//Hyundai greift mit Genesis im Premiumbereich an

Hyundai greift mit Genesis im Premiumbereich an

Eigentlich gehörte die Bezeichnung „Genesis“ dem Hyundai-Flaggschiff der oberen Mittelklasse, das für eine kurze Zeit bis 2017 auch in Deutschland angeboten wurde. Jetzt bringt der südkoreanische Autobauer seine 2015 gegründete Premiummarke gleichen Namens nach Europa – mit einiger Verzögerung. Denn zunächst kamen finanzielle Schwierigkeiten auf, danach begann die Corona-Krise. Nun soll es definitiv im Sommer mit Genesis losgehen, unter anderen in Deutschland. Das Wort „Genesis“ ist lateinischen Ursprungs und bedeutet soviel wie „Anfang“, „Beginn“ oder „Ursprung“. Das erste Buch des Alten Testaments wird Genesis genannt.

Mit der neuen Marke wollen die Südkoreaner auf dem hart umkämpften deutschen Markt im Premiumsegment angreifen, der sich fest in der Hand von Audi, BMW und Mercedes-Benz befindet. Die großen Drei verfügen über einen stattlichen Anteil von 25 Prozent am deutschen Neu-Pkw-Markt und konnten im bisherigen Jahresverlauf zusammen stärker wachsen als der Automarkt insgesamt. Außerdem sollten die seit Jahrzehnten etablierten ausländischen Marken Jaguar und Volvo sowie die Elektro-Aufsteiger Polestar (Volvo) und Tesla nicht unterschätzt werden. Sie alle buhlen im gehobenen Segment um Käufer.

Dort winken zwar ausnehmend lukrative Margen, doch das Risiko zu scheitern ist auch nicht ohne. Zuletzt, Anfang 2020, musste Nissan seine Edelmarke Infiniti aus Westeuropa abziehen. Auch nach rund zehn Jahren war der Erfolg ausgeblieben. Toyota kann seinen Premium-Ableger Lexus zwar seit gut 25 Jahren in Deutschland halten. Der verkaufte zwischen Januar und April dieses Jahres aber nicht einmal 900 Fahrzeuge (Marktanteil 0,1 Prozent). Noch schlechter sieht es bei DS aus, der edlen Submarke von Citroën im ehemaligen PSA-Konzern, heute Stellantis. Die ist seit drei Jahren auf dem deutschen Markt aktiv. Ihr Absatz im ersten Drittel 2021: 644 Fahrzeuge. Selbst für Volkswagen ist das Premiumsegment zu heiß: Der Phaeton, erster und bislang einziger Wolfsburger Vertreter in der Oberklasse, wurde 2016 nach 14 Jahren Bauzeit sang- und klanglos eingestellt. Die Verkaufszahlen waren weit hinter den Erwartungen geblieben.

Einer der führenden Autoimporteure in Deutschland

In den letzten Jahren mauserte sich Hyundai zu einem der führenden Autoimporteure in Deutschland. Erreicht wurde das durch Fortschritte in der Technologie, beim Design und anfangs auch mit niedrigen Preisen. Brot-und-Butter-Modelle gehören jedoch längst der Vergangenheit an. Stattdessen tritt Hyundai als innovativer Anbieter von Personen- und Lastwagen mit Elektro- und Wasserstoffantrieb auf. Das Ergebnis ist ein beachtlicher Marktanteil in Deutschland von zuletzt 3,3 Prozent. Zusammen mit Konzerntochter Kia sind es 5,4 Prozent.

Mit dem europäischen Aufbau von Genesis ließ sich Hyundai mehr als fünf Jahre Zeit. Die nutzte man, um bewährte Auto-Manager ins Haus zu holen. Zwei Designer, die ehemals bei Audi, Bentley, Lamborghini, Seat und Volkswagen den Ton und die Linie vorgaben, gehören nun genauso zur Genesis-Führungscrew wie ein ehemaliger Tuning- und Performance-Experte von BMW.

Zeit brauchte man wohl auch, um einen Service für die verwöhnten Kunden in Westeuropa aufzubauen. Nach Aussage von Markenchef Jaehoon Chang will Genesis durch Technik, Produkt- und Designqualität reüssieren, aber auch durch Service. So erhält jeder Eigentümer eines Genesis einen kompletten Hol- und Bringdienst für Wartungs- und Reparaturtermine in der Werkstatt, zudem hat er einen persönlichen Ansprechpartner für alle Fragen und Wünsche rund um sein Auto.

Das Genesis-Design der Fahrzeugfront wird von einem mächtigen Wabenkühlergrill und einer horizontal geteilten Lichteinheit geprägt, was auf Bildern recht massiv wirkt. Die Fahrzeugseite weist eher einen sportlich-eleganten Mix auf. Die ersten Modelle, die Genesis nach Deutschland importieren wird, sind das Luxus-SUV GV80 und die Oberklasselimousine G80, von der im April bereits eine Elektrovariante präsentiert wurde. Danach werden der Mittelklässler G70 und das dazugehörige SUV GV70 folgen. Darüber hinaus wurde ein speziell für den europäischen Markt entwickeltes Modell angekündigt. Dabei wird es sich um eine 4,69 Meter lange Kombiversion des G70 als Shooting Brake handeln. Ein Genesis-Stromer auf eigenständiger Elektro-Plattform soll in den nächsten Jahren erscheinen.

Der für den Sommer angekündigte Markenstart in Europa gilt zunächst für Deutschland, Österreich und die Schweiz, später kommt Großbritannien hinzu.

Kristian Glaser (kb)
Foto: Genesis