//CNG-Mobilität in Zeiten des Elektrohypes: VdM-Regionalkreis Bayern, zu Gast beim CNG-Club e.V.

CNG-Mobilität in Zeiten des Elektrohypes: VdM-Regionalkreis Bayern, zu Gast beim CNG-Club e.V.

Lange fristeten erdgasbetriebene Fahrzeuge im Vergleich zu anderen Mobilitätslösungen der Zukunft ein Schattendasein. Zu übermächtig machten vor allem Elektroautos als Allheilmittel für Umweltbelange von sich reden. Doch seit gut einem Jahr erfreuen sich die CNG-Antriebe in Deutschland wieder steigender Beliebtheit – und zwar absolut zu Recht, finden die Experten des CNG-Club e. V. aus München. 
 
VdM-Regionalkreis Bayern informierte sich über CNG, Foto: Wöber
 
Ist die Rede von umweltfreundlichen Antriebslösungen der Zukunft, spricht man heute fast automatisch von Elektroautos. Daneben tauchen Mildhybride, Plug-in-Hybride und seltener Brennstoffzellenfahrzeuge auf. Auch Autogas, so genanntes LPG (engl. für Liquefied Petroleum Gas) ist in den Köpfen der Menschen verankert, fahren doch immerhin 421.000 (Stand: Ende 2017) Autogas-Fahrzeuge in Deutschland. Autos, die mit Erdgas bzw. CNG (engl. Compressed Natural Gas) betrieben werden, waren in den letzten Jahren mehr oder weniger an den Rand der Diskussion geraten und rücken erst langsam wieder in Richtung Mittelpunkt. „Dabei wird sich eine zukunftsorientierte Mobilität, die rein auf E-Antrieben basiert, nie und nimmer durchsetzen. Allein schon, weil diese Lösung nicht alle Mobilitätsbedürfnisse abdeckt. Künftig wird es vielmehr einen Mix von unterschiedlichsten Antrieben geben. Dem CNG-Antrieb kommt dabei unserer Meinung nach eine wichtige Rolle zu – und zwar nicht nur kurz-, sondern auch langfristig“, sind Miklós Graf Dezasse, Diplom-Ingenieur und Präsident des CNG-Club e. V. sowie deren Schatzmeisterin Birgit Maria Wöber, anlässlich der Veranstaltung für die bayerischen VdM-Journalisten im Münchener Künstlerhaus am Lenbachplatz, unisono überzeugt.
 
Gastankstelle, Foto: Aral
 
CNG: Gekommen, um zu bleiben
Der CNG-Club ist angetreten, das Image des CNG-Kraftstoffs in der Öffentlichkeit wieder aufzupolieren und zu einem wichtigen Teil der grünen Zukunft zu machen. So auch an diesem Abend, an dem die bayerischen Journalisten und Medienschaffenden des VdM zu Gast sind. Der Münchner Verein bringt durch Informationsarbeit die Antriebsart ins Gespräch und klärt gegenüber Politik, Medien, Industrie, Autohäusern und Verbrauchern über die Vorteile des sauberen und nachhaltigen Kraftstoffs auf. Auch CNG-Fahrerinnen und -Fahrer werden bei Fragen und Problemen unterstützt.
 
„Das Problem mit CNG heute ist in erster Linie ein Imageproblem“, so Dezasse. „In den letzten Jahren wurde CNG als Kraftstoff regelrecht abgewirtschaftet. Die Unsicherheit durch die Verzögerung politischer Entscheidungen hat zusätzlich das Vertrauen massiv beschädigt.“ Als Beispiel führt Dezasse die schon im Koalitionsvertrag von 2013 vereinbarte Fortschreibung der Steuerbegünstigung für CNG an, die erst 2017 – und somit für den Markt viel zu spät – Gesetzeskraft bekommen habe. Darüber hinaus habe man in der Vergangenheit verkannt, dass es sich bei CNG um einen sauberen fossilen Energieträger handele, und CNG stattdessen mit Diesel und Benzin zu Unrecht in einen Topf geworfen. 
 
CNG Club Präsident Graf Dezasse, Foto: privat
 
Vorteile von CNG 
Dabei liegen die Vorteile von CNG als Kraftstoff auf der Hand: Sofort werden wirksam die CO2-Emissionen, Stickoxide (NOX) und Feinstaub verringert. Zudem ist es kostengünstig. Auch ist CNG ein wesentlicher Baustein bei der Abkehr von fossilen Brennstoffen, der Dekarbonisierung, bis zum Jahr 2050 – neben der fossilen Quelle Erdgas besteht CNG auch aus den drei erneuerbaren Quellen Biomethan, synthetisches Methan und Wasserstoff (max. 2 Prozent), das je nach regenerativem Anteil nahezu klimaneutral ist. Volkswirtschaftlich kommt es dadurch im Vergleich zu Benzin, Diesel und den Akkus der E-Mobile zu einer geringeren Abhängigkeit von Rohstoffimporten und -lieferanten und die Wertschöpfungskette verbleibt in Deutschland. Ebenso wird auch langfristig der Abbau von Arbeitsplätzen in der deutschen und europäischen Automobilindustrie verhindert, da weiter das Know-how bei Verbrennungsmotoren und vorhandene Produktionskapazitäten genutzt werden können. Und auch neben den elektrischen Antrieben kann CNG bestehen, denn die Achillesferse des E-Autos ist – neben dem Preis und den Ladezeiten – nach wie vor die Reichweite. Hier kann der CNG besonders punkten, da zumeist noch eine zweite Antriebsart mit verbaut ist und somit zwei volle Tanks zur Verfügung stehen. 
 
Freie Fahrt auch bei Feinstaubalarm mit CNG; Foto: Wöber
 
CNG auch 2018 im Aufwind
Diese Vorteile erkennt man jedoch inzwischen wieder zunehmend. Während CNG-betriebene Autos im EU-Ausland deutlich populärer sind, erleben sie auch in Deutschland seit beinahe einem Jahr neuen Aufwind und die Neuzulassungszahlen steigen – wohl nicht zuletzt aufgrund des Dieselskandals und des vieldiskutierten Dieselfahrverbots. So hat sich beispielsweise der VW-Konzern gemeinsam mit dem Industriekreis CNG-Mobilität zum Ziel gesetzt, die Zahl der in Deutschland zugelassenen CNG-Fahrzeuge bis 2025 auf rund eine Million zu verzehnfachen und parallel dazu die Zahl der CNG-Tankstellen in Deutschland mehr als zu verdoppeln. Einen weiteren Anreiz für die Endkunden dürften auch die staatlichen Hilfen bieten: Bis Ende 2026 lockt ein reduzierter Mineralölsteuersatz für CNG, der ab 2024 sukzessive reduziert wird. Gerade für Flotten können CNG-Modelle eine saubere wie auch kostengünstige Alternative zum Diesel darstellen.
 
Foto:IFi
 
Und auch die Infrastruktur kann sich – zumindest aus Verbrauchersicht – sehen lassen. So gibt es in Deutschland knapp 900 Tankstellen für Erdgas, die im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern, wo deutlich mehr CNG-Autos auf den Straßen unterwegs sind, jedoch deutlich weniger Fahrzeuge bedienen. Hier hat es sich der CNG-Club zur Aufgabe gemacht, diese Tankstellen vor der Schließung zu bewahren – und will auch damit dem CNG als Kraftstoff der Zukunft in Deutschland diesmal so richtig zum Durchbruch verhelfen. Weitere Infos unter www.cng-club.de
 
IFi