Für den Sohn der F1-Ikone Michael Schumacher, Mick Schuhmacher sollte das Freitagtraining beim Großen Preis der Eifel der Einstig in die Formel 1 werden – doch es kam anders. Regen und Nebel waren so heftig in der 600 Meter hohen Eifel im Bereich Nürburgring, dass der Rettungshubschrauber nicht hätte starten können. Sicherheit geht vor und so warteten auch die wenigen Zuschauer vergeblich auf die Debüt-Fahrt des 21jährigen. Der Regen und die Kälte waren so schlimm, dass auch ich mich entschloss, wieder nach Hause zu fahren. Schade. Aber Zuhause musste ich erfahren, dass auch das zweite Training, das um 15.00 Uhr angesetzt war, ausfiel. Jedenfalls erlebte ich diese Absage im Trockenen. Gleichwohl gab es viele Impressionen an der Rennstrecke in der für schlechtes Wetter berüchtigten Eifel. Am Sonntag dann der erwartete Mercedes Sieg und eine tolle Leistung des ‚Ersatzfahrers‘ Nico Hülkenberg, der sogar Sebastian Vettel auf dem lahmen Ferrari überholte.
Die Schumis am Nürburgring
Michael Schumacher hat die Großen Preise auf dem Nürburgring fünf Mal gewonnen. Nach ihm wurde sogar eine Streckenpassage nach der Dunlop-Kehre benannt. Die Ära Schumacher brachte viele Zuschauer zum Ring. Bruder Ralf , ebenfalls in der Formel 1 unterwegs, hätte fast den Großen Preis 2007 gewonnen. In Führung liegend platze ein Hinterreifen. Beide Schumis kämpften auch als Brüder hart gegeneinander und einmal löste Ralf einen Unfall nach dem Start aus, der für beide Schumis das Rennen beendete. Und Mick? Mick gewann vor zwei Jahren zwei Mal das Formel 3 Rennen und wurde im selben Jahr auch Europameister der Formel 3. Zudem bekam er die Gelegenheit, einen DTM-Rennwagen von Mercedes zu fahren.
Gute Resultate in der Formel 2 brachten für Mick die Möglichkeit, einen Formel 1-Rennwagen im Freitagstraining zu fahren. Vorgesehen war die Fahrt mit einem Alfa Romeo, der mit einem Ferrari-Motor ausgestattet ist. Und Ferrari fördert die Karriere von Mick Schumacher, zumal ja auch sein Vater mit Ferrari große Erfolge erzielt hatte. Doch, Nebel und Regen ließen die erste Fahrt am Nürburgring platzen. Schade.
Eine Geste dann aber bei der Siegerehrung, die vielen Besuchern und auch dem Streckensprecher Oliver Martini Tränen in die Augen kommen ließ. Mick Schumacher überreichte dem Sieger Lewis Hamilton, der den Schumi-Rekord mit 91 Rennsiegen eingestellt hatte, einen roten Original-Schumi-Helm.
Rennen mit Corona
Die Corona Pandemie hat bekanntlich den F1-Kalender vollkommen auf den Kopf gestellt. Alle Rennen fanden bisher in Europa statt, man wollte lange Flugreisen wegen des höheren Ansteckungsrisikos vermeiden. So kamen „vergessene Rennstrecken“ in den Genuss, ein F1-Rennen durchzuführen. Davon provotierte auch der Nürburgring, der sich ansonsten kein Rennen der Königsklasse hätte leisten können. Doch die Auflagen waren sehr hoch. Es waren nur 20.000 Besucher zugelassen. Jeder Zuschauer musste online eine Karte kaufen Doch hier kam es noch schlimmer: Weil in einigen deutschen Gebieten die Anzahl der Corona-Infektionen sehr hoch wurden, entschloss sich der Veranstalter, die Ticketinhaber aus diesen Regionen auszuladen. Und am Ring, da ging alles mit Auflagen zu. So waren nur Parkplätze in der Nähe des jeweiligen Platzes zugelassen. Es gab keine Stehplätze, nur nummerierte Sitzplätze mit Abständen zu den Sitznachbarn. Mundschutz vom Parkplatz bis zum Sitzplatz. Überall Hinweise mit Verhaltensmaßregeln, sowohl durch Plakate als auch durch mündliche Durchsagen in Deutsch und Englisch. Und die Einhaltung der Regeln wurde durch zahlreiche Ordner streng überwacht.
Trotz aller Auflagen, die Fans waren froh, mal wieder ein F1-Rennen auf der Traditionsrennstrecke in der Eifel zu erleben.
