaler Koordinator gefordert
„Unfallprävention ist Chefsache. Nur zusammen mit den Unternehmern können die Fahrer überzeugt und zur Selbstverpflichtung angehalten werden“, so Dieter Schäfer, ehemaliger Polizeidirektor in Mannheim und Vorstandsmitglied im Präventionsverein Hellwach mit 80 km/h e.V.
Das Transportgewerbe, das produzierende Gewerbe, der Handel, die Straßenbaulastträger und die Politik müssen konzertiert dazu beitragen. Der Verein fordert deshalb einen Nationalen Koordinator zur Abwehr dieser Gefahren. Mehr Informationen zu „Hellwach mit 80 km/h“: hier
(Hellwach mit 80km/h / bic)
Grafik: Hellwach mit 80 km/h