Andreas Keßler, VdM-Regionalkreisleiter Berlin und vielen Radiohörern als der „Autopapst“ oder als Autoexperte der ZDF-Sendung WiSo bekannt, greift hier regelmäßig ein interessantes Autothema auf. Heute: Youngtimer, sind die wirklich so teuer?
Das Gegenteil soll hier am Beispiel eines Mercedes 190E gezeigt werden, dem Vor-vor-vor-Gänger der heutigen C-Klasse. Ein Auto für die Ewigkeit, der letzte Mercedes, der noch aus dem vollen entwickelt wurde…. In gutem Zustand bekommt man einen 190 E für etwa 3000 – 4000 €. Sein vergleichbarer Ur-ur-ur-Enkel C160 kostet nackt knapp 32.000 €, also etwa das 10-fache. Wer redet da beim Blick auf den „Alten“ von „teuer“? Aber: Wer jetzt schon urteilt, ist vorschnell, der Kaufpreis ist bekanntlich nicht alles. Bei einer „Vollkostenrechnung“ werden neben dem Kaufpreis noch Unterhalt, Reparaturen und der Wertverlust mit einbezogen.
Letzterer ist der mit Abstand teuerste Faktor nach dem Kauf eines Autos. Ein neuer C160 wird im Laufe der ersten 3 Jahre seines Lebens jeden Monat etwa 1% seines Wertes verlieren – das sind umgerechnet rund 320 € im Monat. Und der 190E? Bei guter Pflege ist der nach 3 Jahren und weiteren 45.000 km Laufleistung mindestens so viel wert wie heute, eher etwas mehr. Der Faktor „Wertverlust“ liegt hier also bei 0 € / Monat.
Zum Fahren braucht aber auch ein Youngtimer Benzin, und nicht zu knapp: Der moderne C160 ist wirklich deutlich sparsamer als sein Ahne, wobei aufgrund des gestiegenen Fahrzeuggewichtes keine Wunder zu erwarten sind. Der alte Mercedes braucht gut geschätzt etwa 3 Liter / 100 km mehr. Bei 1,40€ pro Liter sind das 4,20 € alle 100 Kilometer, macht 630€ im Jahr an zusätzlichen Kraftstoffkosten. Dafür kosten die Reifen maximal die Hälfte und die Versicherung nimmt nur noch einen sehr kundenfreundlichen Liebhaberpreis als Prämie. Die Kfz-Steuer ist auf ähnlichem Niveau, weil der 190E bereits mit einem D3-Kat ausgerüstet werden kann und noch nach Hubraum besteuert wird. Zusammen dürften das etwa 400 € zugunsten des „Alten“ sein, die von den höheren Kraftstoffkosten abzuziehen wären.
Bislang ist die C-Klasse bei den Betriebskosten noch mit etwa 250 €/Jahr im Vorteil, was dem Wertverlust von 1,3 Monaten entspricht. Umgekehrt heißt das, daß der Neu-Stern bei den knapp 11 restlichen Monaten des Jahres ins Hintertreffen gerät, nämlich mit etwa 3300 €. Defekte werden in den ersten 3 Jahren beim Neuwagen von Garantie und Kulanz abgedeckt, beim Oldie rechnen wir mit 1000 € (sehr großzügig!). Die normale Wartung kostet ähnlich viel, hier gibt es deshalb keine Kostenunterschiede. So gerechnet, beträgt der Kostennachteil des Neuwagen „nur“ noch gut 7 Monate.
Unter dem Strich ist der Unterhalt der modernen C-Klasse gut 2000 € / Jahr teurer. Wer jetzt die 28.000 €, die beim Kauf gespart wurden, gut anlegt (z.B. in Anteilen einer Wohnungsbaugenossenschaft!) hat nach 3 Jahren etwa 3300 € Dividende. Oder einen weiteren Youngtimer…. (der „alte“ ist dann schon ein Oldtimer und wahrscheinlich mehr wert!)
Was ist ein Youngtimer? Das sind eigentlich Verbrauchtwagen, die schon mehr als 20 Jahre auf dem Buckel haben, aber noch nicht 30. Sonst wären es Oldtimer.