Das Who’s who der Mobilitätsbranche traf sich am 23. Oktober 2024 im Munich Urban Colab. Hier verschaffte man sich einen aktuellen Überblick über die Mobilitätsinnovationen des Münchner Clusters für die Zukunft der Mobilität in Metropolregionen (MCube) nach drei Jahren (Phase 1) Förderung durch die Regierung. Geleitet durch die Technische Universität München (TUM) zusammen mit mehr als 50 Partnern hat sich das MCube seit Beginn der Zukunftscluster-Förderung der Bundesregierung als Deutschlands führender Mobilitätscluster etabliert.
Zuerst war da der gemeinsame Wille von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, miteinander die Mobilität der Zukunft zu gestalten. Daraus entstanden ist die Plattform MCube, geleitet von der TUM, – ein Reallabor in Form „echter Co-Creation“. Als Zusammenschluss aus TUM, UnternehmerTUM, Landeshauptstadt München, Stadtwerke München, BMW, SAP, MAN und vielen mehr werden hier zahlreiche innovative, neue Mobilitätsideen entwickelt. Das Themenspektrum reicht vom autonomen Fahren, der Elektromobilität über neue Gesetze für Mobilitätsinvestitionen bis hin zur Neugestaltung des öffentlichen Raums.
Von Anfang an war allen Beteiligten dabei klar: Mobilität ist ein Schlüssel zur Klimaneutralität und steht im Zentrum der deutschen Wirtschafts- und Innovationsstärke wie auch des alltäglichen Lebens. So verursacht der Verkehrssektor nahezu 150 Millionen Tonnen CO2 in Deutschland. Ein durchschnittlicher Linienbus hingegen ersetzt bis zu 30 Autos. Eine Binsenweisheit zudem: Radfahren ist emissionsfrei, gesünder und oft schneller. Außerdem: Ein E-Auto ist in der Regel in kurzer Zeit klimafreundlicher als ein Benziner. In den drei Jahren ihres Bestehens seit 2021 ist es MCube gelungen, 14 innovative Projekte für die Zukunft der Mobilität zu entwickeln (vgl. auch https://mcube-cluster.de/wp-content/uploads/2024/10/241021_3-Jahre-MCube_Broschuere_s.pdf).
Besonders öffentlichkeitswirksam waren zwischen 2021 und 2024 unter anderem das autonome Wiesn-Shuttle, grundsätzlich neu gedachte Carsharing-Ansätze, ein Mobilitäts(un)gerechtigskeits-Atlas oder die autoreduzierenden Quartiersentwicklungen. Auch künftig setzt der MCube alles daran, das Mobilitätsverhalten miteinander mit Lust und Mut zu ändern und gemeinsam die Zukunft der Mobilität aus München heraus zu gestalten – und das nachhaltig, innovativ, mit technischen und sozialen Innovationen sowie für alle. Das MCube ist im Übrigen eines von 14 Zukunftsclustern der Bundesregierung, die über einen Zeitraum von neun Jahren hinweg mit je 45 Millionen Euro Fördergeldern unterstützt werden.
Wissenschaft und Gesellschaft: Gefragt sind Lösungen auf Augenhöhe
In seinem Grußwort lobte Georg Dunkel, der Leiter des Mobilitätsreferats der Landeshauptstadt München, allen voran die Bedeutung des Miteinanders für Innovationen in der Mobilität. Als Beispiele für einzelne Neuerungen nannte er Verkehrskreuzungen der Zukunft, urbane Quartiere oder Carsharing für Hausgemeinschaften. TUM Vizepräsidentin Prof. Dr. Jeanne Rubner betonte mit Blick auf die Aktivitäten von MCube und die Rolle der Wissenschaft, wie wichtig Public Engagement, also das Bindeglied der Wissenschaft zur Gesellschaft, sei. Die gesellschaftlichen Akteure müssten stets an wissenschaftlichen Prozessen beteiligt werden. Gefragt seien Lösungen auf Augenhöhe.
In ihrer Keynote appellierte anschließend die 31-jährige Unternehmensgründerin von socialbee, Absolventin der TUM und seit zwei Jahren Beauftragte für soziale Innovation des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), Zarah Bruhn, an die Akteure von MCube, ihre technische und soziale Forschung immer vom Ziel her zu denken, beispielsweise wenn es um lokale Nachbarschaftshilfe gehe. Erst dann gelte es die Ideen in die Anwendung zu bringen. Grundsätzlich wünscht sich Bruhn, dass stets die größten Talente an den wichtigsten Themen der Welt arbeiten.
