Otto Flimm, der Ehrenpräsident des ADAC und Träger vieler Auszeichnungen, verstarb im Alter von 90 Jahren an den Folgen eines unverschuldeten Unfalls. Mit 86 Jahren fuhr er noch mit seiner Harley von Brühl zum Nürburgring. Er war Vorsitzender des größten deutschen Automobilclubs ADAC und damit der mächtigste Lobbyist der Autofahrer in Deutschland. 1981 gründete er den Verein „Ja zum Nürburgring“ und war bis ins hohe Alter Kämpfer für den Erhalt des Nürburgrings. Dort ehrte man ihn 1980 und benannte nach ihm die Otto-Flimm-Straße.
Otto Flimm war Chef einer Firma, die in Köln einen beliebten Magenlikör herstellt. Seine Hobbys waren Motocross, Segeln und Reiten. 1952 und 1954 war er sogar deutscher Motocross-Meister. 1950 trat er in den ADAC ein und gründete den Brühler Club für Motorsport. 1959 wurde Otto Flimm in den Vorstand des ADAC-Nordrhein gewählt und von 1989 bis 2001 war er Präsident des ADAC, also zuständig für ganz Deutschland und 16 Millionen Mitglieder.
Bereits vor dem 2. Weltkrieg fuhr er mit dem Fahrrad zum Nürburgring, auch 1947 war er beim ersten Rennen der Nachkriegszeit auf der Südschleife dabei; diesmal schon mit einem Firmenwagen. Für den Nürburgring hat er sich mit vollen Kräften über Jahrzehnte eingesetzt.
Sicherheit auf der Nordschleife
Immer wieder gab es Diskussionen über die Sicherheit auf der Nordschleife. Es war der F 1-Rennfahrer Niki Lauda, der für mehr Sicherheit kämpfte. Schließlich wurden 7 Mio. DM investiert, die Hecken als Streckenbegrenzung wurden entfernt und durch Leitplanken ersetzt. Die Diskussionen um mehr Sicherheit gingen aber weiter. Die Rennfahrer drohten mit einem Boykott des F1-Rennens und nach dem Lauda-Unfall 1976 musste etwas geschehen.
Vor etwa drei Jahren erinnerte sich Otto Flimm in einem Interview mit mir: „Nach dem Lauda-Unfall (Niki Lauda verunglückte beim Großen Preis von Deutschland 1976 im Streckenabschnitt ‚Bergwerk‘ schwer und wäre fast im Auto verbrannt) habe ich eine Besprechung im November 1976 in Bonn organisiert, in einem Protokoll wurden die Eckdaten für die Zukunft des Nürburgrings festgeschrieben:
- – Weitere Durchführung des Großen Preises
- – Weiterer Ausbau der Nordschleife des Nürburgrings
- – Bau einer Kurzstrecke auf der Südschleife.
Es wurde sodann das gemeinsame Interesse der Nürburgring GmbH und des ADAC betont:
- – Der Motorsport nimmt in der Publikumsgunst den zweiten Platz (nach Fußball) ein.
- – Der Nürburgring dient der nationalen Repräsentation.
- – Motorsport kann als Verkehrssicherheitstraining verstanden werden.
- – Das Land ist am Nürburgring aus Strukturgründen interessiert.
- – Probleme des Umweltschutzes sind am Nürburgring noch am ehesten zu meistern.
- – Ein gemeinsames Vorgehen ist zum Schutz vor finanziellen Erpressungen durch Konstrukteure und Rennfahrer geboten.“
Wesentliches Ergebnis war der Bau einer neuen „Südschleife“ des heutigen Grand-Prix-Kurses. „Ich hatte immer einen guten Draht zu Bernie Ecclestone. Da wurde nicht viel geschrieben, was vereinbart worden war – das galt“, erzählte Otto Flimm.
Als ADAC-Präsident lud Otto Flimm Bernie nach München ins Hauptquartier ein. Er berichtete, dass es ihm damals gelang,die Formel 1 wieder zum Nürburgring zurück zu holen und so gab es 1995 einen „Großen Preis von Europa“ und 1997 sogar einen ‚Großen Preis von Luxemburg‘. Veranstalter war der ADAC. Viele Zuschauer kamen und es gab sogar einen Überschuss, den sich die Nürburgring GmbH und der ADAC teilten.“ Die Freundschaft zu Bernie Ecclestone bestand bis heute. Bernie war auch dabei, als zum 60. Geburtstag die Zufahrt zum alten Fahrerlager/zum Dorint Hotel in Otto-Flimm-Straße umbenannt wurde, das war 1990.
Nur wenige Menschen haben für die Rennstrecke in der Eifel so viel getan, wie Otto Flimm, so wurden Gelder in Fangzäune und Leitplanken investiert, für die er Geld auftrieb. Vehement wehrte er sich gegen den Verkauf des Nürburgrings in private Hände. Otto Flimm war von Kindheit an mit dem Nürburgring verbunden und auch noch mit 90 Jahren lag ihm viel daran, dass der Nürburgring dem Motorsport erhalten bleibt.
Jetzt ist Otto Flimm an den Folgen eines unverschuldeten Unfalls mit seinem Elektrofahrstuhl gestorben. Alle, die mit dem Nürburgring zu tun hatten und noch haben, werden den Verstorbenen in guter Erinnerung behalten.
Klaus Ridder