//Biosprit – Kraftstoff der Zukunft?

Biosprit – Kraftstoff der Zukunft?

Ein Kongress der Superlative im CityTube in Berlin, es ging um das Thema „Fuels of the Future“ und 600 Teilnehmer aus 26 Nationen waren gekommen. Die wesentliche Aussage war, dass Biosprit zur Klimarettung beitragen kann. Es gab eigentlich kein Referat, das dieser Aussage widersprach. Ist das so? Was bringt uns die Zukunft mit Kraftstoffen, die aus organischen Abfällen oder nachwachsenden Rohstoffen entstehen?

Kongress mehrerer Verbände

Kongress Fuels of the Future im Berliner Kongresszentrum CityTube

Acht Verbände haben sich zum Bundesverband Bioenergie (BBE) zusammengetan, um mit „grünen Kraftstoffen“ zum Klimaschutz beizutragen: „In einer Gemeinsamen Erklärung begrüßen acht Verbände aus dem Bereich der flüssigen Energieträger die Feststellung der Verkehrskommission, durch globale, europäische und nationale Vorgaben, den CO2-Ausstoß im Verkehr immer engere Grenzen zu setzen. Sie fordern die Bundesregierung auf, das Potenzial CO2-armer Kraftstoffe ebenso engagiert zu nutzen wie das der Elektromobilität. 

Bis 2050 will die EU klimaneutral werden; bis 2030 gibt es ehrgeizige Zwischenziele unter anderem für den Verkehr. Doch selbst wenn in Deutschland bis 2030 wie angestrebt rund sieben bis zehn Millionen E-Autos fahren, werden noch mehr als 35 Millionen Pkw mit Verbrennungsmotor unterwegs sein. Wesentliche Teile des Lkw-Verkehrs sowie Schiff- und Luftfahrt sind zudem nur schwer elektrifizierbar. Auch mit weiteren erforderlichen Maßnahmen wie mehr Ökostrom und mehr Förderung für Bus und Bahn wird sich die CO2-Lücke im Verkehr nicht schließen lassen. 

Das bedeutet: Wir werden für den Klimaschutz weiterhin flüssige Kraftstoffe brauchen, und diese müssen klimaneutral werden. Biokraftstoffe sorgen bereits heute für Treibhausgasreduktion; fortschrittliche Biokraftstoffe aus Abfall- und Reststoffen werden eine zunehmend bedeutende Rolle spielen. Darüber hinaus steht mit strombasierten synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels) eine weitere Technologie zur Minimierung von CO2-Emissionen im Verkehr zur Verfügung.“ Soweit die Erklärung des BBE zum Berliner Kongress.

Was ist Biosprit?

Der überwiegende Teil heutiger Kraftstoffe kommt aus der Erde, es sind Erdgase oder Rohöle. Aber es gab insbesondere im Zweiten Weltkrieg auch synthetische Kraftstoffe, die aus Kohle hergestellt wurden. Doch Rohstoffe gegen zur Neige. Wann? Darüber gibt es stark abweichende Aussagen. Kohle soll noch 2.500 Jahre verfügbar sein.

Im Foyer ein biogasangetriebener Rennwagen. Einsatz bei der VLN-Langstreckenmeisterschaft Nürburgring

Biosprit aus Biomasse könnte eine klimaschonende Alternative zu herkömmliche Kraftstoffen sein. Sprit aus nachwachsenden Rohstoffen, wie er auch dem E10 oder E5 beigemischt wird, bietet durch nachwachsende Rohstoffe den Vorteil einer Reduktion von Kohlendioxidemissionen. 

Biomasse war ursprünglich Gülle oder pflanzliche Abfälle. Für die Herstellung von Biosprit wird herkömmlicher Treibstoff aus Erdöl mit Treibstoff aus pflanzlichen Rohstoffen gemischt. Für Diesel und Benzin kommen unterschiedliche Pflanzen in Frage: Raps, Ölpalmen, Soja und Sonnenblumen sind die wichtigsten Pflanzen für Biodiesel.

Probleme

Im Frühsommer bedecken riesige gelbe Rapsfelder die Landschaft und wenn man im Herbst durch landwirtschaftliche Flächen fährt, so versperren hochwachsende Maisfelder die Sicht. Raps und Mais werden in Deutschland vorwiegend als Biopflanzen eingesetzt. Kritikpunkte: Monokultur und Verwendung von Nahrungsmittelpflanzen, mit denen man auch hungrige Mäuler stopfen könnte.

Umweltschützer wie Greenpeace behaupten zudem: Biosprit ist nicht bio! Biosprit“ hört sich gut an: Es suggeriert umweltbewusstes Autofahren und klimaschonenden Treibstoff aus nachwachsenden Pflanzen. Doch die Vorstellung vom klimaneutralen Biosprit basiert auf einer Milchmädchenrechnung. Richtig ist, dass bei der Verbrennung im Auto nicht mehr Kohlendioxid frei wird, als in der Pflanze vorher gespeichert wurde. Allerdings entscheidet die gesamte Produktionskette vom Anbau bis zur Zapfsäule – vom Düngemittel bis zur Weiterverarbeitung – über die Klimabilanz. Wichtig dabei: Was wuchs auf dem Land, auf dem nun Raps, Soja oder Zuckerrohr sprießen? … Der zunehmende Anbau von Agrospritpflanzen benötigt viel Platz. Je mehr Agrar- und Urwaldflächen dem boomenden Geschäft mit Soja, Ölpalmen und Raps geopfert werden, desto mehr muss der Anbau von Nahrungspflanzen auf andere Gebiete ausweichen.“

MdB Artur Auenhammer, Chairman BBE, leitete den Kongress

Biosprit-Industrie ist zuversichtlich

Die Biogas-Industrie aber ist zuversichtlich, dass mit Biosprit ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden kann. Artur Auenkammer, MdB und BBE-Chairman, sagte, Biokraftstoffe leisten einen Beitrag zur Reduzierung von CO2. Deshalb sollten herkömmliche Kraftstoffe mit einer CO2-Besteuerung belastet werden und Biokraftstoffe steuerlich bis 2030 begünstigt werden. Da dem Klimaschutz die Zeit davonlaufe, gebe es keinen Weg vorbei an Biokraftstoffen. 

Text und Fotos: Klaus Ridder