Regionalkreisleiter Klaus Ridder hatte eingeladen und rund 16 Mitglieder des VdM trafen sich Mitte Juni im Fischereimuseum in Troisdorf-Bergheim. Dort konnten die Kollegen bei einem rund eineinhalbstündigen Rundgang durch das Museum vieles über die tausendjährige Fischereitradition an der unteren Sieg und am Rhein erfahren. Anschließend nahm Klaus Ridder die Verbandsmitglieder mit auf eine spannende Zeitreise rund um die Rheinschifffahrt. Da konnte er neben vielen interessanten Geschichten von Havarien und Hochwasser natürlich auch die eine oder andere Anekdote aus seinem Arbeitsleben als Gefahrgutexperte erzählen.
Spannender Zugang zur Geschichte: vom Mittelalter zur Gegenwart
Das Museum liegt unmittelbar am Naturschutzgebiet Siegaue in Troisdorf-Bergheim. Der 2010 errichtete Neubau ist schon von weitem durch seinen roten Turm zu erkennen, in dem sich das neue Fischereimuseum befindet. Dort wartete schon Museumsführerin Beatrice Maroldt-von Detten auf die VdM-Kollegen und gab ihnen einen kurzweiligen Einblick in die historische Binnenfischerei und die wirtschaftliche Bedeutung für die Region. Der Fischfang prägte seit dem frühen Mittelalter den Alltag in Bergheim an der Sieg und ist eng mit dem Kloster Vilich verbunden. Das Kloster verlieh damals die Fischrechte für die Mündung an der Sieg und die rechte Rheinseite zwischen Beuel und Mondorf an eine Gemeinschaft aus 14 Fischerfamilien. Diese entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer zunftähnlichen Bruderschaft mit gemeinsamen Lebens-, Glaubens- und Arbeitsgrundsätzen. Diese Fischerei-Bruderschaft besitzt auch heute noch die Fischereirechte. Daneben übernimmt sie aber auch Aufgaben im Bereich der Bildung und kümmert sich um den Naturschutz in der Siegaue und die Pflege der Tradition. Traditionen sind ein wichtiger Bestandteil der Bruderschaft und so fand 2012 ein großes Jubiläumsfest statt, das den 1025-jährigen Bestand des Fischereiprivilegs würdigte.
Vom Brotfisch und Backfisch: der harte Alltag der Fischer
Schon damals mussten die Bergheimer Fischer fundierte Kenntnisse über das Fanggebiet an Rhein und Sieg, die landschaftlichen Besonderheiten der Aue und die verschiedenen Fischarten haben, um ein gutes Fangergebnis zu erzielen. Das Wissen um die Gewohnheiten der Fische, die Eigenarten der Gewässer und die dazu passende Fangmethode wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Das sicherte letztendlich nicht nur den Fischern und ihren Familien das Überleben, sondern auch den Bootsbauern, Netzstrickern, Korbmachern, Händlern und Gastwirten.
Viele Jahrhunderte lang war der Fischfang die Lebensgrundlage für die Menschen am Fluss. Fisch stand häufig auf dem Speiseplan der Bergheimer Fischer. Ursprünglich diente der Fischfang nur dem Eigenbedarf und der Versorgung der unmittelbaren Nachbarschaft. Der Alltag der Fischer war hart und mühsam. Edelfische wie Lachs, Aal, Hecht oder Karpfen wurden gewinnbringend in den nahegelegenen Großstädten Köln und Bonn verkauft. Diese sogenannten Brotfische sicherten den Fischern den Lebensunterhalt. Für die Fischerfamilien selbst blieben oft nur die Fische von geringerer Güte übrig, die in der Regel gebacken verzehrt wurden. Diese Backfische dienten den Fischern als Nahrungsmittel.
Fischereibruderschaft besteht weiter
Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Berufsfischerei an Rhein und Sieg aufgegeben.
Die Fischerei-Bruderschaft besteht aber bis heute und hat auch weiterhin die Fischereirechte inne. Die traditionelle Flussfischerei an der Mündung der Sieg in den Rhein wurde 2016 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Heute bietet das Fischereimuseum neben einer Ausstellung zur Kulturgeschichte der Fischerei an der unteren Sieg auch Vortragsreihen rund um das Thema Natur und Kultur und dient als außerschulischer Lernort. Von Firmen und Vereinen wird das Museum zudem gern als Veranstaltungsort gebucht und sichert sich so eine zusätzliche Einnahmequelle.
Zum Ausklang der Veranstaltung kehrten die VdMler im nebenanliegenden Restaurant „Zum Bootshaus“ ein. Von der Terrasse aus konnte man einen Blick in das umliegende Naturschutzgebiet der Siegaue werfen. Diese stellte sich als wahres Naturparadies heraus: Neben Enten, Kormoranen und einem Fischreiher gaben sich auch mehrere Nutrias (Biberratten) ein Stelldichein.
Wenn man so viel über Fischfang gehört und gelernt hat, dann liegt es auf der Hand, dass nach dem theoretischen Teil auch ein bisschen Praxis folgen muss. Zum krönenden Abschluss konnten sich die Kollegen dann auf der Terrasse des Restaurants von der Spezialität des Hauses selber überzeugen und frischgeräucherte Forellen verspeisen. Somit fand die Veranstaltung einen in der Tat standesgemäßen kulinarischen Abschluss.
Text und Fotos: Astrid Schafmeister