Der prämierte Regisseur Kristian Gründling hat sich auf den Weg durch Deutschland gemacht, um dem Grundbedürfnis nach Mobilität nachzuspüren. Entstanden ist ein Dokumentarfilm, der Wissenschaft, Wirtschaft und Mobilitätsanbieter zu Wort kommen lässt und aufzeigt, welche Bedeutung es für Menschen hat, von A nach B zu gelangen. Präsentiert hat den Film unlängst der Münchner Cluster für die Zukunft der Mobilität in Metropolregionen, MCube, im Rahmen seiner MCube Speaker Series im Munich Urban Colab.
„Mobilitätswandel geht nur gemeinsam. Und nicht im Labor.“ Davon ist das MCube Konsortium überzeugt. Vor diesem Hintergrund veranstaltet das Münchner Gestalter-Team zur Zukunft der Mobilität regelmäßig die verschiedensten Events aus seinem „Ökosystem“. Im Rahmen seiner MCube Speaker Series stand zuletzt Ende April der Dokumentarfilm zur Mobilität „A Human Ride“ (vgl. https://www.a-human-ride.de) von Filmemacher Kristian Gründling mit anschließender Diskussion auf dem Programm. Das facettenreiche Thema der Mobilität beleuchtete der Regisseur in seinem Film aus Sicht der verschiedensten Protagonisten: ob alt oder jung, arm oder reich, mit oder ohne körperliche Einschränkungen, mit oder ohne Migrationshintergrund, aus Sicht von Aktivisten, Musikern, aber auch „Normalos“.
Persönliche Perspektiven auf Alltagsmobilität
Die Verkehrswende ist in aller Munde, Mobilität der Zukunft zu einem der Trendthemen geworden. Doch warum ist das überhaupt wichtig? Wenn der Verkehr uns vor so große Herausforderungen stellt, weshalb bleiben wir dann nicht einfach zu Hause? Ist Mobilität etwa ein Grundbedürfnis? Mit dieser Frage ist Regisseur Kristian Gründling auf die Straßen, an Bahnhöfe, in Züge, in Parks, an Tankstellen, zu Taxiunternehmen, in Forschungseinrichtungen, in Städte und aufs Land gezogen. Mit Kamera und Mikrofon hat er die ganz persönlichen Perspektiven auf Alltagsmobilität ergründet. Das Ergebnis sind spannende Perspektivwechsel, aufschlussreiche Zusammenhänge und emotionale Lebensrealitäten und das Ganze ohne „erhobenen Zeigefinger“ mit einem positiven Grundrauschen versehen. Letzteres war Gründling ein zentrales Ansinnen, denn so der Regisseur in der Diskussion: „Das Versöhnliche hat viel Kraft – vor allem für die, die nicht so in der Bubble sind.“
Gezeigt wurde der Film im voll besetzen Saal des Munich Urban Colab in München vor Studenten, Fachpublikum und der interessierten Öffentlichkeit unter Leitung von MCube Geschäftsführer Oliver May-Beckmann und moderiert von Sophia Knopf von der TUM/MCube. Zum Auftakt der Veranstaltung kündigten May-Beckmann und Christian Schaalo von Zukunft Nahverkehr (ZNV) im Übrigen als weiteres Highlight den Start einer Kooperation an. So sollen durch wechselseitigen Wissensaustausch und Vernetzung Lösungen, die im MCube entwickelt werden, auch die Zukunft des Nahverkehrs attraktiver machen. Mobilität brauche die Kreativwirtschaft, so auch Moderatorin Knopf.
