//Niki Lauda wurde 70 – Motorsportler mit Leib und Seele

Niki Lauda wurde 70 – Motorsportler mit Leib und Seele

Niki Lauda, nicht unbedingt ein Freund des Nürburgrings, feierte am 22. Februar 2019 seinen 70. Geburtstag. Er war nicht nur ein „Lenkraddreher“, wie viele Piloten seiner Zeit, sondern ein Mensch, der mit seiner hohen Intelligenz über Jahrzehnte den Mo-torsport geprägt hat und heute noch Direktor des zurzeit erfolgreichen Mercedes Rennstalls ist.

Niki Lauda war ein Gegner der legendären Nordschleife, weil sie nach seiner Meinung für Formel 1-Rennwagen nicht mehr geeignet war – und war deshalb in der Eifel-Region unbeliebt. Ein Unfall 1976, der beinahe seinem Leben ein Ende gesetzt hätte, sollte ihm Recht geben. Seine heutige schwere Krankheit, er bekam eine „Ersatzlunge“, ist wohl noch eine Folge des Unfalls.

Kurzer Lebenslauf
Lauda wurde als Sohn wohlhabender Eltern, Unternhmer in der Papierbranche, in Wien geboren und war, wie er selbst immer wieder betont, nicht der Beste in der Schule. Zweimal musste er eine Klasse wiederholen und begann dann eine Lehre als Kfz-Mechaniker. Mit dem erwarteten Erbe als Sicherheit bekam er Kredite von der österrei-chischen Raiffeisenbank (dessen Emblem er am Helm trug) und stieg als Rennfahrer in die Motorsportszene ein – mit zunächst mäßigen Erfolgen. So erlebte ich Niki Lauda erstmals 1969 bei einem Flugplatzrennen im niedersächsischen Wunstorf. Der Name „Niki Lauda“ fiel mir auf, sonst nichts.

Er fuhr 1972 u.a. auch ein Langstreckenrennen auf dem Nürburgring. Auch startete Lau-da mit Unterstützung seiner Kredite auf einem March, allerdings war das Auto ein Flop. 1973 war er zunächst ohne Cockpit und kaufte sich dann bei BRM ein (wobei er den BRM-Besitzer Louis Stanley über seine finanzielle Lage beschwindelte). Mit dem unter-legenen BRM fuhr er respektable Rennen und bekam von Enzo Ferrari für 1974 einen Vertrag und wurde in der ersten Saison mit neun Pole Positions und zwei Siegen zum neuen Star der Formel 1; 1975 wurde er bereits Weltmeister auf Ferrari.

Insgesamt fuhr Lauda in 171 Rennen, 24 Pole Positions, 25 Siege und 25 schnellste Runden. 1975, 1977 und 1984 wurde er Weltmeister. 1985 zog Lauda sich vom Renn-sport zurück und widmete sich seiner Lauda Fluggesellschaft und anderen Aktivitäten im Bereich Motorsport, beispielsweise als Co-Reporter beim Fernsehsender RTL.

Lauda und der Nürburgring
Lauda avancierte mit seiner starken Persönlichkeit zum Sprecher der Fahrer und setzte sich dafür ein, dass auf dem legendären Nürburgring keine Formel 1-Rennen mehr ge-fahren werden – ohne Erfolg. Beim Großen Preis von Deutschland 1975 startete Lauda auf Ferrari und hatte einen Reifenplatzer. Er rettete sich mit drei Reifen in die Boxen, be-kam neue Reifen, startete zu einer Verfolgung und wurde noch Dritter, Sieger wurde Car-los Reutemann (ARG).

Dann das Schicksalsrennen 1976, bei dem Lauda in der ersten Runde im Bereich Berg-werk schwer verunglückte und durch den Italiener Arturo Mercario und anderen Renn-fahrern aus dem brennenden Ferrari gerettet wurde. Die eingeatmeten giftigen Dämpfe führten langfristig zum Versagen der Lunge. 2018 bekam Lauda eine neue Lunge trans-plantiert. Vorher hatte er schon zwei neue Nieren bekommen. Nach dem Lauda-Unfall fanden keine weiteren F1-Rennen auf der Nordschleife statt, es wurde eine neue Grand-Prix-Rennstrecke gebaut, die 1984 eingeweiht wurde.

1984 beim Eröffnungsrennen starteten ehemalige und aktive Rennfahrer auf gleichstar-ken Mercedes 190 2.3-1.6 Tourenwagen. Niki Lauda wurde von einem damals noch un-bekannten Brasilianer namens Ayrton Senna geschlagen, allerdings war Lauda vom letzten Startplatz gestartet und hatte keine Trainingsrunden drehen können.

Ich erlebte Lauda noch einmal beim ersten Formel 1-Rennen 1985 auf der neuen GP-Rennstrecke; Lauda fuhr McLaren und wurde Fünfter. Doppelsieg für Ferrari mit Michele Alboreto (I) vor Stefan Johansson (S).

Lauda heute
Niki Lauda ist zum zweiten Mal verheiratet. 1975 lernte er Marlene Knaus kennen (da-mals noch Lebensgefährtin des Schauspielers Curd Jürgens), die er 1976 heiratete. Die Ehe wurde 1991 geschieden, 2008 heiratete er seine Sekretärin Birgit Wetzinger. Aus seiner ersten Ehe stammen die Söhne Lukas Lauda (*1979) und Mathias Lauda (*1981), aus der zweiten die 2009 geborenen Zwillinge Max und Mia. Laudas Sohn Mathias fährt seit 2002 wie zuvor sein Vater Autorennen (u.a. auch von 2006 bis 2009 auch DTM auf Mercedes); als Manager betreut ihn sein älterer Bruder Lukas.

Da Laudas Nieren als Folge der Medikamente nach seinem Unfall 1976 in ihrer Funktion stark nachließen, wurden ihm nacheinander zwei Nieren (Lebendspenderorgane) trans-plantiert. Die erste spendete 1997 sein Bruder Florian, die zweite 2005 seine damalige Sekretärin und Lebensgefährtin und heutige Frau Birgit. Nach einer schweren Lun-generkrankung mussten Lauda im August 2018 beide Lungenflügel transplantiert wer-den. Am 25. Oktober 2018 wurde er aus der Klinik entlassen, hat aber weiterhin große gesundheitliche Probleme.

Niki Lauda ist Pilot und gründete 1979 die Fluggesellschaft Lauda Air. 1991 gab es bei Lauda Air einen Flugzeugabsturz in Thailand. Die Fluggesellschaft wurde später von Austrian Airlines übernommen und 2013 wurde die Marke Lauda Air endgültig aufgege-ben. Lauda betrieb danach weitere Fluggesellschaften und war daran beteiligt, Flugzeu-ge der insolventen deutschen Air Berlin zu übernehmen.

Ende September 2012 wurde Lauda zum Aufsichtsratsvorsitzenden des Mercedes For-mel 1-Teams berufen. Anfang 2013 erwarb er 10 % der Anteile an dem Rennstall.

Über das Leben von Niki Lauda wurde 2017 der Film Rush gedreht. Gezeigt wird darin insbesondere der Zweikampf im Jahre 1976 zwischen Niki Lauda und James Hunt.

Resümee
Lauda war und ist nicht einfach Rennfahrer, sondern ein Motorsportler, der die Formel 1 in 45 Jahren entscheidend mitgeprägt hat, als Rennfahrer, Moderator und Teamchef. Hoffen wir, dass dieser einmalige Formel 1-Kenner der Szene noch lange erhalten bleibt. Die Formel 1 braucht solche „Köpfe“.

Klaus Ridder