Der Ersatz von Schaltern und Knöpfen durch digitale Einstellmöglichkeiten im Autocockpit hat das Risiko von Ablenkung während der Fahrt erhöht, denn selbst manch wichtige Funktion lässt sich erst nach einigem Gefummel in Untermenüs bedienen. Vor allem bei schneller Autobahnfahrt in der Nacht kann das fatale Folgen haben. Immerhin wurde in Großbritannien soeben bekanntgegeben, dass dort 40 Prozent aller Zusammenstöße bei Dunkelheit erfolgen. Ford will die Aufmerksamkeit während Nachtfahrten erhöhen und hat einen Scheinwerfer in der Erprobung, der Warn- und Hinweisspinale in Farbe auf die dunkle Fahrbahn projiziert.
Technische Grundlage des Systems sind hochauflösende Matrix-LED-Scheinwerfer. In Verbindung mit dem Navigationsgerät können sie beispielsweise einen großen Pfeil auf den Boden werfen, um dem Fahrer anzuzeigen, dass und wo genau er abbiegen muss. Zusammen mit der Verkehrszeichenerkennung könnten Tempolimits oder ein bevorstehender Kreisverkehr groß angezeigt werden, und die Verknüpfung mit Onlinediensten macht eine Warnung vor Glätte möglich, etwa durch eine überdimensionierte stilisierte Schneeflocke.
Darüber hinaus probiert man bei Ford aus, wie sich die Fahrzeugbreite so darstellen lässt, dass man sieht, ob eine Lücke oder eine Parkbucht zu eng ist oder nicht. Lars Junker, der bei Ford Europa an modernen Assistenzsystemen arbeitet, betont: „Mittels Projektionen könnte die Person am Steuer wichtige Informationen erhalten, ohne hierfür auch nur eine Sekunde lang den Blick von der Straße nehmen zu müssen.“
Fords Entwickler experimentieren auch mit Ansätzen, bei denen der Projektor-Scheinwerfer zur Kommunikation mit anderen Verkehrsteilnehmern eingesetzt wird. Ford: „So könnte zum Beispiel ein Zebrastreifen auf der Straße abgebildet werden, der sowohl für den Fahrer als auch für den Fußgänger gut erkennbar ist, selbst wenn entsprechend vorhandene Straßenmarkierungen verblasst oder abgenutzt sind.“
Auf lange Sicht könnte mit den projizierenden Scheinwerfern auch ein Problem für die Zukunft autonom fahrender Autos angegangen werden, für das es noch keine Lösung gibt, nämlich wie fahrerlose Autos mit anderen Verkehrsteilnehmern kommunizieren sollen, etwa um einem am Fahrbahnrand wartenden Fußgänger zu signalisieren, dass er die Straße gefahrlos überqueren kann.
Kristian Glaser (kb)
Foto: Ford