Nichts los am Ring
Nach Abzug der Ausgeladenen waren wohl nur 13.500 Besucher am Ring – es war also nicht viel los. Auch die Tage vorher, wo ansonsten eine Woche vor dem Grand Prix Tausende schon anreisen, um Nürburgring und Eifel zu erleben, war alles ruhig. Betrachtet man auch noch die vorherigen Rennen wie beispielsweise das 24h-Rennen und die beiden DTM-Rennen, so ist das Corona-Jahr für die Hotel- und Restaurant-Betriebe rund um den Nürburgring ein Fiasko. Gut dabei weggekommen ist allerdings Hans-Joachim Retterath („Retti“), Chef der Tankstelle Döttinger Höhe. Er hat noch nie so viel Tickets für das Befahren der Nordschleife verkauft wie in den Jahren vorher.
Sicher spielte auch das schlechte Wetter eine Rolle, denn die Eifel ist ab Mitte September normal schon nicht mehr so angenehm. Die Höhe von etwas über 600 m macht sich da schon bemerkbar.
Hülkenberg springt ein
Der Samstag überraschte mit Sonnenschein, aber es war lausig kalt und der Mundschutz diente bei dem auch kalten Wind zusätzlich dem Wärmeschutz des Gesichtes. Der Rettungshubschrauber war startbereit und hätte auch starten können. Es waren morgens nur fünf Grad – hinzu kam ein kalter Wind. Mein Regen Cape wickelte ich um die Beine, um auch den unteren Körperteil etwas aufzuwärmen. Bier durfte nicht verkauft werden, die Zuschauer tranken Kaffee. Ein Papierbecher kostete drei Euro und die Curry-Wurst auch 4,50 Euro. Warum nimmt man eigentlich den wenigen Zuschauern, die ohnehin durch hohe Eintrittspreise von 300 Euro und Parkgebühren von 24 Euro schon gebeutelt sind, so viel Geld ab?
Dann vor dem Qualifying eine Überraschung: Lance Stroll aus Kanada hatte Magenprobleme und der in Köln weilende Nico Hülkenberg, der dort noch am Frühstückstisch saß, bekam einen Anruf vom Team-Leiter des Racing Point Tems, ob er einspringen könne. „Hülki“ fuhr mit seinem Manthey-Porsche sofort zum Ring und setzte sich ins Cockpit kurz vor dem Qualifying. Er musste sich erst einmal mit dem Rennwagen zurechtfinden und konnte die richtigen Bremspunkte nicht gleich finden. Es reichte nur zum letzten Platz. Er wurde praktisch ins kalte Wasser geworfen und hatte keine Zeit, sich mit dem Rennwagen bei den kalten Bedingungen vertraut zu machen.
Das Ergebnis des Qualifyings brachte keine Überraschung: zwei Mal Mercedes mit Bottas und Hamilton vor Verstappen auf Red Bull. Mit dem weniger konkurrenzfähigen Ferrari wurde LeClerce Vierter und Vettel Elfter. Das Problem war, das aber alle Teams hatten, dass die Reifen für das kalte Wetter nicht so geeignet waren.
Hamilton stellte Schumi Rekorde ein
Start pünktlich um 14.10 Uhr und Bottas bog als Erster in die Mercedes-Arena ein. Wieder mal dominierten die Mercedes vor dem Rest des Feldes. Ausgenommen das Supertalent Max Verstappen konnte in seinem Red Bull mit Honda-Motor im respektvollen Abstand mithalten und wurde nach dem Ausfall des Finnen Bottas Zweiter. Nico Hülkenberg kam mit dem rosafarbenen Rennwagen des Teams Racing Point Mercedes (künftiger Name Aston Martin) immer besser zurecht und überholte sogar den Ferrari von Vettel und wurde hervorragender Achter. Wow!
An der Spitze war das Rennen mal wieder langweilig – aber dann kam das Safety-Car auf die Strecke und das Feld schrumpfte wieder zusammen. Die bereits überrundeten Fahrer durften sich zurückrunden und so gab es einige Runden ein Durcheinander vor und hinter dem Safety-Car.
Der Sieger mal wieder Hamilton, der auch noch mit der schnellsten Runde den Rundenrekord von Michael Schumacher einstellte. Auf dem Podest auch mal wieder der Publikumsliebling Daniel Riccardo auf Renault.
Resümee
Nach sieben Jahren endlich mal wieder ein Formel 1-Rennen auf dem Nürburgring – da kam Freude auf! Nicht begeistert waren die Fans von den hohen Eintrittspreisen und dem kalten und nassen Eifelwetter. Auch fehlten ein Rennprogramm und ein attraktives Rahmenprogramm. Erfreulich die Streckensprecher Oliver Martini mit Kollegen, die den frierenden Zuschauern immer wieder durch ihre fröhliche Art Mut machten.
Ob es künftig wieder Formel 1-Rennen auf der Traditionsrennstrecke in der Eifel geben wird? Es wäre schön!
Text und Fotos: Klaus Ridder