Es ist eigentlich schon Tradition, dass der Regionalkreis West zum Saisonende den Nürburgring besucht. Es waren immer interessante Besuche mit vollem Programm von morgens bis nach dem Rennende. Corona bedingt waren die eigentlich schon traditionellen Besuche in den letzten zwei Jahren ausgefallen. Doch Corona haben wir alle fast überstanden. Hoffen wir, dass es so bleibt. Weil es aber immer so schön war, besuchten die Vdm’ler den Nürburgring am 8. Oktober 2022 wieder und erlebten einen spannenden Lauf zur NLS Langstreckenmeisterschaft (NLS ist neu – früher VLN) mit Fahrerlager, Boxengasse, Startaufstellung, Pressezentrum und Renngeschehen an der legendären Nordschleife im Streckenabschnitt ‚Hatzenbach‘ (Sabine-Schmitz-Kurve)
Warum so erfolgreich?
Der Erfolg der NLS-Langstreckenmeisterschaft liegt einmal am Nürburgring selbst, der nach 95 Jahren wohl immer noch einmalig in der Geschichte des Motorsports ist und die legendäre Nordschleife, die gibt es halt nur einmal und fasziniert Rennfahrer genauso wie die Zuschauer. Am Nürburgring ein Rennen zu fahren, das ist eine besondere Herausforderung und in der Vergangenheit waren sowohl der Chef des größten Autokonzerns der Welt, Akio Toyoda, als auch Dr.Ulrich Hackenberg (Entwicklungschef bei VW/AUDI – Dieselringträger) oder Ex-Formel 1-Rennfahrer wie Bernd Schneider oder Marcus Winkelhock bei Langstreckenrennen dabei.
Das besondere an der NLS-Langstreckenmeisterschaft ist aber auch, dass hier über mehrere Stunden Motorsport ‚zelebriert‘ wird, der die Fans an der Rennstrecke begeistert. Da sind in der Klasse SP9 Rennwagen (GT 3) am Start, die um die 300 km/h schnell sind – aber in anderen Klassen auch solche, die nur 200 km/h fahren. Und das führt zu spektakulären Überholmanövern (die nicht ungefährlich sind) und die die Fans begeistern.
Über das aktuelle 4h-Rennen informierte in einem Informationsgespräch VdM-Mitglied und Pressechef der NLS Patrik Koziolek. So war diesmal der neueste Porsche GT 3 R als Prototyp am Start – und wurde sogar Dritter. Dabei war auch der ehemalige japanische F1-Fahrer und mehrmalige Le Mans Sieger Kazuki Nakajima. Corona bedingt, so Patrik Koziolek, hat sich die Anzahl der Teilnehmer etwas verringert, so waren diesmal ‚nur‘ 130 Starter dabei, früher waren es mal über 200.
VLN/NLS seit über 50 Jahren
Es waren anfangs reinrassige Tourenwagen, die bei den Langstreckenrennen am Start waren und teilweise „auf der eigenen Achse“ anreisten oder auch schon mal auf einem Anhänger. Diese Art Motorsport war auch für Amateure noch finanzierbar. Es gab nur wenige Sponsoren und die Rennwagen fuhren noch ohne Werbung.
Das ist heute anders. Die Anreise erfolgt mit großen Transportern – und zu einem Rennstall gehört ein großes Team, vom Rennmechaniker bis zum Koch ist alles dabei. Die Rennwagen werden beim Rennen am Bildschirm verfolgt, so dass Fahrer und Teamleitung gemeinsam über Funk die Rennstrategie bestimmen können. Sponsoren tragen dazu bei, dass diese Art Motorsport finanzierbar ist.
So fährt das Team von Klaus Abbelen, ehemaliger Frikadellenfabrikant aus Tönisvorst (Niederrhein), unter der Bezeichnung „Frikadelli“ und der Name ‚Abbelen‘ steht mehrere Male auf dem Auto, manchmal auch noch mit einer aufgemalten Frikadelle. Hinzu kommen noch Aufkleber „Früh Kölsch“ sowie von anderen kleineren Sponsoren. Der Bruder der verstorbenen „Königin des Nürburgrings“Sabine Schmitz namens Beat Schmitz machte auf seinem Auto Werbung für das bekannte Kölner Bordell PASCHA.
Unter den Rennteams sind solche, denen man wohl noch die Bezeichnung „Amateure“ zusprechen kann, aber auch reine Profiteams, die Motorsport zum Geschäft gemacht haben, sind dabei. Einige von diesen genießen direkte Werksunterstützung und sind am Nürburgring beheimatet wie Scherer- Phoenix-Racing, Manthey, Getspeed oder Black Falcon. Auf Rennwagen dieser Teams kommen auch sog. „Werksfahrer“, die direkt von den Werken wie Porsche, Mercedes und AUDI gestellt werden, zum Einsatz.
