Sein Einstieg in den Motorjournalismus beruhte auf einer Fehlkalkulation des Bauer-Verlags: Werner Haas war 1973 von der Kölner Lokalredaktion der Bild-Zeitung ins Bauersche Redaktionshaus gewechselt, um dort die Kölner Ausgabe der „Stadtillustrierten“ redaktionell zu betreuen. Weil Bauer aber das Vorhaben der bundesweiten Großstadt-Zeitungsbeilagen bald stoppt, greift Haas den Vorschlag des Kollegen Diether Rodatz auf: „Komm doch zur Autozeitung“, die im gleichen Verlagsgebäude zu Hause ist.
Fünf Jahre, bis 1979, leitet er dort das Ressort „Mensch und Auto“ – beide Themen aber bleiben bis zum Lebensende die zentralen Interessensgebiete von Haas. Freundschaften entstehen, die ein Leben lang halten, durch regelmäßige Telefonate genährt, durch Motorradtouren oder Tennismatche, oder durch karnevalistische Erlebnisse. Zentral die Freundschaft mit Wolfgang Drehsen – den Fotografen hat er schon Ende der 1960er-Jahre als Volontär bei der Kölnischen Rundschau kennengelernt, jetzt trifft er ihn bei der AZ wieder. Ein ungeheures journalistisches Unterfangen schweißt beide 1977 noch enger zusammen: Sie fahren zusammen mit einem Mazda 323 auf dem Landweg von Hiroshima bis Frankfurt und treffen dort rechtzeitig zur Eröffnung der IAA ein: 40 Tage dauerte die 15.000 Kilometer lange Fahrt, die durch Malaysia, Indien, Afghanistan, Iran führte. „Bei 40°C und extremer Luftfeuchtigkeit rosten die malayischen Dollars in der Hosentasche“, schreibt Haas.
1979 folgt er dem Ruf von Hans Wilhelm Gäb: Der Gründer der Autozeitung leitet nun die Öffentlichkeitsarbeit der Ford Werke AG und benötigt einen Chefredakteur für die Mitarbeiter-Zeitung „ford-report“ und das Kundenmagazin „ford-magazin“. Als Gäb zu Opel wechselt, lässt sich auch Haas vom Rhein an den Main locken: Von 1983 bis 1986 verantwortet er als Gründungschefredakteur das Opel-Kundenmagazin „start“ und auch die „Opel Post“ für die Mitarbeiter. In dieser Zeit verpflichtet Haas auch den Autor dieser Zeilen als Redakteur für beide Blätter. Aus dem Chef wird schnell der Kollege, dann der Freund und schließlich der Vorgänger, als es den kölschen Jung Haas zurück in die Heimat zieht.
Nach einem Intermezzo bei Felten Medien Konzept übernimmt er 1988 die Leitung der Presseabteilung bei Toyota in Köln. Diese prominente Position gibt er 1994 für einen Job hinter den Kulissen auf: Haas gründet mit Drehsen das Redaktionsbüro die Presse-Partner mit Sitz in Overath – nicht weit von seinem bergischen Wohnort Voiswinkel. Zehn Jahre später gibt er seine Anteile in jüngere Hände: Erst Jochen Kruse, dann Alexandra Knaupp (geb. Haack) führen seine Arbeit weiter.
Haas aber ruht keineswegs. 2006 ruft er in Bergisch Gladbach „Das Paten-Projekt – Große helfen Kleinen“ ins Leben. Fast 1.000 Kinder können dank seines ehrenamtlichen Engagements von dem Projekt profitieren und aus der sozialen Abgrenzung geholt werden. Sie können beispielsweise Mitglied in einem Sportverein werden, Hausaufgaben- oder Nachhilfe erhalten oder ein Musikinstrument erlernen. Haas prüft mit den anderen ehrenamtlich Tätigen des Arbeitskreises neue Anfragen, hält Kontakt zu Vereinen, Kursanbietern, Familien oder Familienhelfern sowie dem Jugendamt. Außerdem schreibt und wirbt er regelmäßig für das Paten-Projekt. Erst mit der Corona-Pandemie und dem immer schwieriger werdenden Kampf gegen die eigene Parkinson-Erkrankung muss er das Engagement für die Kinder aufgeben.
Am 13.12.2023 ist Werner Haas gestorben. Mit seiner Frau Jutta und den Kindern Katrin und Moritz sowie den Enkeln trauern viele Kolleginnen und Kollegen, die seinen beruflichen Weg kreuzten: Sie wurden oft genug zu lebenslangen Freunden und jedenfalls immer von seiner hochempathischen und hochprofessionellen Art beeinflusst – und immer positiv. Viele haben Werner Haas viel zu verdanken – auch das Gefühl dafür, dass zum Leben ebenso Freude und Spaß gehören.
Jochen Kruse
Foto: privat