Rheinmetall verlegt die Ladetechnik in den Bordstein und schlägt damit mehrere Fliegen mit einer Klappe. News aus der Elektromobilität.
Noch immer gibt es viel zu wenige öffentliche Lademöglichkeiten für Elektroautos. Und das, obwohl der Hochlauf der Stromer das erklärte Ziel der Politik in Brüssel und Berlin ist. Ladesäulen benötigen jedoch Platz, und der ist in den Zentren und Wohngebieten vieler Städte und Gemeinden schlicht nicht vorhanden. Hinzu kommt, dass die klobigen Säulen nicht schön anzuschauen sind und das architektonische Bild eines Stadtteils stören, weshalb in manchen Kommunen bis heute keine einzige öffentliche Ladestation zu finden ist.
Alternative zu „Ladesäulenalleen“
Entwicklungsingenieure von Rheinmetall haben sich zu den „Ladesäulenalleen“ eine Alternative überlegt, die niemanden stören und wenig zusätzlichen Platz in Anspruch nehmen soll: aus der Ladesäule wird ein Ladebordstein. Nach zweijähriger Entwicklungszeit und erfolgreicher Typprüfung wurde der Ansatz bereits in verschiedenen Pilotprojekten ausführlich getestet. Mit dem neuartigen Ansatz werden die Ladevorrichtungen flach in den Bordstein eingebaut, was vor allem in engen Innenstädten die Möglichkeit schafft, trotz Platzmangels E-Autos mit Strom zu versorgen. Darüber hinaus wird das Straßenbild historischer Städte nicht gestört, und Fußgängern stehen die Anlagen nicht im Weg. Das Rheinmetall-System wird einfach in den Bordstein integriert und lässt sich im Servicefall schnell austauschen. „Ganz im Gegenteil zu den Ladesäulen auf dem Bürgersteig, unter dem sehr viele Versorgungsleitungen liegen, weshalb mancherorts auch keine Ladesäulen mehr installiert werden dürfen“, beleuchtet das Düsseldorfer Rüstungs- und Zulieferunternehmen den Hintergrund.
„Schnell und unkompliziert“
Der technische Vorteil des Systems ist laut Christoph Müller, Leiter der Division „Power Systems“ im Rheinmetall-Konzern, dass es „letztlich die Infrastruktur nutzt, die praktisch überall im Straßenraum vorhanden ist“. Zudem lasse sich das System „schnell und unkompliziert“ einsetzen, „ohne dass dadurch zusätzlicher Platzbedarf entsteht“. So könnten sich E-Mobilisten um Stromnachschub für ihre Autos kümmern, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu behindern, so Müller weiter.
Köln als Vorreiter
Köln ist die erste Stadt, in der zusammen mit einem lokalen Autostromanbieter das pfiffige Ladesystem umgesetzt wird. Vier Bordstein-Ladepunkte stehen dort in einem „durch Wohn- und Geschäftsgebäude eng besiedelten Bereich“ im Stadtteil Lindenthal den Stromern zur Verfügung. Weitere deutsche Städte zeigen Interesse an der unkomplizierten Ladetechnik, und auch im Ausland ist man auf die „Ladebordsteine“ bereits aufmerksam geworden. Aus Europa seien von Spanien bis Finnland eine Reihe von Anfragen eingegangen, berichtet Christoph Müller.
Autorin: Beate M. Glaser (kb), Abbildungen: Rheinmetall