Seit 14 Jahren gibt es die Motorradveranstaltung am Glemseck zwischen Stuttgart und Leonberg an der ehemaligen Solitude-Rennstrecke. 2004 wurde das hundertjährige Jubiläum der Rennstrecke gefeiert. Da ging es um Rennfahrzeuge vor allem mit vier Rädern. Am Glemseck befindet sich aber auch der Motorradtreff der Region, deshalb wollten die Zweiradfahrer ebenfalls einen Event organisieren. Ein Jahr später: 100 und 1 Jahr = 101 Jahre nach Eröffnung der Rennstrecke wurde von Steven Flier das erste Motorradtreffen auf die Beine gestellt. Seither heißt das Treffen Glemseck 101 und hat sich zum größten europäischen Motorradtreffen gemausert, es findet jährlich am ersten Septemberwochenende statt.
Motorradfahrer hatten an allen Eingängen die Möglichkeit, ihre Jacken und Helme kostenlos aufbewahren zu lassen. Spenden wurden an soziale Projekte weitergeleitet. Wer mit dem Auto kam, musste eine Parkgebühr bezahlen. Motorräder durften in Schritttempo durch das Gelände fahren. Aussteller sind die Händler und Hersteller von Motorrädern. Triumph beispielsweise sponsorte die Veranstaltung. Verkehrssicherheit wurde erklärt von Polizei, Fahrschulen und Initiativen wie „Rennleitung 110“. Auch die Stadt Leonberg beteiligte sich. Für das leibliche Wohl sorgten Imbiss und Getränkestände. Sehr großen Absatz hatten die Eisverkäufer bei dem sonnigen Wetter. Auch die Motorradzeitschrift mo war dabei.
Motorradfreaks und Normalbürger mischten sich friedlich. Sowohl Erwachsene als auch kleine Motorradfans fühlten sich wohl und die Stimmung war familiär. Während tagsüber die ganze Familie durch die Ausstellung schlenderte, kamen Mama und Papa abends zur Konzertbühne zurück, wo sie dann mit Rockabilly und Rockmusik bis spätnachts abfeierten.
Auf der 1/8 Meile wurden Beschleunigungsrennen ausgetragen. Für die Nichtengländer unter uns: Eine Achtelmeile sind 201,17 Meter. Die Teilnehmer zeigen mit ihrem Motorrad, wer am besten beschleunigen kann. Nach einem KO-System kam nur der Beste weiter. Sogar der Bürgermeister von Leonberg – selber Motorradfan – beteiligte sich.
Junge Frauen, die Petroletten, zeigten, dass sie genauso gut schrauben können wie Männer. Sie bauen Custom Bikes aus Royal Enfields. Vier Frauengruppen traten mit ihren Bikes gegeneinander an. Zuerst in der Zuschauerbewertung: Jeder, der an ihrer Werkstatt vorbeiging, bekam ein goldenes Bändchen, das er an sein favorisiertes Fahrzeug hängen konnte. Danach maßen sich die schraubenden Frauen auf der Achtelmeile beim Beschleunigungsrennen.
Die Fahrschule Held organisierte geführte Touren. Schließlich lernt man in der Fahrschule nur die Grundlage und erst im Alltag übt man dann die richtige Verhaltensweise ein. Das Stuttgarter Polizeimuseum zeigte Polizeimotorräder und die Verkehrspolizei brachte ein Videomotorrad mit – eine BMW K1200GT mit 152 PS. Und Rennleitung 110, ein Verein von Motorradliebhabern vor allem Polizisten, gab Tipps zum sicheren Fahren und zeigte eine Airbag-Jacke für Motorradfahrer. Alle zwei Stunden wurde sie betätigt.
Ein bisschen voll war die Veranstaltung schon. Aber das Wetter und die Stimmung waren so gut, dass das nicht weiter störte.
Text und Fotos: Gottfried Weitbrecht