Der Goldenen Dieselring 2010 des Verbands der Motorjournalisten (VdM) wurde Professor Otte am 9. April 2010 in Leipzig überreicht. Geehrte wurde er damit für die Methodik von Erhebungen am Unfallort und den Aufbau der internationalen Datenbank „German In-Depth-Accident-Study“ (GIDAS) geehrt, deren Daten weltweit zur Verbesserung der Verkehrssicherheit genutzt werden.
Ob Fußgänger, Auto-, Motorrad- oder Fahrradfahrer: Sie alle profitieren von Professor Ottes Forschung zur Verbesserung der Verkehrssicherheit. Aufgrund der am Unfallort erhobenen Daten wurden europaweit Motorräder und Motorradbekleidung durch Sicherheitsprotektoren verstärkt und Motorradhelme mit Visier optimiert. „Besonders die Protektoren für Bein und Schulter haben viele schwere Verletzungen verhindert“, sagt Professor Otte. Er zeigte anhand von Unfalluntersuchung die Sicherheit des Fahrradhelms sowie die Effektivität des Antiblockiersystems für Lastkraftwagen und sorgte dafür, dass scharfe Kanten an Fahrzeugfronten und Stoßstangen abgeschafft wurden.
Der Sachverständige für Unfallrekonstruktion und Biomechanik arbeitet bereits seit 1978 in der Unfallforschung der MHH – zunächst abgeordnet vom Institut für Fahrzeugtechnik der Technischen Universität Berlin unter der Leitung von Professor Dr. Hermann Appel, seit 1985 als Angestellter der MHH im Team von Professor Dr. Harald Tscherne und jetzt von Professor Dr. Christian Krettek. Sein Unfallforscher-Team dokumentiert im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen, der Europäischen Union und der Industrie Unfälle mit Personenschaden in der Region Hannover. Die Forscher analysieren die Unfallsituation medizinisch und technisch, unter anderem mit einem 3-D-Laser-System – um zu erforschen, wie sie in Zukunft vermieden werden können. Die Forscher sammeln dabei 1.000 bis 3.000 Einzelinformationen wie Straßen- und Wetterbedingungen. Aus den Forschungsergebnissen entstand 1999 das Projekt GIDAS. Gemeinsam mit einem zweiten deutschen Team an der Technischen Universität Dresden erheben sie die Daten, die die Bundesanstalt für Straßenwesen sowie die Deutschen Automobilhersteller nutzen. Aber auch die MHH-Klinik für Unfallchirurgie und andere Kliniken verwenden die Informationen über Verletzung und Ursache für die Behandlung von Unfallopfer und im Rettungswesen.
Die MHH-Forscher haben mit ihrer Erhebungsmethodik auch international die Entwicklung der Unfallforschung vorangetrieben. In Europa, Australien und Japan arbeiten Teams nach dem hannoverschen Vorbild. „Erhebungen am Unfallort sind nicht mehr wegzudenken. Es gibt mittlerweile in vielen europäischen Ländern derartige Teams und auch die Autoindustrie ist auf diesem Feld aktiv“, erzählt Professor Otte. Derzeit etabliert sein Team ein neues Unfallursache-Bewertungssystem – das „Accident Causation System mit Seven Steps“ (ACASS) genannt. (MHH).