In einer Pressemitteilung wird stolz die Wertsteigerung von Oldtimern angegeben: Da wird ein Preis von 2,5 Mill. Dollar für einen besonderen Ferrari 275 GTB genannt. Aber auf der Techno Classica ging es nicht nur um den Verkauf, sondern um alles, was mit alten Autos zu tun hat. Da werden Ersatzteile angeboten, die von Laien entsorgt werden würden – aber unter den Oldtimerfans wahre Begeisterungsstürme auslösen. Da kommen Menschen zusammen, die froh darüber sind, über ihre Schätze mit Gleichgesinnten zu fachsimpeln. So saß beim abendlichen „Le Mans Dinner“ ein Sammler edler alter Jaguar-Oldtimer neben mir, der sich in einer Ruhrgebiets-Großstadt extra ein ehemaliges Autohaus gekauft hatte, um seine Oldtimersamm-lung besser präsentieren zu können. Ja, die Techno Classica ist seit 29 Jahren das Mekka der Oldtimer-Szene!
Den Markt erkannt haben auch die großen Autofirmen wie Audi, Ford, Porsche, BMW, Mercedes, VW, um nur einige zu nennen. Ihre Stände waren bombastisch. So hatte Mer-cedes Rennwagen aus 80 (!) Jahren Motorsportgeschichte mitgebracht und großflächig die dazugehörigen Fahrer Caracciola, Häkkinen und Hamilton an der Wand gezeigt. In Vitrinen waren Modelle von Rekordfahrzeugen zu sehen, auch der Rekordwagen von 1938, mit dem Rudolf Caracciola auf der Frankfurter Autobahn den heute noch gültigen auf normalen Straßen geltenden Weltrekord von 434 km/h gefahren war.
Bei Audi gab es den anderen deutschen Silberpfeil zu sehen, ein Auto Union Rennwagen aus dem Jahre 1938. Allerdings hier nur (leider) ein Replica. Auto Union hatte be-kanntlich alle Rennwagen im 2. Weltkrieg verloren (bis auf zwei) und so müssen ersatz-weise Nachbauten herhalten.
Bei Porsche war eine der ersten Typ 356 zu sehen, immerhin hat dieses Porsche-Modell mittlerweile 70 Jahre hinter sich. Zu sehen war auch ein Spyder 550, das ist praktisch der erste Porsche Rennsportwagen, mit dem u.a. in Le Mans Klassensiege eingefahren wurden.
Le Mans
Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Le Mans“. Der Künstler Alfredo de la Maria aus Uruguay hatte dazu, künstlerisch etwas verändert, die Start-Szene 1967 gemalt – mit dem roten Ford GT40 Mark IV an der Spitze. Leider war der GT40 mit der Startnummer 1 (heutiger Wert etwa 1,9 Millionen Dollar), damals gefahren von Gurney/Foyt, nicht dabei, dafür aber edle Rennsportwagen, die ehemals in Le Mans gestartet waren, wie der Mer-cedes Gruppe C 9 (1989) oder auch ein Rondeou, der den französischen Rennklassiker 1980 gewonnen hatte. Auch ein seltener BMW V12 LMR, der 1999 Sieger des 24h-Rennen war, war zu sehen.
Keine andere Klassik-Messe kann solche Erfolge verbuchen wie die TECHNO-CLASSICA ESSEN, die besucherstärkste Klassiker-Messe weltweit. Von den ambitionierten Anfän-gen im März 1989 in sechs Hallen der Essener Messe mit 250 Oldtimer- und Teilehand-lern und rund 70Clubs ging der Weg bis heute steil bergauf – dank ständiger Weiterent-wicklungen und dem Credo des Veranstalters, stets die Quintessenz des Besten der in-ternationalen Klassik-Szene zu präsentieren. Wurde die erwartete Besucherzahl von 15.000 bei der zunächst zweitägigen Messe gleich bei der Nummer 1 glatt um das Dop-pelte übertroffen, so besuchten schon in der zweiten Auflage 60.000 Gäste die auf drei Tage verlängerte 2. TECHNO-CLASSICA ESSEN, die auch die Ausstellerzahl verdop-peln konnte. Schon damals deutete sich durch die starke Präsenz der deutschen Auto-mobilindustrie an, dass die junge Messe in den kommenden Jahren zum weltgrößten Podium für die Klassik- und Historik- Präsentationen der Automobilindustrie werden soll-te. Die Grenzen des Wachstums waren indes noch längst nicht erreicht. Die wichtigsten Eckdaten markieren die immer noch steigende Besucherzahl.
Mittlerweile gibt es viele „Oldtimer Messen“. So fand in Stuttgart fast zeitgleich die Retro Classics statt. Aber die Mitwettbewerber müssen noch mehr tun, um die Größe und Qualität der Essener Ausstellung zu erreichen.
Klaus Ridder