//VdM Videotalk Verkehrssicherheit: Von Sünden und Sündern

VdM Videotalk Verkehrssicherheit: Von Sünden und Sündern

Nach DVR-Präsident Professor Dr. Walter Eichendorf und Daimler-Truck-Entwicklungschef Sven Ennerst konnte der VdM letzte Woche den Verkehrsrechtsexperten Professor Dr. Dieter Müller zum VdM Videotalk „Verkehrssicherheit“ begrüßen.

Müller ist VdM-Dieselringträger des Jahres 2015, Leiter des Instituts für Verkehrsrecht und Verkehrsverhalten, Dozent an der Sächsischen Hochschule der Polizei und Vorsitzender des juristischen Beirats des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR). Deshalb lag es nahe, mit ihm den aktuellen Bußgeldkatalog sowie die Frage nach der Schwere von Verkehrsdelikten zu erörtern. Hier einige seiner Aussagen (das komplette Gespräch finden Sie hier):

Zur Novelle des Bußgeldkatalogs:

– Sinn eines Bußgeldes ist es, erzieherisch auf jene einzuwirken, die Normbrecher sind, also gegen die Vorschriften   der Straßenverkehrsordnung verstoßen.
– Die Rücknahme der Fahrverbote im aktuellen Bußgeldkatalog ist ein Rückschritt in Sachen Verkehrssicherheit.
– Eine Erhöhung der Bußgelder ist aus Sicht der Verkehrssicherheit dringend notwendig.
– Deutschland liegt bei Sanktionen im europäischen Vergleich weit hinter vielen anderen Ländern zurück.

Zur Verkehrsmoral:

– Verkehrsübertretungen waren bisher bei vielen Fahrern eingepreist, weil die Strafen oftmals zu niedrig waren.
– Es gilt das sogenannte Powermodell: Je höher eine Geschwindigkeit ist, desto schlimmer sind die Unfallfolgen.
– Nicht ohne Grund heißt es in der StVO, dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit innerorts 50 km/h beträgt.
– Eine verschärfte Halterhaftung könnte ebenfalls zur Verkehrssicherheit beitragen.

Zur Verkehrspolitik:

– Eine Stadt oder ein Landkreis müsste sich ein einheitliches Verkehrskonzept geben, in das Geschwindigkeitsbegrenzungen sinnvoll integriert sind, die dann auch akzeptiert werden.
– Es gibt Überlegungen, Tempo-30-Zonen deutlich auszuweiten und Tempo 50 nur noch auf Durchgansstraßen, Kreis- oder Umgehungsstraßen zuzulassen
– Das Ziel, die Zahl der Verkehrstoten von 2010 bis 2020 um 40 Prozent zu senken, hat die deutsche Verkehrspolitik verfehlt.
– In Sachen Verkehrssicherheit ist Deutschland im europäischen Ranking von Platz vier auf Platz neun abgerutscht – weil Deutschland bisher kein einheitliches Verkehrssicherheitskonzept hat, wie beispielsweise Großbritannien, Schweden oder die Niederlande.

Zu Raserunfällen:

– Es gibt leider keine Mechanismen, die vermeiden, dass junge Fahrer hochpotente Autos ganz einfach mieten können.
– Man müsste auch für Autofahrer über einen Zwei-Stufe-Führerschein nachdenken, der in der Startphase die Leistung des Autos eingeschränkt, ähnlich wie bei Motorradfahrern.
– Die Auffälligen sind meistens junge Männer mit übersteigertem Geltungsbedürfnis, die Raserei als großes Spiel sehen.

Der nächste VdM Videotalk „Verkehrssicherheit“ findet am Donnerstag, den 20. Mai, 16 Uhr, statt. Dann ist Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV/GDV) unser Gast. Mit ihm werden wir über Tempolimits außerorts und innerorts diskutieren: „Von 30 bis 130“. 

(bic)
Fotos: bic