//Der Boom hält an in der Caravaningbranche

Der Boom hält an in der Caravaningbranche

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 26.941 Caravans neu zugelassen. Das entspricht einem Zuwachs von 10,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei den Reisemobilen stiegen die Neuzulassung 2019 sogar um 15,1 Prozent auf 53.922 Einheiten. Damit wurden in Deutschland 80.863 Freizeitfahrzeuge verkauft, ein Plus von 13,6 Prozent. „Das Jahr 2019 war damit für die Caravaningbranche erneut ein Rekordjahr“, sagte Hermann Pfaff, Präsident des Caravaning Industrie Verbands (CIVD), bei der Jahrespressekonferenz auf der Stuttgarter CMT. Das vergangene Jahr sei bereits das sechste in Folge gewesen, in dem die Branche wuchs. Dabei haben sich die Neuzulassungen bei den Reisemobilen in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt. Die Caravan-Neuzulassungen erzielten das beste Ergebnis seit 1996. 

Dabei ist Caravaning nicht gerade billig. Der durchschnittliche Caravan kostete im vergangenen Jahr 21.456 Euro und damit 3,5 Prozent mehr als 2018. Für ein neues Reisemobil zahlten Käufer 2019 im Schnitt 71.962 Euro. Das waren zwei Prozent weniger als im Vorjahr. Allerdings kauft nicht jeder gleich ein Neufahrzeug, viele starten in das Abenteuer Caravaning erstmal mit einem Mietfahrzeug. 

Caravaning auch bei Jüngeren immer beliebter

„Inzwischen kann jeder fünfte Deutsche sich einen Caravaning-Urlaub vorstellen“, so Hermann Pfaff. Und auch die Jüngeren begeistern sich zunehmend für den unabhängigen Urlaub mit Caravan oder Reisemobil. „Eine Studie des Marktforschungsinstituts GfK hat der Generation der Millennials, also Personen zwischen Mitte 20 und Mitte 30, die größte Affinität zum Caravaning bescheinigt.“ Und die, die schon mit Caravan und Reisemobil unterwegs sind, nutzen ihre Freizeitfahrzeuge ausgiebig. Über 50 Millionen Übernachtungen zählten die deutschen Campingplätze in 2019, hinzu kamen 15,5 Millionen auf Reisemobilstellplätzen. GfK hat zudem ermittelt, wohin die Deutschen mit Caravan oder Wohnmobil am liebsten reisen. „Auf Platz 1 liegt Deutschland. 85 Prozent der Befragten wollen das Heimatland bereisen. 58 Prozent der Caravaning-Fans wollen nach Frankreich. Ebenfalls 58 Prozent geben die Niederlande als attraktives Ziel an, 57 Prozent erwägen einen Trip nach Dänemark und 56 Prozent zieht es nach Italien.“

Weitere Zuwächse in 2020

Entsprechend positiv blicken die Hersteller von Freizeitmobilen in die Zukunft. Nach einer Umfrage des CIVD unter seinen Mitgliedern rechnet die Mehrheit der deutschen Hersteller 2020 mit einer steigenden Binnennachfrage. Auf dem Caravanmarkt erwarten 56 Prozent der Unternehmen weitere Zuwächse beim Absatz, bei den Reisemobilen sind es gar 79 Prozent. Alle anderen gehen von einem Ergebnis auf Vorjahresniveau aus, einen Rückgang erwarte kein Hersteller. Auch bei den Exporterwartungen sind die meisten Hersteller zuversichtlich. CIVD-Geschäftsführer Daniel Onggowinarso erwartet daher, dass 2020 mit rund 221.500 Freizeitfahrzeugen fünf Prozent mehr Caravans und Reisemobile in Europa verkauft werden als im Vorjahr. Dabei werde der deutsche Markt Rückgänge in einzelnen Exportländern ausgleichen. 

Trend zu kompakten Fahrzeugen, komfortabel und vernetzt

Wie auch die CMT zeigt, verstärkt sich der Trend zu kompakten Fahrzeugen, konstatiert der CIVD. „Kastenwagen machen inzwischen rund die Hälfte der gesamten Reisemobilproduktion aus und haben mittelgroße teilintegrierte Modelle als Nummer 1 abgelöst.“ Die Kunden schätzen, dass sie leichter zu bewegen und daher besser für Städtetrips sowie den Alltag geeignet sind. Außerdem steige die Nachfrage nach Komfortoptionen, Ausstattungsextras und elektronischen Helfern. „Inzwischen sind fast alle Geräte im Freizeitfahrzeug über ein zentrales Bedienpanel intuitiv steuerbar und die Füllstände von Batterie, Wassertanks und Gasflasche per Smartphone abrufbar.“

Umsatzrekorde in der Branche

Die Zulassungsrekorde schlugen sich entsprechend auch auf den Umsatz der Caravaning-Branche nieder, die 2019 mit 11,66 Mrd. Euro ebenfalls einen Rekordwert erzielte. Der Neufahrzeugumsatz hatte daran einen Anteil von 6,52 Mrd. Euro (+0,4 %). Daran hatte der Export, vor allem ins europäische Ausland einen Anteil von 2,6 Mrd. Euro. Mit Gebrauchten wurden 4,13 Mrd. Euro (+9,3 %) und mit Zubehör 1,01 Mrd. Euro (+6,3 %) erwirtschaftet. 

Der Export dagegen sank 2019 nach fünf Wachstumsjahren um 6,2 Prozent. 51.330 Fahrzeugen wurden ausgeführt. „Das rückläufige Auslandsgeschäft ist im wesentlich auf die negativen Entwicklungen der Märkte im Vereinigten Königreich und in Schweden zurückzuführen“, berichtete Daniel Onggowinarso, CIVD-Geschäftsführer. „In Europa sind die deutschen Hersteller Marktführer.“

Dass vor allem der Campingbus und der ausgebaute Kastenwagen boomen, zeigt sich auch auf der CMT in Stuttgart. Dort hat man dieser Gattung eine eigene Halle spendiert, die „Camping Bus Area“. Im Mittelpunkt stehen dort nicht nur die gängigen Ausbauten auf VW Transporter, Fiat Ducato, Mercedes Sprinter und Co, sondern auch Kommunikationsplattformen wie zum Beispiel das „Vans & Friends Wohnzimmer“, wo es täglich ein Informationsprogramm für Insider gibt.

Marktplatz für Start-up


Daneben fiel uns noch besonderes das Start-up PlugVan auf, das aus einem klassischen Kastenwagen ein Wohnmobil macht – und das nicht mit einem herkömmlichen Festaufbau, sondern mit einem fertigen Einschub, der einfach im Fahrzeug untergebracht wird. Das Modul besteht aus einem Stahlrahmen, an den Seitenwände geplankt werden. Im Inneren des Kastens befindet sich die Möblierung mit Schränken, Polstern und so weiter. Auf vier Stützfüßen wir das Ganz bewegt, in rund fünf Minuten ist alles verstaut. Jörg Kortmann, Erfinder des Systems, will damit vor allem jene Fahrzeughalter ansprechen, die ihren Kastenwagen normalerweise gewerblich nutzen und in der Freizeit mit einem Wohnmobil unterwegs sein wollen. Das zweite Standbein sind übrigens Werkstattausbauten für Kastenwagen, die nach ähnlichem Prinzip funktionieren. Mehr Infos dazu gibt es bei PlugVan im Netz: http://www.plugvan.com

so/bic

Fotos: CIVD/Bicker