Autos mit Lithium-Ionen-Akku brennen nicht viel anders als Wagen mit Verbrennungsmotor. Dennoch muss sich die Feuerwehr auf einige Besonderheiten einstellen.
Wenn ein Auto mit E-Antrieb brennt, ist Vorsicht geboten. Die für die Fortbewegung benötigte Energiemenge ist im Inneren der einzelnen Zellen gespeichert, die miteinander zu Packs verbunden sind und so die Batterie bilden. Brennt eine Zelle, springt im wahrsten Sinne des Wortes der Funke auf die anderen über: Hitze und Feuer „gehen durch“. Experten sprechen daher vom „thermal runaway“.
Was das bedeutet, musste die Düsseldorfer Feuerwehr Anfang Dezember erfahren, als sie beachtliche 9.000 Liter Wasser benötigte, um ein brennendes Auto zu löschen. Das Problem war, dass sich in dem Wagen viele elektronische Geräte mit Lithium-Ionen-Akkus befanden, wie sie auch in Hybrid- und Elektroauto eingesetzt werden.
Vielen Menschen ist unklar, was man bei einem brennenden Elektroauto machen soll. Überhaupt gibt es Verunsicherung, ob man sich einem verunfallten Elektroauto gefahrlos nähern kann, schließlich könnte es unter Strom stehen. Es soll sogar schon vorgekommen sein, dass Menschen aus Angst vor einem Stromschlag den Verletzten nach einem Unfall nicht zu Hilfe kamen.
Der ADAC betont: Das Hochvoltsystem von E-Autos schaltet sich bei einer Kollision sofort ab. Es ist mit den gleichen Sensoren verbunden, die auch für die Auslösung der Airbags zuständig sind. Ebenso wird bei einem Batteriedefekt der Stromfluss automatisch unterbunden, so dass auch bei einer Panne keine Gefahr besteht. Das alles soll dem Schutz der Fahrzeuginsassen dienen, aber auch anderen Unfallbeteiligten, Ersthelfern und bei Reparaturmaßnahmen. Dennoch sollten nur qualifizierte Personen Arbeiten an den Komponenten des Hochvoltsystems durchführen. „Für alle anderen gilt: Hände weg von den Hochvoltkomponenten und von allen orangefarbenen Leitungen!“ mahnt der ADAC.
Überdies sind die Akkus in crashsicheren Boxen oder verstärkten Rahmen untergebracht, die gut 200 bis 300 Kilogramm wiegen. ADAC-Tests im vergangenen Sommer ergaben, dass das schwere Batteriesystem keine negativen Auswirkung auf das Deformationsverhalten des Fahrzeugs hat und die passive Sicherheit der Insassen nicht beeinträchtigt. So blieben beim testweisen Frontalzusammenstoß eines Kleinstwagen bei über 60 km/h die im Unterboden untergebrachten Batterien unbeschädigt. Die Verformung der Karosse stoppte „weit vor dem Batteriepack“, stellten die Testingenieure fest. Auch die automatische Abschaltung des Hochvoltsystems funktionierte, wie sie sollte, „binnen Millisekunden“. ADAC-Fazit: „Die Sicherheit des Hochvoltsystems und der Fahrzeugbatterien war jederzeit gewährleistet. Es bestand keine Brandgefahr.“
Wenn ein Elektro- oder Hybridauto doch einmal in Flammen steht, geschieht im Prinzip das gleiche wie bei einem Benziner oder Dieselauto. „E-Autos brennen weder heftiger noch häufiger, nur anders“, sagte Karl-Heinz Knorr, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, gegenüber der „dpa“. Die Wucht des Brandes ist in beiden Fällen enorm, dennoch müssen Brandbekämpfer einen wesentlichen Unterschied berücksichtigen: Während man beim Auto mit fossilem Antrieb gern Löschschaum einsetzt, um dem Feuer die Luft zu entziehen, ist bei Elektroautos ganz normales Wasser das Mittel der Wahl. Es reiche nämlich nicht, die Flammen zu ersticken, erläutert Knorr. Ziel müsse vielmehr sein, dem Akku mehr Energie zu entziehen, als er freisetzt, sonst könne er sich wieder entzünden. „Daher hilft nur kühlen, kühlen, kühlen.“
Das Feuer „frisst“ so viel Wasser, dass man gleich ein zweites Tanklöschfahrzeug hinterherschicken kann, wenn kein Hydrant in der Nähe ist, meint der Feuerwehrmann. Genau das haben seine Düsseldorfer Kollegen gemacht. Anderthalb Stunden dauerte ihr Kampf gegen die Flammen.
Es wurden auch schon Alternativen zum Wasser ausprobiert, etwa Metallbrandpulver, Sand oder Löschgase. Diese Stoffe haben allerdings den Nachteil, wie sich in Praxistests herausstellte, dass sie schwer an die gut verdeckten und verstauten Batteriepacks gelangen.
Für den Schutz der Feuerwehrleute bei E-Auto-Einsätzen ist die bisherige Ausrüstung ausreichend. Damit generell kein Strom über das Löschwasser zum Menschen an der Löschspritze geleitet wird, besteht der Wasserstrahl seit geraumer Zeit aus einzelnen Tropfen, was verhindern soll, dass eine „Leitung“ entsteht, über die der Strom fließen kann. Dennoch sollten Brandbekämpfer einen Sicherheitsabstand zum E-Auto wahren.
Wenn das Feuer gelöscht ist, zeigt sich die vielleicht hinterlistigste Eigenschaft brennender Lithium-Ionen-Batterien: Sie können sich von allein entzünden. 24 Stunden lang muss man aufpassen, manchmal auch 48 Stunden, bis die „Hitzenester“ tief im Inneren der Zellen endgültig behoben sind. Derzeit weiß man diesem Phänomen nur dadurch Herr zu werden, dass man das ausgebrannte Auto mit Hilfe eines Krans in einen Container voll mit Wasser bugsiert.
Kristian Glaser (kb)
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