Der Motorsportfotograf, Maler und seit vielen Jahren VdM-Mitglied Kunibert Söntgerath feierte Mitte April seinen 85. Geburtstag. Das nahm VdM-Regionalkreisleiter Klaus Ridder jetzt zum Anlass, ihn in seinem Haus im Bergischen Land, nahe Siegburg, zu besuchen.
Ein Haus inmitten einer anspruchsvollen Wohngegend. Gleich nach dem Betreten werde ich förmlich von vielen Motorsportbildern erschlagen. Nicht etwa Fotografien des bekannten Fotografen (ich kenne Kunibert ja nur als VdM-Kollegen an der Rennstrecke mit großem Tele und Rucksack), sondern wunderschöne Gemälde. Ich bin gespannt, was mich hier erwartet. Aber schon der erste Eindruck: Wow!!
Man kennt sich von den Rennstrecken und weiß oft nicht, was hinter den Kollegen steckt. Kunibert Söntgerath wurde 1935 in Bonn geboren und erlebte dort auch die Weltkriegsjahre. Danach Lehre als Anstreicher und Maler. Erste Kontakte mit dem Motorsport 1949 am Nürburgring. Übrigens ging’s mit dem Fahrrad in die gebirgige Eifel, das waren immerhin über 50 Kilometer, wo der der Funke „Motorsport“ gezündet wurde.
Beruflich fand Kunibert Söntgerath seine Aufgabe als „Mann für alles“ im Schloss Birlinghoven in Sank Augustin, dort wo das Rechenzentrum des Frauenhofer Instituts untergebracht ist. Er reparierte und restaurierte mit seinem Sachverstand die Schlossgemäuer und fotografierte die Gemälde im Schloss sowie andere Begebenheiten. Eine Broschüre über alle Gemälde im Schloss trägt die Handschrift von Kunibert Söntgerath. Sein Chef förderte die handwerklichen und fotografischen Talente, so war es kein Problem, frei zu bekommen für den Besuch von Motorsportveranstaltungen. Natürlich musste die Auszeit nachgeholt werden, aber das war auch unproblematisch, weil während der normalen Dienstzeit immer wieder Überstunden anfielen.
1000 km-Rennen 1959 – ein Schlüsselerlebnis
Das 1000 km-Rennen 1959 auf dem Nürburgring war praktisch der Einstieg in die professionelle Motorsportfotografie. Er stand am richtigen Ort zur richtigen Zeit, um die entscheidende Rennszene zu fotografieren.
Der Rennverlauf war zunächst langweilig. Der damalige Superstar Stirling Moss führte souverän mit seinem Aston Martin DB 1/300.Fahrerwechsel und Jack Fairman übernahm den in Führung liegenden Rennsportwagen, der Abstand zu den Ferraris wurde geringer und dann ein großes Missgeschick, Jack Fairman raste im Streckenabschnitt Brünnchen in den Graben, genau dort wo Kunibert Söntgerath stand. Es gelang Jack Fairman noch mit übermenschlicher Kraft ohne fremde Hilfe (die hätte ja zur Disqualifikation geführt) den Rennwagen aus dem Graben zu hieven. Fairman brachte den Rennwagen noch an die Boxen, doch der Vorsprung war dahin und die Ferraris führten. Stirling Moss riss seinen Co-Piloten förmlich aus dem Cockpit, fuhr eine Rekordrunde nach der anderen und gewann dann doch noch das spannende Rennen.
Die Szene am Brünnchen wurde von Kunibert Söntgerath mit der Kamera festgehalten, die Bilder gingen um die Welt und erschienen sogar im bekannten Auto-Jahr in der Ausgabe 1959/60. Für den Mann aus dem Bergischen Land war das der Einstieg in die professionelle Motorsportfotografie und Kunibert Söntgerath besuchte fortan Rennsportveranstaltungen in ganz Europa, oft begleitet von seiner Frau Margret. Am liebsten fotografierte er Rallyes. Sein Markenzeichen waren ein Rucksack und ein kunstvoll gestalteter Bart. Er gehörte zu den großen Fotografen der Motorsportszene wie Julius Weitmann, Ferdi Kräling, Rainer W. Schlegelmilch, H.P.Seufert und Werner Eisele.
Malen – ein zweites Hobby
Schnell entdeckte der gelernte Maler und Anstreicher auch sein Talent zur künstlerischen Malerei. Zunächst waren es technische Illustrationen für Journale und Bücher, danach folgten Malereien mit Acryl auf Leinwand und Holz – meistens Szenen, die Kunibert Söntgerath vorher fotografiert hatte. Es sind mittlerweile 600 (!) gemalte Bilder geworden, davon 122 großflächige Kunstwerke auf Leinwand und Holzplatten.
Die Bilder entstehen in seinem Atelier im Keller und werden überwiegend in den Wintermonaten gemalt. In den Sommermonaten zieht er heute dagegen Aktivitäten im Garten vor. Die Bilder werden in der Regel nicht verkauft sondern eher mal verschenkt. So bin ich anlässlich meiner Motorsportausstellungen auch drei Mal in den Genuss „echter Söntgeraths“ gekommen. Auch Nürburgring Geschäftsführer Mirco Markfort bekam anlässlich der Eröffnung der Trips Ausstellung ein Bild mit Wolfgang Graf Berghe von Trips im Ferrari geschenkt; es hängt in seinem Büro.
Bei den Fotos legt Kunibert Söntgerath hohen Wert auf Qualität. So fotografiert er heute im digitalen Zeitalter immer noch analog, teilweise sogar im Format 6 x 6 Das Produkt sind Dias. Verwaltet wird sein umfangreiches Archiv vom VdM-Kollegen Michael Behrndt, bekannter Buchautor in der Szene.
Es hat Spaß gemacht, die Besonderheiten eines großen Fotografen der Motorsportszene kennenzulernen. Der Besuch hat sich gelohnt!
Text, Fotos und Repros: Klaus Ridder