Mobilität als Dienstleistung
Anlässlich der Podiumsdiskussion zum Thema „Disrupting Mobility in München – welche Innovationen beschleunigen die Verkehrs- und die Mobilitätswende?“ wurde die Komplexität der Mobilität von morgen einmal mehr deutlich. Teilnehmer der hochkarätig besetzten Runde waren der Münchner Mobilitätsreferenten Dunkel, die Direktorin der IAA Mobility Christine von Breitenbuch, Michael Weltin, Head of Urban Life der BMW Group, und Prof. Sebastian Pfotenhauer, MCube Sprecher und Leiter des Department of Science, Technology und Society (STS) der TUM.
So zeigte sich zum einen, wie wichtig die Mobilitätswende beispielsweise für München als lebenswerte Stadt ist, zum anderen welche Bedeutung Innovationen im Mobilitätssektor angesichts des gesellschaftlichen Wandels haben – auch, und da waren sich die Referenten einig, wenn Veränderungen wehtun. Mit Blick auf die Zukunft forderte Weltin ein besseres Zusammenspiel der einzelnen Verkehrsträger durch Vernetzung und Digitalisierung. Dazu gelte es auch neue Produkte zu schaffen, die beispielsweise den Parkplatzsuchverkehr deutlich reduzieren. Wichtig dafür seien jedoch immer auch Daten. Weltin zeigte sich in der Runde überzeugt, dass das Auto auch künftig eine wichtige Rolle im Miteinander der einzelnen Verkehrsträger einnehmen werde. Entscheidend für den BMW Manager ist zudem, Mobilität stets als Dienstleistung zu betrachten.
Von Breitenbuch sieht die IAA Mobility vor allem als Plattform für Mobilität, um letztlich Licht in die einzelnen Themen rund um das Mobilitätsökosystem zu bringen. Wie sehr Innovationen für die Mobilität der Zukunft mit Mut zu tun haben, betonte darüber hinaus Prof. Pfotenhauer. Es sei immer wichtig, auch schwierige Gespräche zu Bedarfen, Ängsten oder Sorgen der Menschen zu suchen und aus den Reaktionen zu lernen. Forschung brauche immer Interaktion, so Pfotenhauer.
Breakout-Sessions zu Trendthemen
In drei Breakout-Sessions zu Trendthemen des MCube konnten die rund 200 Teilnehmer schließlich tiefer in die einzelnen Mobilitätsgebiete des MCube eintauchen. So ging es in der Breakout-Session 1 „Die Mobilität von morgen durch Technik gestalten“ um autonomes Fahren, intelligente Infrastruktur, einen effizienten ÖPNV und komfortables Carsharing sowie um die Ideen, Erkenntnisse und Herausforderungen, die der MCube bisher aus diesen Themen ableiten konnte. Die Breakout-Session 2 hatte den Titel „Was ist gute Innovation? Gesellschaftliche Transformation gestalten.“ Hier stand das Thema „Mobilitätsinnovationen als gesellschaftlicher Transformationsprozess und die Frage, was es braucht, damit Innovationen gelingen und die Gesellschaft in Innovations- und Transformationsprozesse einbezogen werden kann“ im Fokus. „Die Zukunft der Mobilität, digitale Tools und Bewertungsmethoden“ war der Titel der dritten Breakout-Session. Dabei ging es um innovative Methoden zur Bewertung von Verkehrsinfrastrukturprojekten. Auch konnten die Teilnehmer erfahren, wie frühzeitige Systembewertungen zur Optimierung städtischer Verkehrsnetze beitragen können.
Den offiziellen Teil der Veranstaltung schloss Prof. Markus Lienkamp, Professor für Fahrzeugtechnik der TUM, mit einem Gesamtüberblick über die Projekte des Münchner Clusters sowie der Ehrung der im MCube engagierten TUM Wissenschaftler ab. Eine facettenreiche Ausstellung rund um Mobilitätsthemen und die Möglichkeit zum Networking mit anschließender Party rundeten den spannenden Tag zur Mobilität der Zukunft ab.
Autorin: Isabella Finsterwalder; Fotos: Viktoriya Zayika