Edgar Barth, in den 50ziger Jahren einer der bekanntesten Rennfahrer in Ost und West, schrieb vor 70 Jahren Motorsportgeschichte gekürt von einem Ehrenpreis des Verbandes der Motorjournalisten(VdM). Diese Auszeichnung mit der Bezeichnung ‚Goldenes Volant‘ des Verbandes der Motorjournalisten tauchte jetzt in einem früheren Haus von Edgar Barth auf, das kürzlich den Besitzer wechselte. VdM Vorstandsmitglied Klaus Ridder, der Barth erstmals 1956 auf dem Nürburgring erlebte, hat recherchiert.
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„Das Lenkrad war als „Lichtschalter“ verbaut, ein Vorbesitzer des Hauses war der Rennfahrer Edgar Barth – aber ich konnte bisher weder herausfinden ob er diesen Preis selbst erhalten hat, noch um welches Lenkrad es sich handelt. Das AVUS Rennen hat er offensichtlich 1955 nicht gewonnen, über den Preis an sich konnte ich im Internet auch nichts finden. Es wäre wirklich toll, wenn Sie etwas Licht ins Dunkel bringen könnten,“ schrieb der heutige Besitzer des ehemaligen Hauses von Edgar Barth an die Geschäftsführung des VdM mit Blick auf sein Fundstück mit der Inschrift „Goldener Volant des Verbandes der Motorjournalisten –Internationales AvD AVUS Rennen 1955“.
Das Leben von Edgar Barth
Der 1917 in Herold, einem Ortsteil der Stadt Thum im Erzgebirgskreis, Sachsen, geborene Edgar Barth startete in den 50er Jahren als Fahrer des AWE Rennkollektivs der DDR mit einem EMW-Rennsportwagen in der 1,5 Liter-Klasse. Am Nürburgring war er 1953 sogar mit einem EMW F2 beim Großen Preis von Deutschland am Start. Mit einem EMW-Rennsportwagen in der 1,5 Liter-Klasse EMW startete er 1955 beim Großen Preis von Berlin auf der AVUS (Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße) zusammen mit drei weiteren Fahrern aus dem AWE Rennkollektiv. Das Rennen gewann Richard von Frankenberg mit einem Porsche Spyder. Edgar Barth fiel zwar in der 20. Runde aus. Mit 202 km/h legte er jedoch die schnellste Runde hin. Der VdM hatte damals für den Fahrer mit der schnellsten Runde einen Ehrenpreis gestiftet: das Goldene Volant des VdM. Es war Edgar Barth, der besagte Auszeichnung erhielt. Bei seinem Umzug 1957 in die Bundesrepublik Deutschland nahm Edgar Barth das Lenkrad mit und funktionierte es zu einem Lichtschalter um. Sohn Jürgen Barth, ebenfalls ein erfolgreicher Rennfahrer, u.a. Gewinner der 24h-Rennen von Le Mans, hat das Anwesen vor ein paar Jahren verkauft. Dabei hat er das zu einem Schalter umfunktionierte Lenkrad im Haus belassen, weil es ja „nur“ ein Lichtschalter war. Der neue Besitzer des Hauses von Edgar Barth entdeckte jetzt den Schalter, wollte Licht ins Dunkel bringen und fragte beim VdM nach.
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Edgar Barth zog 1957 in den Westen nach Stuttgart um und wurde erfolgreicher Porsche Werksfahrer mit zahlreichen Siegen bei Internationalen Sportwagenrennen. Drei Mal war er zudem Europabergmeister. Für Porsche startete er auch in F2- Rennen mit dem luftgekühlten 4Zylinder Porsche. 1965 erlag Edgar Barth einem Krebsleiden.
Richard von Frankenberg: 1959 erste Träger der Johny-Rozendaal-Uhr (JRU)
Während Barth das Goldene Volant des VdM erhielt, war sein Rennfahrerkollege Richard von Frankenberg (RvF), der sich auch als erfolgreicher Journalist, Rundfunkmoderator und Buchautor einen Namen gemacht hat, 1959 erster Träger der Johny-Rozendaal-Uhr (JRU) des VdM. Mit dieser hochrangigen Auszeichnung würdigte der VdM die besonderen Verdienste von RvF als Journalist. RvF, der 1955 Deutscher Sportwagenmeister wurde, verunglückte 1973 bei einem tragischen Verkehrsunfall tödlich.
Exkurs: AVUS über 100 Jahre alt
Die AVUS, deren Bau 1913 begann und die 1921 eröffnete wurde, war die erste Straße in Europa, auf der ausschließlich Autos fahren durften. Nachdem hier 1922 zum ersten Mal Motorradfahrer zu einem Rennen antraten, folgten auch erste Autorennen. Rasch machte sich die Avus als superschnelle Rennstrecke im Herzen von Berlin jedoch mit einer stark überhöhten und sehr gefährlichen Nordkurve einen Namen. Der Rundenrekord liegt bei 276 km/h. Doch selbst mit einem „kleinen“ Rennsportwagen mit 1,5 Liter Hubraum fuhr Edgar Barth eine Runde mit 202 km/h.
In der stark überhöhten Nordkurve ereignete sich 1956 ein Unfall von RvF, der in die Geschichte einging. So flog sein Porsche dort zwar raus, landete jedoch auf vier Rädern im dahinterliegen Fahrerlager. Und: RvF überstand den Unfall nahezu unverletzt. Tragischer war 1959 dagegen der Unfall des französischen F1-Fahrers Jean Behra – dieser Unfall endete tödlich. Im Jahr 1967 wurde die Nordkurve schließlich abgebaut und die Rennstrecke verkürzt. Heute finden auf der AVUS keine Rennen mehr statt. Das letzte wurde im April 1998 durchgeführt. Seit einer großen Abschlussparty am 1. Mai 1999 wird die AVUS lediglich als Autobahn genutzt. Vor allem die 200 Meter lange, denkmalgeschützte Tribüne am Ausgang der ehemaligen Nordkurve zeugt noch von der rasanten Vergangenheit der Rennstrecke. Ansonsten ist auf dem als Autobahn A 115 genutzten Teilstück der AVUS eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/j zu beachten.
Autor und Abbildungen: Klaus Ridder, Kindermann
Abb. 1: Rennsportgeschichte: Der Große Preis von Berlin 1955 wurde für 1,5 Liter Rennsportwagen ausgeschrieben. Auf dem Plakat vorne ein Porsche Spyder, dahinter ein EMW aus Eisenach (Quelle: Repro Klaus Ridder).
Abb. 2: Im Ex-Barth Haus als Lichtschalter genutzt: das „Goldene Volant“ des Verbandes der Motorjournalisten (VdM). Dieses hat der VdM 1955 als Ehrenpreis für die schnellste Runde von Edgar Barth auf der AVUS gestiftet (Quelle: Kindermann).
Abb. 3: Für die schnellste Runde: Edgar Barth, 1955 noch Mitglied des AWE Rennkollektivs der DDR, bekam den Ehrenpreis für die schnellste Runde (Quelle: Klaus Ridder).
Abb. 4: Im Fahrerlager: Die EMW Rennwagen aus Eisenach waren sehr schnell. Hier Edgar Barth im Fahrerlager des Nürburgrings 1956 (Quelle: Klaus Ridder).
Abb. 5 (Aufmacherbild): Echtes Fundstück: Das „Goldener Volant des Verbandes der Motorjournalisten –Internationales AvD AVUS Rennen 1955“ für Edgar Barth (Quelle: Kindermann).










