Mit dem Wechsel 2021 von Frankfurt nach Bayern wurde das IAA-Konzept umgekrempelt. War es erfolgreich? Zu Beginn der diesjährigen IAA fällt die Entscheidung, wo und wie es mit Europas größter Autoausstellung weitergeht.
Die Internationale Automobilausstellung (IAA) gehört zu den größten und international relevantesten Fachmessen ihrer Branche. Die Ursprünge reichen bis ins Jahr 1897 zurück, als in einem Berliner Hotel der Mitteleuropäische Motorwagenverein (MMV) aus der Taufe gehoben wurde und die Gründungsmitglieder acht „Motorwagen“ präsentierten. Daraus wurde eine in unregelmäßigen zeitlichen Abständen, teilweise zweimal im Jahr durchgeführte Präsentation automobiler Neuheiten und technischer Möglichkeiten. 1902 hieß sie erstmals „Automobilausstellung“ und wurde vom Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller durchgeführt, der Vorgängerorganisation des heutigen IAA Veranstalters, dem Verband der Automobilindustrie (VDA).
IAA seit 1951 im Zweijahresrhythmus
Der Erste Weltkrieg ließ die Ausstellung nicht zu, zwischen 1912 und 1921 fiel sie aus. Während der Weimarer Republik konnten Autoliebhaber wieder zur IAA pilgern, doch bereits 1933 fand sie erstmals unter der NS-Diktatur statt. Auch in der Folgezeit wurde sie zu deren Propaganda genutzt. Der Schauplatz des IAA Geschehens war bis 1939, dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, durchgängig Berlin, Ausnahmen gab es lediglich im Jahr 1927 mit Köln und 1928 mit Leipzig. Nach dem Krieg öffnete die IAA erstmals 1951 wieder ihre Pforten, und zwar in Frankfurt am Mai. Seitdem wird sie im Zweijahresrhythmus veranstaltet. Veranstaltungsort war bis 2019 die Mainmetropole. Im Jahr 2021 erfolgte der Wechsel nach München. Zuvor hatte sich bereits 1992 die Nutzfahrzeug-IAA abgetrennt. In den geraden Jahren ist sie seitdem in Hannover zu Gast. Ausgerichtet wird die Pkw- und die Nutzfahrzeug-IAA vom VDA, mit Unterstützung der Kommunal- und Landespolitik sowie der jeweiligen Messegesellschaft.
Protestaktionen führten zu Imageverlust der Branche
Die letzte IAA in Frankfurt fand 2019 während der zwischenzeitlichen Hochphase der Klimabewegung statt. Sie wurde von vielfältigen Protestaktionen und starken Demonstrationen begleitet, was der Branche einen ungewohnten Imageverlust einbrachte und die Besucherzahlen einbrechen ließ. Auf einmal stand die Zukunft der IAA in Frage.
IAA Mobility mit IAA Summit, IAA Open Space und IAA Experience
Der Umzug der IAA 2021 von Frankfurt nach München wurde vom VDA mit einer grundlegenden Änderung des Veranstaltungskonzepts verbunden. War die IAA bis dahin eine klassische Ausstellung mit Ständen und Präsentationen auf dem Messegelände, öffnet man sich in München etwa für Fahrräder, E-Scooter und den ÖPNV. Themen wie vernetzte Mobilität und Infrastruktur wurden aufgenommen und der Fokus auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Die neue Ausstellung, die nun IAA Mobility heißt, besteht aus dem IAA Summit, einem Fachkongress auf dem Messegelände, einem Open Space, sprich, einem großen, frei zugänglichen Bereich quer über die Innenstadt verteilt, inklusive Diskussionsforen sowie der IAA Experience für Testmöglichkeiten neuer Mobilitätsformen wie autonome Shuttle oder E-Bikes. Zu den Ausstellern der Münchener IAA gehören auch Städteplaner, Energieunternehmen und Technologiekonzerne.
