//Schneiders Kolumne: „Der autonome Schlitten – Santa Level 5″

Schneiders Kolumne: „Der autonome Schlitten – Santa Level 5″

Wer glaubt, autonomes Fahren sei kompliziert, der sollte einmal einen Blick auf das wohl anspruchsvollste Mobility-Projekt der Welt werfen: Santas autonomen Weihnachtsschlitten. Seit Jahrhunderten ist er das globale Last-Mile-Delivery-System – nur ohne Lobby, ohne Zulassungsbehörde und (bislang) ohne TÜV-Plakette.

Doch die Zeiten ändern sich: Auch in Rovaniemi, der Hauptstad der nordfinnischen Landschaft Lappland und Sitz der Kammer des Weihnachtsmannes, denkt man inzwischen über Level-5-Autonomie nach. Kein Wunder – die Zahlen sprechen für sich. Laut Berechnungen muss Santa rund 1,52 Milliarden Haushalte beliefern – eine Herausforderung, die in ähnlichen Konzepten analysiert wurde (vgl. beispielsweise Siemens zum autonomen Schlitten https://blogs.sw.siemens.com/thought-leadership/what-if-santa-built-an-electric-autonomous-sleigh/).

Autonome Sensorfusion – zwischen Kamin und Christbaum

Der traditionelle Rentierantrieb ist zwar CO₂-neutral, aber wenig skalierbar. Deshalb setzt der Nordpol künftig auf alternative Antriebe – von Wasserstoff bis Ionenstrahl. Santa benötigt hochentwickelte Sensorik: FLIR nach vorne, LiDAR zur Nahraumerkennung, GNSS-Routing. Wie komplex dies wird, zeigen technische Betrachtungen zur letzten Meile (vgl. beispielsweise https://blogs.sw.siemens.com/thought-leadership/last-mile-delivery-paves-for-way-electrified-autonomous-vehicles/).

Drohnen, D2D-Communication und das Wohnzimmer als Testfeld

Lieferdrohnen sollen Santa künftig entlasten: autonom, vernetzt, mit D2D‑ und S2S‑Kommunikation. In modernen Werbekampagnen sieht man bereits, wohin die Reise geht: Tesla‑Fahrer können heute schon den Santa Mode aktivieren – mit Glöckchen‑Sound und Rentieranimation (vgl. beispielsweise https://www.youtube.com/watch?v=vDnaEsueI8M). Noch kein Level 5, aber definitiv Level Festlichkeit.

Fazit: Der Nikolaus ist längst autonom – die Debatte noch nicht

Während wir diskutieren, ob autonome Fahrzeuge bei Nässe, Nebel oder Baustellen zurechtkommen, liefert Santa seit Jahrhunderten unter widrigsten Bedingungen – global, emissionsfrei und mit einer Präzision, von der jedes Robotaxi nur träumen kann. Eine schöne technische Perspektive dazu bietet beispielsweise General Electric: https://www.ge.com/news/reports/twas-the-upgrade-before-christmas-santas-sleigh-gets-a-high-tech-makeover.

Endbetrachtung: Serienreif – nur der Himmel fehlt noch

Wer heute in die Ausstattungslisten deutscher Oberklassefahrzeuge blickt, stellt fest: Nachtsicht, automatisches Bremsen, Radar, Kamera, LiDAR, hochpräzise Navigation, Car-to-Car-Kommunikation, Autobahn-Pilot und Over-the-Air-Updates – all das gibt es bereits. Rein technisch könnte Santas Schlitten also morgen bei BMW, Mercedes oder Audi vom Band rollen. Was fehlt, ist weniger die Technologie als die Betriebserlaubnis für Tiefflug über Dachfirsten in der Heiligen Nacht. Kurz gesagt: Der Weihnachtsschlitten ist serienreif – die Luftraumfreigabe steht noch aus.

Autor: Prof. Dr. rer. nat. Stefan Alexander Schneider; Abbildung: pixabay

Vita Prof. Dr. rer. nat. Stefan Alexander Schneider

Professor für das Fachgebiet Fahrerassistenzsysteme an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten. Sein akademischer Hintergrund liegt in der Mathematik – und damit im exakten Denken innerhalb komplexer Systeme. Zuvor war er viele Jahre in der Entwicklung und Forschung in der Automobilindustrie tätig – unter anderem bei BMW im Bereich Softwarequalifizierung sowie in der Simulation von Gesamtfahrzeugen. Dabei arbeitete er an der Schnittstelle zwischen industrieller Praxis, Sicherheitsnachweis und digitaler Systementwicklung. Neben der starken regionalen Anwendungsorientierung in Lehre und Transfer liegt ihm der internationale wissenschaftliche Austausch besonders am Herzen: Seit mehr als zehn Jahren ist er Gastprofessor am Shibaura Institute of Technology in Tokio, Japan. Darüber hinaus engagiert sich Prof. Schneider als Kurator des Deutschen Museums für die Vermittlung von Technikgeschichte und deren Brücke in die Zukunft.

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