Der Automobilwirtschaft kann es nicht schnell genug gehen, dass das 5G-Mobilfunknetz flächendeckend zur Verfügung steht. Denn das ist die Voraussetzung für neuartige Funktionen in Autos, Stichwort: Vernetzung der Autos und des Verkehrs. Auch die Einführung autonom fahrender Autos ist von dem ultraschnellen Mobilfunknetz abhängig, das es überhaupt erst ermöglicht, große Datenmengen in Echtzeit zu übertragen. Dafür werden neue Frequenzen benötigt, überall im Land müssen neue Sendemasten errichtet werden – mit der Konsequenz, dass Mensch und Umwelt stärkerer Strahlung ausgesetzt sein werden.
Das löst bei vielen Menschen bereits jetzt Verunsicherung und Sorgen aus. Nicht ohne Grund hat die Bundesregierung erst kürzlich bekanntgegeben, ein „Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder“ in Cottbus errichten zu wollen, um auf die Vorbehalte in der Bevölkerung einzugehen und Verständnis für neue Funkanlagen zu schaffen. In der Tat betritt die Gesellschaft Neuland, sagt der Wissenschaftler Alexander Lerchl, denn die biologischen Auswirkungen von 5G-Strahlung sind längst noch nicht geklärt. Immerhin ist die neue Mobilfunkgeneration hundertmal schneller als der bisherige 4G-Standard.
Wissenschaft steht noch am Anfang
Lerchl ist Professor für Biologie und Ethik an der Jacobs-Universität Bremen. Unter seiner Leitung erforscht ein Wissenschaftlerteam mit finanzieller Unterstützung des Bundesamtes für Strahlenschutz den Effekt von 5G auf menschliche Zellen. Er weist darauf hin, dass die 5G-Funkwellen allein von den oberen Hautschichten aufgenommen würden. Selbst für diesen begrenzten biologischen Bereich müssen die Bremer Wissenschaftler viele tausend Gene analysieren, um zu prüfen, ob die elektromagnetische Strahlung zu Veränderungen in den Geninformationen führt. Innerhalb von drei Jahren wollen sie zu Ergebnissen kommen.
Elektromagnetische Strahlung, die Lebewesen gefährlich werden könnte, geht auch von Elektrofahrzeugen aus, die kabellos „betankt“ werden. Bei diesem sogenannten induktiven Laden wird der Strom berührungslos übertragen: über Empfangs- und Senderspulen im Boden und am Fahrzeug. Dadurch kann der Ladevorgang, der sehr lange dauert und viele Autofahrer abschreckt, sich überhaupt ein E-Auto zuzulegen, erheblich erleichtert und flexibler gestaltet werden.
Wird das Auto eines Tages zum Energiespeicher?
Induktives Laden ohne Kabel wird, sobald es marktreif ist, eine wichtige Rolle spielen. Erst recht, wenn es mit bidirektionalen Ladesystemen verbunden wird. Dabei kann das Auto Strom nicht nur aufnehmen, sondern auch abgeben. Der Vorteil: Wenn Autos quasi auch als Energiespeicher fungieren, könnten sie gut Leistungsschwankungen und Stromspitzen von regenerativer Energie ausgleichen helfen – ein Problem, das derzeit noch für Kopfzerbrechen sorgt: Scheint nämlich die Sonne nicht oder hat der Wind zu wehen aufgehört, könnten die Energiebetriebe ein Problem bekommen, ausreichend Strom für den Bedarf zur Verfügung zu stellen. In diesem Fall würden die Besitzer von E-Autos, motiviert durch günstige Tarife, einspringen und Strom aus ihrem E-Auto zurück ins Netz fließen lassen.
Drahtlos wäre das für die Verbraucher viel einfacher zu handhaben. Um so mehr muss sichergestellt sein, dass die Strahlung beim induktiven Laden nicht zur Beeinträchtigung der Gesundheit führt. Auch hier ist Alexander Lerchl dabei, ein bislang unbekanntes Feld wissenschaftlich zu beackern.
Das technische Problem ist, dass bei der kabellosen Energieübertragung ein Magnetfeld entsteht, das „nicht klar abgegrenzt ist“, erklärt Lerchl. Anders als beispielsweise ein Laserstrahl „streut es und nimmt mit der Entfernung von den Spulen stark ab“.
Zur Zeit untersuchen die Forscher um Lerchl die Auswirkungen von Magnetfeldern auf diverse Pflanzen, Insekten und Einzeller. Ihr Projekt endet im Juni und ist Teil eines größeren Forschungsvorhabens zu bidirektionalem Laden und dem Auto als Energiespeicher. Daran beteiligt ist unter anderem auch Audi, finanziert wird es vom Bundesumweltministerium.
Beate M. Glaser/Kristian Glaser (kb)
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