Verkehrssicherheitsorganisationen fordern EU-weite verbindliche Sicherheitsvorgaben für die Nutzung der gefährlichen Kleinstfahrzeuge. Dadurch soll der derzeitige Flickenteppich aus nationalen Anforderungen und freiwilligen Standards ersetzt werden.
Elektroscooter sind vor allem bei Jugendlichen und junggebliebenen Erwachsenen beliebt, lässt es sich doch mit den leichten, schmalen „Fahrzeugen“ praktisch überall herumflitzen. Das verleitet jedoch allzu oft dazu, die für sie geltenden Verkehrsregeln zu mißachten. Etwa wenn man in der Stadt über den Gehweg rauscht, sogar zu zweit oder, noch gefährlicher, zu dritt. Nicht umsonst haben Madrid und Paris die beliebten Stehroller bereits im vergangenen Jahr verboten, und auch in vielen deutschen Städten gelten mal mehr, mal weniger strenge Regeln.
Weg mit dem Flickenteppich
Der Europäische Verkehrssicherheitsrat (ETSC) fordert nun verbindliche Sicherheitsvorgaben für alle in der EU angebotenen E-Scooter, „um den derzeitigen Flickenteppich aus nationalen Anforderungen und freiwilligen Standards zu ersetzen“. Nach Ansicht des ETSC sollte zum Beispiel die Höchstgeschwindigkeit auf 20 km/h begrenzt werden, wie es in der Bundesrepublik bereits der Fall ist. Zudem werden Mindestanforderungen an Stabilität, Bremswirkung und die maximale Beschleunigung gefordert.
Ganzheitlicher Blick notwendig
Für Jenny Carson vom ETSC ist die Fahrt auf einem Elektrostehroller mit einem „gewissen Risiko“ verbunden, das „effektiver als heute“ angegangen werden müsse. Die Verkehrsexpertin ist der Auffassung, dass zur Verbesserung der E-Scooter-Sicherheit ein ganzheitlicher Blick erforderlich ist. Wichtig sei „die richtige Kombination aus einer sicheren städtischen Verkehrsstruktur, sicheren Fahrzeugen und nicht zuletzt einem rücksichtsvollen und regelgerechten Verhalten der Rollerfahrerinnen und -fahrer“. Nur so könne dafür gesorgt werden, dass „die Straßen sowohl für E-Scooter-Fahrer als auch für Radfahrer und Fußgänger sicherer werden“, sagt Carson.
Helmpflicht für E-Scooter
Für Manfred Wirsch, Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR), sind die ETSC-Forderungen „der einzig richtige Ansatz“ für mehr Rollersicherheit. „Gerade die fahrzeugtechnischen Mindeststandardforderungen sollten europäisch definiert werden“, sagt Wirsch und wird konkreter. Er hält es für erforderlich, dass die elektrischen Kleinstfahrzeuge mit voneinander unabhängig wirkenden Bremsen ausgestattet sind und über eine gute Beleuchtung inklusive Blinker verfügen. Viele Fachleute halten zudem eine Helmpflicht für erforderlich, um die Zahl der schweren Unfallverletzungen zu reduzieren. Kritisch wird von vielen Experten auch gesehen, dass E-Stehroller bereits mit 14 Jahren und ohne Führerschein genutzt werden dürfen.
Zahl der getöteten E-Scooter-Fahrer verdoppelt
Im Jahr 2023 verloren laut offizieller Unfallstatistik 22 E-Scooter-Fahrer bei einem Verkehrsunfall in Deutschland das Leben, das waren doppelt so viele wie im Jahr zuvor. 9.400 zogen sich Verletzungen zu. Häufigste Unfallursachen sind demnach die Nutzung der falschen Fahrbahn und Fahren unter Alkoholeinfluss.
Autorin: Beate M. Glaser (kraftfahrtberichter), Abbildung: pixabay/Tho-Ge