Angst vor Veränderung als Bremser der Mobilität der Zukunft
Im Einzelnen machten die Aussagen der Protagonisten des Films schnell deutlich, wie sehr Mobilität doch Selbstbestimmtheit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist, wie sehr aber auch die Angst der Individuen vor Veränderung einen schnellen Paradigmenwechsel behindert. Je nachdem, wen Regisseur Gründling in seinem Film zu Wort kommen ließ, unterschieden sich die Ansichten und Aussagen zur Mobilität. Doch die Bewertung war sehr ähnlich. Sprach die Wissenschaft mit Blick auf die Historie vom Streben der Menschen nach Wanderung, Mobilität oder Veränderung als Triebfeder – „Wir sind bewegte Menschen“ und „Ohne Mobilität funktioniert Leben nicht“ –, so ist Mobilität beispielsweise für beeinträchtigte oder auch ältere Menschen vor allem das Bedürfnis nach Unabhängigkeit, Freiheit und Selbstständigkeit. Auch wurde davon gesprochen, wie sehr das Thema Mobilität mit Gerechtigkeit korreliere, dass Menschen, die Räume wechseln, im Leben kreativer seien oder bis hin, dass sich ein Leben ohne Führerschein für den ein oder anderen sogar wie Sterben anfühlen könne. Insgesamt machten die Befragten in Gründlings Dokumentarfilm vor allem jedoch eines deutlich: Mobilität der Zukunft heißt, das Verkehrsmittel nutzen zu können, das jeweils am besten passt und zugleich umweltgerecht ist. Aber, und das wurde auch klar: Da Mobilität der Zukunft für die Gesellschaft als solche entscheidend ist, kann sie immer nur gemeinsam gelöst werden.
Unpolitischer Blick auf Mobilität und Gesellschaft
Im Rahmen des von Sophia Knopf moderierten abschließenden Filmgesprächs mit Regisseur Gründling und Vertretern der Mobilitätsbranche wie Julianne Günther, Geschäftsführerin Internationale Bauaustellung (IBA) Metropolregion München, Rönke von der Heide, Creative Co-Producer des Films, Christian Schaalo, Zukunft Nahverkehr ZNV, Michael Fritz, Gründer von Viva con Aqua und Aktivist, sowie Britta Coy, Leiterin „JUNO – eine Stimme für geflüchtete Frauen“, wurde abschließend nochmals klar, wie schwer einerseits vielen Menschen das Thema Transformation in Sachen Mobilität fällt, andererseits aber auch, wie wertvoll und zielführend der unpolitische Blick des Regisseurs in seinem Dokumentarfilm auf das Thema Mobilität war. Ein Film, den jeder sehen sollte, da es jeden angeht.
Isabella Finsterwalder
Quelle Bilder: MCube
Auf einen Blick: Das Mcube Konsortium und seine Vision
Der Münchner Cluster für die Zukunft der Mobilität in Metropolregionen (MCube) ist ein Netzwerk von Menschen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Öffentlicher Hand und Gesellschaft aus der Region München. Gemeinsam entwickelt das MCube Konsortium nachhaltige Lösungen für die Mobilität in Metropolregionen. Die Vision: Innovationen für den Mobilitätswandel und die Stadt München als Benchmark für nachhaltige und transformative Mobilitätsinnovationen zu etablieren. MCube nutzt dazu nach eigener Aussage die geografische Konzentration von Innovationsakteuren und -akteurinnen im Mobilitätssektor als „lernende Region“, um skalierbare Lösungen mit Modellcharakter für Metropolregionen in Deutschland, aber auch weltweit zu entwickeln. Der langfristig angelegte Cluster verfügt nach Angaben vom MCube über das Potenzial, den Mobilitätswandel aktiv und über die Region hinaus zu gestalten. Aufbauend auf bestehenden technologien-, disziplinen- und sektorenübergreifenden Kooperationen vereint MCube zentrale Akteure und Akteurinnen, die anstreben, sogenannte Sprunginnovationen, sprich Innovationen mit „disruptivem Potential“, nach dem Motto „miteinander möglich machen“ mit großer wirtschaftlicher Wirkmacht und hohem Lösungspotenzial für globale Herausforderungen zu realisieren. Schließlich ist Mobilität der Schlüssel für Wohlstand, Lebensqualität und Nachhaltigkeit, zugleich aber werden die Herausforderungen des individuellen Mobilitätsverhaltens immer deutlicher. Klimawandel, Luft- und Lärmbelastung oder auch internationale Ressourcenabhängigkeiten stellen die Gesellschaft vor immense Herausforderungen.