Nach Ansicht von Ärzten verlassen Kinder in einem zu frühen Alter die rückwärtsgerichteten Kindersitze. Die jüngste Norm sieht vor, dass diese Rebound-Sitze nur bis zu einem Alter von 15 Monaten genutzt werden sollten. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) ist anderer Auffassung. Sie erklärte: „Je später der Wechsel in einen vorwärts gerichteten Kindersitz, desto besser.“ Denn das reduziere die Verletzungsgefahr bei einem Frontalunfall „erheblich“, sagte der Arzt Christopher Spering von der DGOU. 2020 wurden 7.300 Kinder unter 15 Jahren als Autoinsassen bei einem Unfall verletzt. Besonders häufig sind der DGOU zufolge Schädigungen am Kopf und an der Wirbelsäule.
In ihrer Forderung nach längerer Nutzung von Rebound-Sitzen stützt sich die DGOU auf eine von ihr miterfasste Studie, in der Unfälle mit schwerverletzten Kindern in Autos für den Zeitraum von 2010 bis 2019 ausgewertet wurden. Rückwärtsgerichtete Kindersitze haben demnach den Vorteil, dass die durch einen Anprall verursachte Belastung über eine breite Fläche und über den Rumpf des Kindes verteilt wird. Punktuell wirkende Kräfte, die den Kopf oder Bauch beeinträchtigen können, werden auf diese Weise abgeschwächt, und das Verletzungsrisiko nimmt ab.
Noch wichtiger ist aus Sicht der DGOU, dass der Sitz dem Alter und der Körpergröße des Kindes entspricht. Für Kinder zwischen zwei und drei Jahren ergab die Untersuchung, dass es oft zu schweren Verletzungen kommt, weil ein Kind lediglich mit einem Beckengurt gesichert war. Bei einem Frontalunfall ist dann die Gefahr groß, dass der Körper unter dem Gurt hindurchrutscht. Die Folgen können schwere Verletzungen an Bauch oder Wirbelsäule sowie Knochenbrüche sein. Statt mit einem Beckengurt sollten Kinder daher immer mit einem Dreipunktgurt gesichert werden, rät die DGOU.
Kristian Glaser (kb)
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