Es war wieder Mal nach zwei Jahren soweit. An der ehemaligen Grand Prix Rennstrecke Stuttgarts knatterten bei herrlichstem Wetter und unter dem Beifall von 12.000 Fans wieder die Motoren. Der Verein ‚Solitude Revival‘ e. V. stellte erneut ein Programm der Superlative auf die Beine – passender ausgedrückt – auf die Räder.
Am Start der zwei Tage dauernden Veranstaltung standen nicht weniger als 430 Fahrzeuge aller Art. Manche dieser Pretiosen, wie die American La France Rennwagen des Typs 75, waren einhundert Jahre alt.
Gestartet wurde in verschiedenen Fahrzeuggruppen. Angefangen von den Rennmotorrädern und den Gespannen, über die Renn- und Sportwagen bis zum Baujahr 1956, die Sport-Prototypen, die Gran Tourismo-Wagen, sowie die klassischen Renntourenwagen und die Formel-Rennwagen von einst.
Die Porsche AG brachte sechs ihrer Pretiosen aus dem Museum an die Solitude. Einen 550 A Spyder (1956) und 718 RS Spyder von 1960, den Abarth Carrera 356 B GTL von 1961, die beiden Formel-Rennwagen der Typen 718 F2 (1960) und den 804, mit dem der US-Amerikaner Dan Gurney 1962 den Großen Preis von Frankreich in Rouen gewann. Im gleichen Jahr siegte Dan Gurney auch auf der Solitude. Der blaue Gulf-Porsche 917 KH von 1970 komplettierte den Porsche Museums-Fuhrpark. Auffallend war, dass diese Rennwagen zum Teil nur von den jüngeren Piloten wie Stéphane Ortelli, André Lotterer und Marc Lieb gesteuert wurden. Die Grandseigneurs wie Hans Herrmann (91), Eberhard Mahle (86), Kurt Ahrens (79) oder Herbert Linge (91) nahmen auf den Beifahrersitzen Platz. Allein Walter Röhrl (72) und der 68-jährige Hans J. Stuck, quasi die ‚jungen Spunde‘ im Feld, steuerten noch selbst ihre Boliden um den Kurs. Der ehemalige McLaren Grand Prix-Fahrer Jochen Mass nahm ebenfalls im Mercedes-Benz SSKL neben seinem Chauffeur Platz.
Die Fans rund um die 11,7 Kilometer lange Rennstrecke an der Solitude kamen nicht allein nur durch das großzügige Engagement der Firmen, auf ihre Kosten. Herrliche Vorkriegsrennwagen wurden präsentiert. Das Teilnehmerfeld der Bugatti T51 aus den 1920er und 1930er-Jahren, die American La France ‚Dickschiffe‘ vom Typ 75, die herrlichen roten Alfa Romeo oder die Sportwagen, die vom Autopabst Carlo Abarth gezeichnet wurden, begeisterten auf der ganzen Linie. Laut wurde es im Wald, als die Solo-Motorräder und die Gespannen ihre Demorunden fuhren.
Die telefonische Nachricht über den Gewinn einer von der Fachzeitschrift ‚Oldtimer-Markt‘ verlosten Mitfahrt in einem Bugatti T51erreichte Hannes Bobke just an seinem Geburtstag. Das passende Geschenk war gefunden. „Auf Grund meiner physikalischen Dimension fand die Mitfahrt dann in einem American La France Typ 75 statt“, meinte der Preisträger schmunzelnd. Vom Fahrzeug mit der Startnummer 319 selbst, das aus dem Jahr 1918 stammte und von Armin Wanschura pilotiert wurde, war Hannes Bobke hellauf begeistert.
Zu Ehren von Herbert Linge, der im Haus Porsche Geschichte schrieb, organisierten die Macher des Solitude Revival e.V. einen Sonderlauf. Herbert Linge, der heute 91 Jahre alt ist, begann seine Karriere bei Porsche 1943 als Lehrling. Baute später das Kundendienstnetz aus und wurde in den 1950ern Rennmechaniker des Werksteams. Rennfahrer wurde er vier Jahre später und siegte mannigfach bei vielen Langstreckenrennen. Linge war an der Entwicklung der Formel-2 und Formel-1 Porsches beteiligt und gründete die ONS-Sicherheitsstaffel zur Rettung verunfallter Rennfahrer an der Strecke. 1993 ging Herbert Linge, nach seiner leitenden Tätigkeit im Entwicklungszentrum Weissach, in den wohlverdienten Ruhestand.
Hans-Peter Koch, der Vorsitzende des Solitude Revival e.V., meinte nach der gelungenen Veranstaltung: „Wir sind begeistert von dem, was an diesem Wochenende auf der Solitude geboten wurde. Ganz herzlich bedanken möchten wir uns bei den Sponsoren und bei allen Teilnehmern, die mit ihren historischen Fahrzeugen auf der Strecke waren. Bei den Besucherinnen und Besuchern, die hier für eine einzigartige Atmosphäre gesorgt haben. Und nicht zuletzt bei allen Helferinnen und Helfern, ohne die diese Veranstaltung niemals möglich gewesen wäre.“
Text & Bilder: Eberhard Strähle