//Brände auf See: Zentraler Auslöser Lithium-Ionen-Batterien

Brände auf See: Zentraler Auslöser Lithium-Ionen-Batterien

Immer wieder kommt es auf Container- und Ro-ro-Schifen zu verherrenden Bränden. Aktuelle Zahlen belegen, dass in den vergangenen 10 Jahren durchschnittlich 62 Prozent aller Großschäden über 20 Millionen US-Dollar auf Feuer zurückzuführen waren. Ein zentraler Auslöser für die zunehmenden Brände sind laut des Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Lithium-Ionen-Batterien – vor allem in Elektrofahren, die häufig als Ladung transportiert werden. VdM Vorstandsmitglied Klaus Ridder hat recheriert.

Die Erinnerung an den Autotransporter Felicity Ace, der im Februar 2022 auf dem Weg von Emden in die USA in Brand geriet und sank, haben viele noch gut in Erinnerung. Der Autofrachter hatte annähernd 4.000 Neuwagen des Volkswagen Konzerns an Bord. In einem Anfang Juli eröffneten Verfahren am Landgericht Braunschweig fordern Schiffeigentümer, Reederei und Versicher Schadenersatz von VW. Die Kläger behaupten, dass sich in einem Porsche Taycan eine Lithium-Ionen-Batterie selbst entzündet und den Brand ausgelöst hatte, wie das Landgericht Braunschweig mitteilte. Schiffseigentümer, Reederei und mehrere Seekaskoversicherungen verlangen Ersatz für die Schäden, die mit dem Brand und dem Untergang des Schiffes einhergegangen sind. Die Kläger verweisen unter anderem darauf, dass in dem besagten Fahrzeugtyp der VW Tochter neuartige Batterien verbaut waren, auf die man nicht vorbereitet war. Der Schaden soll im dreistelligen Millionenbereich liegen, wobei die genaue Schadenshöhe zwischen den Parteien strittig ist. Ein Urteil steht noch aus.

Brände als größtes Schadenrisiko in der Seeschifffahrt

Brände zählen weiter zu den gravierendsten Risiken und stellen das größte Schadensrisiko in der Seeschifffahrt dar. Wie der weiter mitteilt, sind laut aktuellen Zahlen der Nordic Association of Marine Insurers (CEFOR) 2025 vier Großschäden durch Feuer gemeldet worden – jeweils mit Schadenssummen von mehr als 20 Millionen US-Dollar. „Über 80 Milionen US-Dollar Schaden durch Schiffsbrände in nur sechs Monaten – das ist Ausdruck eines besorgniserregenden Trends“, sagt Jörg Asmussen, GDV Hauptgeschäftsführer. Jörg Asmussen weiter: „In den vergangenen 10 Jahren waren durchschnittlich 62 Prozent aller Großschäden auf Feuer zurückzuführen“.

Abb. 2

Explosionsartige Brände durch Lithium-Ionen Batterien

Ein zentraler Auslöser für die zunehmenden Brände sind laut GDV Lithium-Ionen Batterien – vor allem in Elektrofahrzeugen, die häufig als Ladung transportiert werden. Gerät eine dieser Batterien in einen thermischen Durchgehprozess (Thermal Runaway), kann das explosionsartige Brände auslösen, so der GDV.

Immense Schäden

„Brände auf See sind ein unkontrollierbares Risiko, das immense Schäden verursacht und Menschenleben bedroht“, warnt Asmussen. Besonders problematisch sei, dass sich solche Feuer an Bord großer Schiffe nur schwer eindämmen lassen – sowohl wegen der Schiffskonstruktion als auch wegen der Ladung selbst. Betroffen seien vor allem Containerschiffe und sogenannte RoRo-Schiffe – also Frachter, auf denen Fahrzeuge über Rampen auf befahrbare Decks verladen werden, darunter zunehmend auch Elektrofahrzeuge.

Brandkatastrophe auf dem Containerschiff MSC Flaminia 2012

Unvergessen bleibt auch die Brandkatastrophe auf dem Containerschiff MSC Flaminia. Auf dem knapp 300 Meter langen Frachter war am 14. Juli 2012 ein Feuer ausgebrochen. Das Schiff befand sich damals mit mehr als 2.800 Containern beladen im Atlantik. Von den Containern waren 151 mit Gefahrgütern gefüllt – darunter etwa Klebstoffe, der pharmazeutische Grundstoff Testosteron, entzündliche Kosmetik-Sprays sowie Nitromethan, ein brennbares Lösungs- und Reinigungsmittel, das auch als Treibstoffzusatz im Motorsport verwendet wird. Etwa 100 Gefahrgut-Container wurden durch Brände beschädigt oder zerstört, Teile der Ladung explodierten. Ein Seemann starb, drei weitere wurden verletzt. Die Feuer in den riesigen Laderäumen wüteten tagelang unkontrolliert. Das Schiff wurde durch den Ärmelkanal in den JadeWeserPort bei Wilhelmshaven abgeschleppt. Dort erfolgte eine endgültige Löschung und Bergung der zerstörten Container von Land aus.

Abb. 3: 

GDV fordert verbindliche internationale Standards

Der GDV fordert angesichts der zahlreichen Schiffsbrände verbindliche internationale Vorgaben für Brandmeldesysteme und Löschtechnik auf Containerschiffen. Gleichzeitig müssten die Abläufe für den Transport von E-Fahrzeugen verbessert werden – etwa durch strengere Vorschriften zum Ladezustand der Batterien und den verpflichtenden Einsatz von Wasserhochdrucknebel-Systemen. Die aktuelle Entwicklung zeigt laut GDV klar die Notwendigkeit enger Zusammenarbeit: Reedereien, Klassifikationsgesellschaften, Versicherer und Regulierungsbehörden müssen gemeinsam handeln.

Autor: Klaus Ridder

Abb. 1 (Aufmacherbild): Schwieriges Unterfangen: Die Feuerbekämpfung auf Seeschiffen. Hier wird in einem niederländischen Trainingszentrum eine Brandbekämpfung geübt. Foto Klaus Ridder.

Abb. 2: Autofrachter werden gebraucht: Hier die Vorbeifahrt des Autotransporters ‚Isar Highway‘ an dem Seeschifffahrtszeichen Kugelbake an der Elbmündung in Cuxhaven. Foto: Klaus Ridder

Abb. 3: Das brennende Containerschiff Flaminia wurde 2012 durch den Ärmelkanal in den JadeWeserPort geschleppt und dort gelöscht. Foto: Havariekommando