//Alternativantriebe nehmen zu

Alternativantriebe nehmen zu

Die Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) hat im aktuellen DAT Diesel-Barometer die alternativen Antriebe und dort insbesondere die rein batteriebetriebenen Fahrzeuge betrachtet. Basis für die Analysen ist neben Auswertungen von KBA- und DAT-Datenbanken auch eine repräsentative Stichprobe von 1.005 privaten Autokaufplanern, die über die GfK abgefragt wurden.

Der Anteil an Pkw mit alternativen Antrieben wächst:
Von allen seit Jahresbeginn neu zugelassenen Pkw fallen 7,9% in den Bereich der alternativen Antriebsarten. Vor einem Jahr waren es im gleichen Zeitraum noch 5%. Als alternative Antriebsarten werden beim Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) alle Antriebe subsummiert, die nicht als reine Diesel- oder Benzin-Pkw gelten. Den größten Anteil machen aktuell 73,0 Prozent Hybrid-Pkw aus, gefolgt von 21,2 Prozent reine Elektrofahrzeuge. Bei der Betrachtung der Hybridfahrzeuge muss man allerdings beachten, dass durch die Systematik des KBA zu diesen Pkw auch so genannte Mild-Hybrid-Modelle und Fahrzeuge mit 48-Volt-Bordnetz zählen, obwohl sie keinen einzigen Meter rein elektrisch fahren können, sondern durch einen Benzin- oder Dieselmotor angetrieben werden.

Ladegeschwindigkeit wichtiger als Verfügbarkeit von Ladestationen:
Auf die Frage „Was wären die drei wichtigsten Anreize für Sie, sich für ein reines Elektroauto zu entscheiden?“ konnten die Endverbraucher, die kurz vor dem Autokauf stehen, aus mehreren Antworten wählen. An erster Stelle standen der Kaufpreis, die Reichweite und die Ladegeschwindigkeit. Die Verfügbarkeit von Ladestationen rangierte erst auf Platz 4.

Benötigte Reichweite von E-Autos bei 415 km:
Auf die Frage „Welche Reichweite erwarten Sie mindestens von einem reinen Elektroauto, damit es für Sie interessant ist und Ihre Bedürfnisse abdeckt?“ wurde eine durchschnittliche Reichweite von 415 km ermittelt. Wer im Jahr weniger als 10.000 km mit seinem Pkw zurücklegt, dem würden 365 km Reichweite genügen. Vielfahrer mit mehr als 30.000 km Jahresfahrleistung bräuchten E-Autos mit einer Reichweite von 473 km, damit diese für sie interessant wären.

Wahrnehmung der Berichterstattung über E-Autos in den Medien:
Die Endverbraucher wurden gefragt, ob sich die Art der medialen Berichterstattung rund um das Elektroauto in den letzten drei Monaten verändert hat. Zur Antwort standen „Ja, sie ist positiver geworden“, „Ja, sie ist negativer geworden“, „Nein, sie ist gleich geblieben“ und „Weiß nicht / interessiert mich nicht“. 18% der Endverbraucher meinten, sie sei negativer geworden, 38% sahen sie positiver. 39% entschieden sich für „gleich geblieben“ und 5% hatten keine Meinung dazu.

45% würden ein E-Auto nur als Zweitwagen, 39% als Erstwagen nutzen:
„Sehen Sie aktuell ein reines E-Auto eher nur als Zweit- oder Drittwagen in Ihrem Haushalt oder können Sie sich ein reines E-Auto auch als Ersatz des hauptsächlich genutzten Pkw im Haushalt vorstellen?“ 16% der Endverbraucher waren sich bei dieser Frage unschlüssig. 45% sehen diese Technologie derzeit nur in einem Zweitwagen, immerhin 39% sogar im Erstwagen ihres Haushaltes. Je nach verfügbarem Haushaltseinkommen verändern sich diese Anteile, d.h. je höher das Einkommen, desto häufiger wäre das E-Auto ein Zweitwagen.

