//Neues Buch: Traumwagen von Awtowelo

Neues Buch: Traumwagen von Awtowelo

Dem Sohn eines Fuhrunternehmers in Bad Salzungen blieb 1951 trotz guten Abiturs der Weg an eine Universität der DDR zunächst verwehrt. So begann er eine Lehre als Kfz-Schlosser bei BMW Eisenach (wo ihm gute Leistungen später doch den Weg zum Hochschulstudium ebneten und dann als frischgebackenen Diplom-Ingenieur zum Re-Start im Thüringer Automobilwerk). Die Rede ist von VdM-Mitglied Horst Ihling, der in seinem jüngsten Buch als Zeitzeuge sowie als Herr über einen Schatz historischer Aufnahmen eine nahezu vergessene Phase Eisenacher Fahrzeugproduktion in den Wirren der ersten Nachkriegsjahre wieder aufleben lassen kann.

Das Eisenacher BMW-Werk war im Krieg zur Hälfte zerstört worden, die ersten Aufräumarbeiten fanden noch unter US-amerikanischer Besatzung statt. Dann griffen die Vereinbarungen von Jalta, Thüringen wechselte im Juli in den sowjetischen Machtbereich. Die staatliche Aktiengesellschaft Awtowela begann Fahrzeuge mit BMW-Emblem zu produzieren, was in München wenig Gegenliebe fand. Es folgte eine Reihe nationaler wie internationaler Prozesse. 1952 wurde die SAG Awtowela aufgelöst und als VEB in den Industrieverband Fahrzeugbau (IFA) überführt. Das Ende des Viertaktvierzylinders war damit besiegelt. Die Staats- und Parteiführung befahl den Dreizylinderzweitaktmotor, der über Jahrzehnte das Bild des Westens vom Fahrzeugbau jenseits der Demarkationslinie prägen sollte. Richtige Traumwagen, wie eine Symbiose aus Barockengel und Adenauer-Mercedes, zeigen jedoch, dass deutsche Ingenieurskunst im Osten – eigentlich – nicht weniger zuwege bringen konnte. Horst Ihlings Bilderschätze belegen das eindrucksvoll, ein großer Teil davon auch mit Fotos aus der Zeit ebenbürtiger Rennwagen und -motorräder.

Der neue Band ist sein 23. Buch „und für mich nun wirklich das allerletzte“, sagt der 87-Jährige. Er will ab jetzt seine ganze Kraft dafür aufwenden, das umfangreiche Archiv fertig zu machen zur Übergabe an die Stiftung „Automobile Welt Eisenach“ und deren Museum (www.awe-stiftung.de). In jedem Fall ist das Buch auch eine Fundgrube zahlreicher schöner Aufnahmen aus einer Ära des Automobils, als es zur ganzen Entfaltung seiner dynamischen Qualitäten – natürlich ohne Schrammen oder Schlimmeres – dem Fahrer noch etwas mehr an Kunstfertigkeit abverlangte als heute. Und erfolgreiche „Arbeit“ gegebenenfalls mit viel Fahrspaß belohnte. Wer sie illustriert noch einmal erleben will, findet im Netz dazu diesen Thüringer Verlag: www.ideenteufel.de, Preis des wertig gestalteten Bandes 24,95 Euro.

Erich Kupfer