Duisburg mit dem größten Binnenhafen Europas beherbergt das Museum der deutschen Binnenschifffahrt, untergebracht in einem über 100 Jahre alten Schwimmbad. Ein Besuch des Regionalkreises West, der sich lohnte.
Es waren die Familien Krupp und Haniel, die im 19. Jahrhundert die Industrialisierung im Ruhrgebiet einleiteten, Bergbau und Stahlwerke betrieben und an der Mündung der Ruhr in den Rhein einen riesigen Hafen aufbauten, um Stahl und Kohle zu exportieren. Heute, nachdem die letzte Zeche vor der Jahreswende geschlossen wurde, werden nur noch Kohle und Eisenerze importiert.
Aber die Geschichte der Binnenschifffahrt ist nicht erst 200 Jahre alt, denn schon die Römer benutzten die Wasserstraßen Neckar, Donau, Rhein und Mosel zum Transport ihrer Güter. Auch wurde das Rheintal schon recht früh besiedelt (Stichwort Neandertaler) und schon die Ur-Völker betrieben Fischfang und befuhren den Rhein. Wie sich die Schifffahrt im Verlaufe von tausenden Jahren entwickelt hat, das wird im Museum der deutschen Binnenschifffahrt dokumentiert.
Das Museum
Das 1974 gegründete Museum der Deutschen Binnenschifffahrt liegt im Duisburger Stadtteil Ruhrort, der Keimzelle der Duisburg-Ruhrorter Häfen, die heute den größten europäischen Binnenhafenkomplex bilden. Mit dem Ankauf des Museumsschiffs „Oscar Huber“ (Raddampfer als Schlepper) im Jahre 1974 erreichte die „Gesellschaft zur Förderung des Museums der Deutschen Binnenschifffahrt“ ihr erstes Etappenziel. 1979 zog die erste Sammlung in das ehemalige Ruhrorter Rathaus ein. 1998 erfolgte im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBA) der Umzug in das ehemalige Ruhrorter Hallenbad, wodurch die zahlreichen Exponate rund um die Technik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Binnenschifffahrt eine der Größe der Sammlung angemessene Heimat gefunden haben.
In der ehemaligen Herrenschwimmhalle befindet sich mit der holländischen Tjalk „Goede Verwachting“ ein mit gehissten Segeln ausgestatteter Fracht-segler aus dem Jahre 1913. In der Damenschwimmhalle wird ein begehba-rer Nachbau eines Binnenschiffes ausgestellt, der als Spielschiff und als Veranstaltungsfläche genutzt werden kann. Das Hauptthema in dieser Halle ist das Leben und Arbeiten an Bord.
In der Nähe zum Museum, am Steiger Schifferbörse, liegen drei Museumsschiffe, von denen zwei besichtigt werden können.
Doppelhüllenschiffe setzen sich durch
An einem Doppelhüllenschiffsmodell konnte ich den Kollegen meine frühere Tätigkeit bei der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) erläutern. Die ZKR hat ihren Sitz in Straßburg und regelt seit über 150 Jahren alles, was die Schifffahrt auf der meistbefahrenen Wasserstraße der Welt betrifft (Stichwort „Mannheimer Akte“ – das heute noch gültige Regelwerk auf dem Rhein). Als Chairman der für Gefahrguttransporte zuständigen Arbeitsgruppe bei der ZKR konnte ich entscheidend dazu beitragen, dass heute auf dem Rhein und zwischenzeitlich auch auf den anderen europäischen Binnenwasserstraßen gefährliche Flüssigkeiten überwiegend in Doppelhüllenschiffen befördert werden. Bei Doppelhüllenschiffen besteht ein etwa ein Meter breiter Zwischenraum zwischen dem Tank und der Schiffsaußenhaut, so dass bei einer Havarie der Tank praktisch nicht beschädigt werden kann. An dem Modell ließ sich das anschaulich erklären.
Fazit
Für die VdM-Mitglieder, die sich ansonsten überwiegend mit Fahrzeugen auf der Straße beschäftigen, war das ein interessanter Spätnachmittag. In Anbetracht dessen, dass die Binnenschifffahrt noch Kapazitäten frei hat, während die Straßen verstopfen, sollten wir uns vielleicht journalistisch mehr auch mit diesem Verkehrsträger befassen – Informationen über die Schifffahrt gab es im Binnenschifffahrtsmuseum genug.
Text und Fotos: Klaus Ridder