Mitsubishi startet im Februar mit der zweiten Generation seines Kompakt-SUV Eclipse Cross. Diese an sich nicht sonderlich spektakuläre Mitteilung ist nichts weniger als das Lebenszeichen eines Totgesagten, bedeutet sie doch: Mitsubishi wird es in Deutschland weiter geben – zumindest vorläufig. Hörbares Aufatmen beim Importeur Mitsubishi Motors Deutschland (MMD) mit Sitz im hessischen Friedberg.
Im Sommer hatte der Hersteller in Tokio angekündigt, keine weiteren Neuheiten in Europa mehr anzubieten (siehe Wirtschaftsmeldung vom 6.8.2020). Das wäre einem Tod auf Raten gleichgekommen. Zeitlich fiel diese Entscheidung mit einem Strategiewechsel der kriselnden Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi zusammen. Beerdigt wurde die mit dem zwischenzeitlich geschassten Ober-Boss Carlos Ghosn verbundene Orientierung auf hartes Wachstum und Fusionierung der drei Allianzpartner unter der Dominanz von Renault mit dem Ziel, der weltweit größte Autohersteller zu werden. Seitdem sind eine intensivere Arbeitsteilung der Allianzpartnern und „gesundschrumpfen“ angesagt. In diesem Zusammenhang beschloss Mitsubishi, die Modellpalette in Europa „einzufrieren“.
„Der neue Eclipse Cross ist der Beweis, dass Eingefrorenes auch auftauen kann“, freute sich MMD-Geschäftsführer Kolja Rebstock Mitte November bei der virtuellen Präsentation des neuen Eclipse Cross. „Das ist ein Grund zum Feiern.“ Der Importeur hatte offenbar seinen Einfluss in Tokio geltend gemacht, um die Konzernzentrale zu einem Rücktritt vom Rücktritt zu bewegen. Dabei hatten Rebstock und sein Team ein gutes Argument: Erfolg.
Nach einer langen Phase des Rückgangs steigen die Verkaufszahlen des deutschen Importeurs kontinuierlich seit 2013. Bis zur Bekanntgabe des Abschieds aus Europa gehörte Mitsubishi zu den Anbietern auf dem deutschen Automarkt, die in der Coronakrise am wenigsten Federn lassen mussten: Bis Juli betrug das Neuzulassungsminus nur neun Prozent, während der Gesamtmarkt um fast ein Drittel einbrach. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Unternehmen über die Hälfte mehr Autos im Jahresverlauf in Deutschland abgesetzt als sein Hauptaktionär Nissan.
Mitsubishi verkauft hierzulande vor allem kleine Autos und SUV. Mit dem Outlander Plug-in-Hybrid haben die Japaner eines der am meisten in Europa nachgefragten Fahrzeuge mit „Steckdosenanschluss“. Dabei zahlt sich das frühe Engagement in Sachen Elektroantrieb aus, denn Mitsubishi brachte mit dem i-Miev früh ein E-Auto in die Großserie.
Der Aufschwung in Deutschland ist auf einer engagierten Pflege der Beziehungen zu den Händlern und Kunden sowie einer Produktstrategie begründet, die technologisch zwar mit Ausnahme des Plug-in-Hybrid- und des Allradantriebs hinterherhinkt, dafür aber solide und bodenständige Fahrzeuge hervorbringt, die sich durch ein ansprechendes Preis-Leistungs-Verhältnis hervortun, ohne spartanisch zu sein. Mit dem neuen Eclipse Cross, von MMD als Coupé-SUV vermarktet, verlässt Mitsubishi ein Stück weit sogar das nicht geglückte Außendesign.
Absatzbewegung
Kein Wunder also, dass sich die Käufer nach Bekanntwerden des Abschieds aus Deutschland abzuwenden begannen. Seither befindet sich der MMD-Absatz im Sinkflug, und im Oktober war das Minus mit 24,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat erstmals im laufenden Jahr stärker als das des Marktdurchschnitts (-23,4 Prozent). Geschäftsführer Rebstock macht dafür auch die Coronakrise verantwortlich. Die führe dazu, dass gerade die preisbewussten Privatkunden von MMD ihre Investitionen zurückhielten.
Der neue Eclipse Cross soll nun also zu Beginn des nächsten Jahres in Deutschland und einigen weiteren europäischen Ländern erscheinen – nicht mehr in ganz Europa, da wirkt sich doch die Strategieänderung aus. Überhaupt scheint der Verbleib von Mitsubishi in Deutschland zunächst nur vorläufig gesichert zu sein. Rebstock zufolge muss der Importeur gegenüber der Konzernzentrale den Beweis antreten, dass er weiterhin Erfolge zu erzielen vermag. Zu diesem Zweck wird der Eclipse Cross erstmals auch als Plug-in-Hybrid offeriert, Mitsubishis Paradedisziplin.
Über weitere Produktneuheiten möchte man sich in Friedberg nicht äußern oder kann es derzeit noch nicht. „Wir gehen ganz japanisch Schritt für Schritt vor“, sagte Rebstock. Damit bezieht sich der MMD-Geschäftsführer auf kommende Verschärfungen der EU-Abgasvorschriften. Wie lange es sich lohne, ein Euro-6-Auto wie den neuen Eclipse Cross anzubieten, hänge auch davon ab, wann Brüssel die Abgasnorm Euro 7 einführt und wie streng die Emissionsvorgaben sein werden, betont Rebstock. Dabei hat er keine Angst vor politischen Vorgaben zu einem elektrischen Mindestanteil an der gefahrenen Gesamtstrecke von Hybridautos. Der MMD-Geschäftsführer hält solche Überlegungen sogar für „berechtigt“. Unsere Kunden, so sagt er, nutzten den Elektromotor im Plug-in-Hybrid „nicht für die Boost-Funktion“, also für sportliches Losdüsen, „sie wollen wirklich elektrisch fahren“.
Da stellt sich die Frage, warum es keinen batterieelektrischen Mitsubishi mehr in Deutschland zu kaufen gibt, seit der i-Miev vor über sechs Jahren vom Markt genommen wurde. Rebstocks Antwort: „Wenn sich die Ladeinfrastruktur verbessert hat, dann ist die Zeit für ein reines Elektroauto gekommen“. Plug-in-Hybride seien gut für die Übergangsphase. Für Mitsubishi Deutschland ist das die Phase der Bewährung.
Kristian Glaser (kb)
Titel: Der neue Eclipse Cross, Foto: Mitsubishi Deutschland