Für Rainer Braun war es eine Begegnung mit alten Freunden. Der bislang kein Rennereignis versäumende Kollege mit der markanten Stimme, der jahrzehntelang das Geschehen rings um die superschnellen Boliden mit Wort und Schrift begleitet hat, traf bei Ford auf Motorsport-Historie. Denn dort steht einer jener legendären Ford Capri RS, die in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts Fan-Massen an den Nürburgring oder nach Hockenheim lockten. Namen wie Hans Heyer, Klaus Ludwig und Jochen Mass sind bis heute unvergessen. Als Partner von Jochen Mass ist der Name Wolfgang Laufer an die Flanke des schnellen Ford geschrieben. Ihn jetzt begrüßen zu können, war für Rainer Braun ein willkommener Anlass in alten Erinnerungen zu kramen.
Wolfgang Laufer und Ford, das passte zusammen, und so ist er bis heute eng mit dem Kölner Unternehmen verbunden. Er war es denn auch, der maßgeblich zur Gründung von „Ford Classic Cars“ beigetragen hat und sich seither höchst engagiert für den Erhalt der historischen Fahrzeuge mit der „Ford-Pflaume“ am Kühlergrill einsetzt. Ein Museum sucht man bei Ford vergebens, aber rund 120 Oldtimer befinden sich im Fundus des Werkes. Sie werden in einer eigenen Werkstatt penibel gepflegt und fahrbereit gehalten. Auf Messen und Veranstaltungen sind sie gelegentlich zu sehen oder sie nehmen an Oldtimer-Rallyes teil.
Aufs engste verbunden mit dem Motorsport ist auch Klaus Ridder, der den VdM-Regionalkreis Westdeutschland leitet. Er wollte schon längst einmal die automobilen Schätze von Ford kennen lernen. Jetzt war es so weit und mit fast 30 Kollegen und Gästen kam er am 22. März zu Wolfgang Laufer in die Klassik-Abteilung der Kölner. Eine anschließende Fahrt durchs Werk, in dem heute der Ford Fiesta gebaut wird, sollte zeigen, dass Automobilbau in Deutschland trotz der Konkurrenz aus den Billiglohnländern immer noch funktioniert.
Ältestes Objekt der Ford-Sammlung ist eines der legendären T-Modelle. Es stammt von 1914 und wird gehegt und gepflegt wie sonst kaum ein Auto. 15 Millionen Stück sind davon in den USA insgesamt gebaut worden, zuletzt zu dem sagenhaft niedrigen Preis von nur 260 Dollar. Nach Deutschland kamen die ersten Ford T ab 1926, zunächst nach Berlin. Als es dort zu eng wurde, entschied man sich 1930 für Köln als neuen Standort. Dort wurde für das neue Modell A ein eigenes Werk errichtet. Henry Ford kam persönlich an den Rhein und legte gemeinsam mit Kölns Oberbürgermeister Konrad Adenauer feierlich den Grundstein.
Wie sich Ford in Köln seither zu einem mächtigen Industriekomplex entwickelt hat, konnten die VdM-Journalisten hautnah erleben. In einem gläsernen Zug kutschierte sie Werkführer Christian Fischer durch die riesigen Werkhallen. Dabei erfuhren die Besucher, dass sich in Köln inzwischen nicht nur die deutsche, sondern auch die europäische Verwaltung befindet. Ein weiteres Werk gibt es im saarländischen Saarlouis. Dort wird der Ford Focus gebaut. Das Entwicklungszentrum und das größte Ersatzteillager Europas befinden sich in Köln-Merkenich. In Aachen leistet sich Ford ein eigenes Forschungszentrum. Insgesamt beschäftigt Ford in Deutschland rund 25.000 Mitarbeiter aus 50 Nationen, europaweit sind es 66.000.
Auf der Tour durchs Werk wurde sichtbar, dass Menschen zum Bau von Autos kaum noch gebraucht werden. Fast alle Arbeiten erledigen heute Industrie-Roboter. Sie legen die Bleche für die Karosserie in die mächtigen Schuler-Pressen ein. Sie fügen sie zusammen und verschweißen alles bis schließlich die „Hochzeit“ mit dem Fahrwerk gefeiert wird. Nur am Schluss bei der Innenausstattung waren ungewöhnlich viele Arbeiter zu sehen. Der Automatisierungsgrad des Kölner Werkes liegt, so wurde uns gesagt, bei 98 Prozent. Auch die Produktionszahl ist bemerkenswert, denn 1.450 Ford Fiesta verlassen täglich fix und fertig die Fabrik und kein einziges wird für die „Halde“ gebaut, sondern ist nach Kunden- oder Händlerwunsch exakt spezifiziert.
Jörn Turner