Tragen Fahrradfahrerinnen und -fahrer auch am Tag eine in knalligem Gelb oder Orange gehaltene Warnweste, werden sie besser und schneller von den anderen Verkehrsteilnehmern gesehen und sind dadurch viel sicherer unterwegs. Die leichten Westen schützen nämlich nicht nur in der Dämmerung und bei Dunkelheit, sondern auch tagsüber. Sie verschaffen ein hohes Maß an Erkennbarkeit, schließlich sind Zweiradfahrer allein durch ihre schmale Silhouette leicht zu übersehen.
Doch viele Radler wissen von der nützlichen Wirkung der Warnwesten bei Tag gar nichts und glauben, dass die neonfarbenen Westen in der Helligkeit keinen Effekt haben, wie aus einer Umfrage der Schweizer Beratungsstelle für Unfallprävention (BFU) hervorgeht. Die Verkehrssicherheitsexperten der BFU weisen auf eine dänische Feldstudie hin, wonach sich das Kollisionsrisiko durch das Tragen einer Sicherheitsweste um stattliche 40 Prozent reduzieren lässt. Die Untersuchung habe gezeigt, erläutert die BFU, dass Reflektoren und Leuchtstreifen vor allem in der Dunkelheit die Sichtbarkeit erhöhen, während es am Tag die auffälligen Farben sind.
Warnwesten dürfen nur in den Signalfarben Gelb und Orange hergestellt werden und müssen reflektierende Streifen aufweisen, wie eine EU-Norm vorschreibt. Autofahrer in Deutschland wie auch in anderen EU-Ländern sind verpflichtet, eine Signalweste im Fahrzeug mitzuführen. In Frankreich müssen Radfahrer nachts eine Weste anziehen sowie tagsüber bei schlechter Sicht. In Italien gilt das Gebot zum Tragen einer Warnweste bei Dunkelheit und im Tunnel.
Freiwillig verwenden nur wenige Radler eine Warnweste, wie die BFU-Umfrage außerdem ergab. In der Schweiz sind es gerade einmal drei bis fünf Prozent, in Deutschland werden es kaum mehr sein. Als Hauptgrund gaben die Befragten an, „noch nie über das Benützen einer Leuchtweste nachgedacht“ zu haben. Viele befürchten, dass die Weste unbequem sein könnte, dass man darin schwitzt oder andere sich am Aussehen stören. Einige wissen einfach nicht, wo sie die Weste verstauen sollen.
Die BFU reagiert auf die Umfrageergebnisse mit einer Kampagne, um die Rad- und E-Bike-Fahrerinnen und -Fahrer auf die gelben und orangen Warnwesten und ihre gute Wirkung aufmerksam zu machen. Immerhin gibt es kaum etwas Einfacheres, als sich eine Weste überzuziehen.
Und das sollte man beim Kauf einer Fahrrad-Warnweste beachten: Sie muss in Neongelb oder -orange ausgeführt sein und Reflexstreifen tragen, dazu aus atmungsaktivem und gleichzeitig regenfestem Material bestehen, etwa Polyester. Man sollte sie in die Waschmaschine stecken können, ohne dass die auffälligen Farben verblassen oder die Reflexstreifen sich ablösen. Schließlich verfügt eine gute Weste über einen Reißverschluss mit Windschutzleiste.
Beate M. Glaser (kb)
Bild: Kampagnenplakat der Schweizer BFU