//Kampf im Ländle gegen Motorradlärm

Kampf im Ländle gegen Motorradlärm

Verkehrslärm macht krank. Das weiß man schon seit langem, bisher standen aber stets nur Pkw und Lkw im Mittelpunkt der Kritik. Nun hat das baden-württembergische Verkehrsministerium den Lärm von Motorrädern in einer Stichprobe gemessen. Dabei wurde festgestellt: Die Bikes sind zumeist wesentlich lauter unterwegs als Pkw.
Um genaue Daten zu erhalten, wurden an Straßen in Baden-Württemberg Leitpfosten-Messgeräte installiert, die neben den Verkehrszahlen auch die Lautstärke der vorbeifahrenden Autos und Motorräder festhielten. Hinzu kamen die Daten von Motorradlärm-Displays der Kommunen im Land. Die Analyse des Lärmschutzbeauftragten Thomas Marwein ergab: „Die meisten Motorräder sind so laut wie eine Motorsäge oder ein Presslufthammer – leider nicht nur einige wenige.“

Stichprobe fördert Lärm zutage

An einem Juli-Tag des vergangenen Jahres war im Landkreis Heilbronn ein Drittel der vorbeifahrenden Pkw bis zu 83 Dezibel laut. Mindestens 87 Dezibel erreichte hingegen jedes zweite Motorrad, jedes dritte röhrte sogar mit über 90 Dezibel. „Ohrenbetäubend“ nennt das Thomas Marwein. Dazu muss man wissen: Den Unterschied von zehn Dezibel nimmt das menschliche Gehör bereits als eine Verdoppelung des Krachs wahr.
Offenkundig reichen die aktuellen gesetzlichen Bestimmungen gegen dröhnende Motorräder nicht aus. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes vom September kommt es nicht selten vor, dass neue Motorräder 20 Dezibel lauter sind, als bei der Typgenehmigung gemessen wurde. Marwein möchte nun erreichen, dass solche Maschinen „erst gar nicht auf die Straße kommen“ und sieht den Bund in der Pflicht. Der Bundesrat fordert in einem Entschluss vom Mai des vergangenen Jahres die EU, die Bundesregierung und die Motorradhersteller auf, für leisere Zweiräder zu sorgen und die Zulassungsvorschriften entsprechend zu ändern. Weil der Bundesrat auch Fahrverbote vorschlug, demonstrierten Zehntausende Biker im vergangenen Sommer.
Derweil wurden im österreichischen Bundesland Tirol Nagel mit Köpfen gemacht: Zwischen Juni und Oktober wurde auf beliebten Strecken erstmals ein Fahrverbot gegen Motorräder verhängt, die im Stand lauter als 95 Dezibel tuckern. Baden Württembergs Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) will nun auch hierzulande Taten folgen lassen. Er verlangt, dass die reale Geräuschentwicklung zu einem „entscheidenden Kriterium bei der Zulassung“ von Motorrädern wird.

(Beate M. Glaser/kb/bic)
Foto: Santa3/Pixabay