Eröffnungsrede von VDA Präsidentin Hildegard Müller
Vom 8. bis 14. September öffnet die IAA Mobility zum dritten Mal ihre Tore in München. Zur Eröffnung wird VDA Präsidentin Hildegard Müller die Entscheidung ihres Verbandes bekanntgeben, in welcher Stadt die IAA in den Jahren 2027, 2029 und 2031 aufgeführt wird. Einziger seriöser Konkurrent zur bayerischen Hauptstadt ist nach wie vor Frankfurt, deren politische Repräsentanten, unterstützt durch die hessische Landesregierung, sich um den Zuschlag bemühen und als Argumente die lange IAA Tradition mit innenstadtnahem und gut angebundenem Messegelände anbringen. Auch in München macht man Werbung für sich. Der Stadtrat und die Regierung des Freistaates sehen in dem neuen IAA Konzept als Mobilitätsplattform mit Bürgernähe und Dialog einen Erfolg. Allerdings gibt es auch ablehnende Stimmen. Münchens Bevölkerung blickt teils mit Grauen auf die Zeit, wenn die öffentlichen Plätze und Flächen der Innenstadt wochenlang für die Autoausstellung blockiert sind. Kritiker bemängeln, dass von den Ausstellern Spottpreise für die Nutzung des Innenstadtflächen genommen würden, und Umweltverbände halten es für ein falsches Signal, dass der Autoverkehr zelebriert werden, statt die Verkehrswende zu befördern.
Es wird spannend
Fachlich gesehen verspricht die IAA Mobility 2025 interessant zu werden. Besucher und Öffentlichkeit können technologische Innovationen und neuartige Designlinien sowie aufschlussreiche Konzeptfahrzeuge und wichtige Weltpremieren erwarten. Besonders gespannt darf man auf das „Messeduell“ zwischen BMW und Mercedes sein. Die Premiumhersteller zeigen erstmals ihre neuen Plattformen für ihre künftigen E-Autos, die „Neue Klasse“ und die „Modulare Mercedes-Architektur“ (MMA), deren Anklang in der Käufergunst jeweils über Wohl und Wehe des gesamten Konzerns entscheiden wird. Rund 700 Aussteller aus dem In- und Ausland werden in München ihre Neuheiten präsentieren, darunter dreißig Automarken. Das ist ein Drittel mehr als vor zwei Jahren. Es sind vor allem aufstrebende Autobauer aus China, welche die Gelegenheit nutzen wollen, um mit ihrer Präsenz auf der IAA Mobility Fuß zu fassen in Europa. Dazu zählen BYD (Marktführer in China und weltgrößter E-Auto-Bauer), Changan (mit Premiumtochter Avatr), Chery (Chinas größter Autoexporteur mit eigener Produktion in Europa), Leapmotor (Stellantis Partner in Europa) und Xpeng (kooperiert in China mit VW). Allerdings machen auch einige namhafte internationale Automarken einen Bogen um die IAA Mobility. Fehlen wird zum Beispiel Tesla. Der US-Hersteller von E-Autos gibt offizielle zwar keine Gründe für seine Absage an, es ist aber davon auszugehen, dass das Unternehmen genug damit zu tun hat, seine Absatzschwierigkeiten in den Griff zu bekommen. Überdies muss Tesla Proteste gegen den hochumstrittenen Konzernchef Elon Musk befürchten. Fehlen wird auch der Stellantis Konzern und damit Marken wie Alfa Romeo, Citroën, Fiat, Jeep und Peugeot. Einzig die deutsche Stellantis Tochter Opel wird in München präsent sein. Nicht mit von der Partie werden auch die VW Tochter Seat und Toyota als der größte Autobauer der Welt sein. Als Gründe für eine Nichtteilnahme werden immer wieder die hohen Kosten für den Messeauftritt und eine andere PR-Ausrichtung genannt. Dafür sind Hyundai und Kia nach einer längeren Pause wieder auf der IAA Mobility dabei und erstmals der Technologiekonzern Google.
Autoren: Olaf Walther und Kristian Glaser (kb); Abbildung: Isabella Finsterwalder
Abb.: Über sämtliche Neuigkeiten rund um die IAA Mobility 2025 informierten Ende August in München (v.l.): Jan Heckmann, Projektleitung VDA, Christine von Breitenbuch, Projektleitung Messe München, Christian Vorländer, Bereichsleiter IAA Mobility Messe München, Jürgen Mindel, Geschäftführer VDA, Tim B. Wegner, Moderator der PK.