Situation der Diesel-Pkw im Autohandel:
Die Gebrauchtfahrzeugwerte von drei Jahre alten Pkw verlaufen weiter leicht fallend. Für einen drei Jahre alten Diesel-Pkw werden aktuell 52,1% des ehemaligen Listenneupreises erzielt. Vergleichbare Benziner erzielen mit 56,8% weiterhin deutlich mehr. Die Standtage der Diesel-Gebrauchtwagen sind dagegen deutlich zurückgegangen. Derzeit befinden sich Diesel-Pkw 88 Tage im Bestand des Händlers, bevor sie verkauft werden. Unter 90 Tage Standzeit wurde zuletzt im August 2016 erreicht. Benziner kommen auf 79 Tage.

Situation auf dem Automarkt in Deutschland:
Insgesamt hat der Pkw-Markt im Juli etwas an Fahrt verloren: Benzin- und Diesel-Gebrauchtwagen waren weniger gefragt als im Vormonat, Benzin-Neuwagen erfreuten sich einer konstanten Nachfrage, Diesel-Neuzulassungen waren leicht rückläufig. Betrachtet man allerdings die kumulierten Zahlen, das heißt die Summen seit Jahresbeginn, und vergleicht diese mit dem Vorjahreszeitraum, so lag der Rückgang bei den Benzin-Gebrauchtwagen nur bei 0,3 Prozent, bei den Diesel-Gebrauchtwagen bei 1,3 Prozent. Diesel-Neuzulassungen stiegen im gleichen Zeitraum um 2,1 Prozent, Benzin-Neuzulassungen sanken um 4,5 Prozent.

Weitere Informationen zum DAT Dieselbarometer finden Sie hier: Dieselbarometer

Kommentar von Jens Nietzschmann, DAT-Geschäftsführer:
Auf der IAA konnte man – zumindest an den Pressetagen – den Eindruck gewinnen, dass die dort vertretenen Aussteller zukünftig hauptsächlich rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge anbieten werden. Wie wir alle wissen, hätte ein solches Szenario für die Hersteller und Importeure wenig Chancen auf Erfolg und deshalb wurden mit Beginn der Publikumstage auch viele Elektrofahrzeuge gegen Benziner und Diesel ausgetauscht oder die Hybride prominenter platziert. Die Nutzung von rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen hat eben noch nicht allzu viel mit der Lebenswirklichkeit der Verbraucherinnen und Verbraucher zu tun. Wie unsere aktuelle Befragung von Kaufentscheidern zeigt, orientieren diese sich auch zukünftig wohl eher an ihrem konkreten Bedarf als an den Untiefen der zunehmend von Klima-Hysterie geprägten Diskussion in den deutschen Medien. Zwei Drittel der Bundesbürger (und somit auch der von uns repräsentativ befragten Personen) wohnen nicht in Ballungszentren mit mehr oder minder gut funktionierendem öffentlichen Nahverkehr, sondern auf dem Land und können deshalb nicht auf ihr eigenes Auto verzichten. Kein Wunder also, dass ein durchschnittlicher Pkw-Kaufplaner von E-Autos eine Reichweite von 415 Kilometer erwartet. Als selbstverständlich kann hierbei vorausgesetzt werden, dass diese Reichweite auch unter allen Witterungsbedingungen, also mit eingeschalteter Klimaanlage oder Heizung und so weiter erreicht werden muss. Auch recht logisch finde ich, dass keineswegs die Verfügbarkeit der öffentlichen Ladestationen den größten Anreiz für den Kauf eines Elektro-Autos bildet, sondern ein attraktiver Kaufpreis. Schließlich sind die Möglichkeiten, sich seine private Ladeinfrastruktur zu schaffen auf dem Land sicher etwas einfacher zu realisieren, als in der Stadt. Diese Erkenntnis war ganz offensichtlich auch Gegenstand der Überlegungen der Bundesregierung beim Schnüren des aktuellen Klimapaketes. Angesichts der Tatsache, dass die Urbanisierung in Deutschland so langsam an ihre natürlichen Grenzen stößt, wäre es aus meiner Sicht auch für grüne Politiker und Politikerinnen ein sehr großes Wagnis, ihren Wählern das Landleben zu vermiesen.

(DAT/bic)