Die Eifel ist für ihr raues Wetter bekannt – im Winter meistens Schnee und der Frühling kommt auch ein paar Wochen später und hoch oben am Nürburgring (höchste Stelle 600 m) fängt die Saison eigentlich erst Anfang Mai an. Alle Termine vorher sind ein Risiko. Die Biker beginnen die Saison traditionell im April mit dem sogenannten Anlassen. Da kommen Motorradfahrer aus ganz Deutschland, aber auch aus dem Ausland, um die Saison am Nürburgring zu beginnen – sie lassen ihre Motore für eine Runde auf der legendären Nordschleife an. Die Veranstaltung ist seit Jahrzehnten Kult. In diesem Jahr wurden alle Teilnehmerrekorde gebrochen, es kamen rund 45.000 Motorradfahrer zum Nürburgring! Aber es gab auch Unmut unter den Anwohnern rund um den Nürburgring und auf den Strecken zum Nürburgring.
Gottesdienst und Nordschleifenkorso
Im letzten Jahr wäre die Veranstaltung fast ausgefallen, es war Anfang April lausig kalt und der Veranstalter, das ist die Nürburgring GmbH, wollte sie schon ausfallen lassen. Doch der Veranstalter wollte die Teilnehmer, die teilweise von weither angereist waren, nicht enttäuschen. Schließlich hatte man das Programm schon lange geplant. Aber statt der sonst üblichen 15 000 Biker (erwartet waren sogar 20.000) waren wegen des schlechten Wetters nur 7.000 gekommen – auch das war noch eine stattliche Zahl. Zuvor war die Veranstaltung drei Jahre wegen der Corona-Pandemie ausgefallen.
Höhepunkt war auch in diesem Jahr wieder der ökumenische Gottesdienst unter freiem Himmel mit Pfarrer Günter Wink und Pastor Klaus Kohnz. Der Segen Gottes sollte die Biker schützen, so interpretierten die Geistlichen den Segen am Ende des Gottesdienstes. Erinnert wurde auch an die Gefahren, denen insbesondere Motorradfahrer ausgesetzt sind, und es wurde an die Biker appelliert, stets der Vernunft die Vorfahrt zu geben. Im Anschluss ging es über die 21 km lange Traditionsrennstrecke Nordschleife in gemütlicher Fahrt – bei diesmal schönem Wetter. Tausende Zuschauer standen an der Rennstrecke und winkten den Bikern zu.
Fahrsicherheitsinfos im Fahrerlager
Organisiert hatte alles die Nürburgring GmbH, unterstützt von vielen freiwilligen Helfern. Alle Parkplätze rund um den Ring und auch die Teilnahme selbst war kostenfrei. Es gab sogar für jeden Teilnehmer ein spezielles Bändchen mit Eintrittskarte zum Fahrerlager, eine schöne Erinnerung für zuhause.
Im südlichen Bereich des Fahrerlagers präsentierten sich Aussteller. Hier stand beim Anlassen das Thema Verkehrssicherheit im Fokus. Das rheinland-pfälzische Landeskriminalamt (LKA) hatte einen Informationsstand über das Manipulieren von Motorrädern aufgebaut, zeigte Polizeimotorräder auf denen Kinder auch mal sitzen durften und gab Hinweis zur Fahrsicherheit.
Edle Maschinen im Fahrerlager
Nach der Anfahrt, übrigens viele Teilnehmer kamen aus den Nachbarländern Belgien und Niederlande, erfolgte die Zufahrt zum Sammelplatz im neuen Fahrerlager durch das historische Fahrerlager und dann durch den Tunnel. Weil so viele Teilnehmer gekommen waren, wurde auch die Boxengasse und die Start- und Zielgerade mit benutzt.
Da standen sie nun, die unterschiedlichsten Typen von Zweirädern: Eine alte BMW-Beiwagenmaschine aus dem Jahre 1935, eine vollverkleidete BMW-Tourenmaschine oder halt nur ein paar Tourenmotorräder oder sonstige Maschinen. Auch Motorroller waren zu sehen. Eine wohl einzigartige Vielfalt an Motorrädern. Es machte riesigen Spaß, da einfach mal durchzugehen und zu gucken.
Unmut der Anwohner
Der Nürburgring ist für die Eifel ein Wirtschaftsfaktor. Bei Rennveranstaltern herrscht Hochkonjunktur an den Tankstellen, in Restaurants, Hotels und Cafés . Leider gibt es, trotz dieser wirtschaftlichen Vorteile immer mehr Ärger bei den Anwohnern, vor allem wegen der Lärmbelastung an Wochenenden. Auch gibt es viele Verkehrsunfälle (es gab in diesem Jahr schon zwei tödliche Motorradunfälle), verursacht durch nicht angepasste Geschwindigkeit im Umfeld des Nürburgrings. Deshalb die Bitte an die Biker, besonders in den Ortschaften mit angepasster Geschwindigkeit zu fahren und die Motoren nicht aufheulen zu lassen. Auch ein Wheely muss nicht sein. Es wäre schade, wenn seitens der Ordnungsorgane eingegriffen werden muss. Lassen wir uns doch das Motorradfahren in der schönen Eifel rund um den Nürburgring und auch auf dem Nürburgring mit Rücksicht auf andere genießen – da haben alle was davon!!
Klaus Ridder
Titelfoto: Gruppe C Photography