//Alkoholverbot am Steuer gefordert

Alkoholverbot am Steuer gefordert

Der schreckliche Alkoholunfall in Südtirol letzte Woche mit sieben Toten hat das Thema erneut nach vorne gebracht: immer noch passieren zu viele Unfälle unter Alkoholeinfluss. Die Deutsche Verkehrswacht (DVW) hat deshalb vor einigen Tagen in ihrem Facebook-Blog einmal mehr darauf hingewiesen:
– 2018 gab es in Deutschland über 35.000 Alkoholunfälle
– Mehr als 17.000 Menschen wurden dabei verletzt
– rund 70 Prozent der Fahrer, die alkoholisiert an einem Unfall mit Personenschaden beteiligt waren, hatten mehr als 1,1 Promille und waren damit absolut fahruntüchtig
– etwa jeder vierte hatte mehr als 2 Promille
Darum fordert die DVW: Absolutes Alkoholverbot am Steuer!

Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV) und Träger des goldenen Dieselrings, hat in seinem Blog ebenfalls deutlich Stellung bezogen. Dass bei einer höheren Strafe, wie in Italien praktiziert, weniger Unfälle unter Alkohol passieren würden, bezweifelt Brockmann. Der Fahrer in Südtirol hatte eine Blutalkoholkonzentration von zwei Promille, „ein Wert, den ein Gelegenheitstrinker gar nicht erreichen würde. Wir wissen längst, dass wir weniger ein Problem mit trinkenden Fahrern, als vielmehr mit fahrenden Trinkern haben“. Brockmann konstatiert zwar, dass die Zahl der unter Alkoholeinfluss verursachten tödlichen Unfälle von 1.114 im Jahr 1998 auf 244 im Jahr 2018 zurückgegangen sei, was auf Aufklärungsarbeit und der Einstellung in der Gesellschaft zurückzuführen sei, übrig blieben aber „in vielen Fällen alkoholgewöhnte Menschen“. Und denen, so der Unfallforscher, sei nur schwer beizukommen. Er plädiere deshalb für eine Fahrzeugtechnik, die verhindert, dass alkoholisierte Fahrer überhaupt das Auto starten können. „Die Technik steht mit der Alkohol-Wegfahrsperre (Alcolock) zur Verfügung. Ich verstehe nicht, warum wir das nicht als europäische Regelung für alle neuen Fahrzeuge verpflichtend machen können,“ so Brockmann sehr deutlich (zum UDV-Blog).

Auch der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) macht sich in seinem aktuellen Arbeitsprogramm für 2020 wieder stark für eine forcierte Alkoholkontrolle. Der DVR macht klar, dass 2018 Alkoholeinfluss bei 4,5 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden eine der Unfallursachen waren und dass 7,5 Prozent (jeder 13. getötete Verkehrsteilnehmer) infolge eines Alkoholunfalls starb. Bereits im letzten Jahr hat der DVR sich für Alkohol-Wegfahrsperren ausgesprochen und den vom Deutschen Verkehrsgerichtstag angeregten Modellversuch gutgeheißen, bei dem untersucht würde, ob besonders auffällige Alkoholsünder mit Wegfahrsperren im Auto und begleitetem psychologischem Programm vom Fahren mit Alkohol wegkämen.
(bic)
Foto: Pixabay