Am Start sind aber auch sog. „Bezahlfahrer“, die Geld mitbringen, damit sie in einem Rennwagen fahren dürfen. Aber auch die ‚Bezahlfahrer‘ sind siegfähig, so bringt Vincent Kolb zwar Geld seines Vaters mit – er bildet zusammen mit Ex-DTM Fahrer Frank Stippler ein ‚Dreamteam‘ und hat sogar das 24h-Rennen gewonnen. Übrigens ein ‚netter Kerl‘ der sich spontan für ein Gruppenfoto mit den VdM’lern aufstellte.
Für das Starten in der NLS-Langstreckenmeisterschaft muss ein Startgeld gezahlt werden. Das liegt beispielsweise bei einem GT3-Renner bei 4500 Euro.
Perfekte Organisation
So ein Rennwochenende läuft mit einer perfekten Organisation ab, wohl einige hundert Helfer kommen zum Einsatz. Das sind die Marshalls an der Rennstrecke, die Ärzte und Sanitäter, die Parkwächter oder das Team vom Nürburgring TV mit allein 60 Personen. Viele der Helfer arbeiten ehrenamtlich aus „Spaß an der Sache“. Zu bewundern sind hier die Marshalls an der 24 km langen Strecke, die dort bei Wind und Wetter ausharren – für eine kleine Aufwandsentschädigung. Die Marshalls werden besonders ausgebildet, bevor sie zum Einsatz kommen. Ihre Aufgabe ist es, mit verschiedenen Flaggen in den Rennablauf einzugreifen (z.B. bei Öl auf der Strecke, bei Überholvorgängen, bei Rennabbruch, …) oder auch bei Unfällen zu helfen.
Eine hervorragende Arbeit macht auch das Presseteam mit VdM-Mitglied Patrik Koziolek an der Spitze. Wenige Stunden nach dem Rennen werden den Medien Presseberichte mit Fotos zur Verfügung gestellt, die dann oft von den Zeitungen im Original übernommen werden. Übrigens ermöglichte Patrik Koziolek es auch, dass die VdM-Mitglieder freien Zutritt hatten. Danke dafür.
Sicherheit ist oberstes Gebot
Motorsport ist gefährlich. Um die Gefahren einzuschränken, gibt es zahlreiche Regeln:
– Abnahme der Rennwagen einschließlich Sicherheitsüberprüfung
– Rennkleidung einschließlich Sturzhelme und Hals-System müssen eine Zulassung haben
– Strikte Einhaltung von Geschwindigkeitsbegrenzungen an Unfallstellen
– Geschwindigkeitsüberwachung durch GPS
– Kontrolle des Rennablaufs über Monitore.
– Teilnahme nur mit einem ‚Befähigungsnachweis‘
Hinzu kommen hohe Sicherheitszäune für die Zuschauer und Verbotszonen, wo sich Zuschauer nicht aufhalten dürfen.
Aktuelle Saison
Die Saison 2022 startete mit sogenannten Einstellungsfahrten nach der Winterpause im März. Beim ersten Rennen Mitte März war hoch oben in der Eifel noch allerschönstes Wetter, doch der zweite Lauf fiel schon wegen Schneefalls aus. Beim dritten Lauf war der 3malige DTM-Champion Rene Rast als „Gastfahrer“ dabei und gewann auf einem AUDI R8 LMS – nach spannendem Kampf mit einem BMW GT3.
Normalerweise dauert ein Rennen 4 Stunden. In der Saison 2022 fand noch ein 6h-Rennen (9.7.) statt und ein 12h-Rennen (9. bis 11.9.) ist geplant. Das 12h-Rennen fand mit jeweils einem 6h-Rennen am Samstag und am Sonntag statt und ging bis in die dunklen Abendstunden.
Zufrieden mit dem Programmablauf
Die 27 VdM‘ler einschließlich deren Gäste hatten einen schönen anstrengenden Tag, der mit dem Treffen in der Kulttankstelle ‚Döttinger Höhe‘, direkt am Ring gelegen, begann und für Einige mit Kaffee und Kuchen im Burg-Cafe hoch oben an der Nürburg endete. Zwischendurch wurde ein spannendes Rennen verfolgt, das mit einem Doppelsieg der beiden AUDI R8 LMS des Scherer-Phoenix Teams endete. Interessant und sehr informativ war auch das Gespräch beim NLS-Pressechef Patrik Koziolek. Nicht zu vergessen die ‚Rennwurst‘ im Bistro im alten Fahrerlager. Auch das typische Eifelwetter bekamen die VdM’ler mit. Morgens Nebel auf der Rennstrecke, Regen beim Start, kalter Wind auf der Tribüne und Sonnenschein zum Rennende.
Vielleicht noch der Hinweis, dass für die Mitglieder des Verbandes der Motorjournalisten die schon traditionelle Veranstaltung im Oktober 2023 wiederholen werden.
Klaus Ridder