//Trucksymposium mit vielen offenen Fragen

Trucksymposium mit vielen offenen Fragen

Das Trucksymposium im Rahmen des Truck Grand Prix ist zweifellos eine ganz besondere Veranstaltung in Sachen Straßen-Güterverkehr. Da kommt die Politik mit der Güterkraftverkehrs-Branche zusammen, aber auch Verbände und Forschungseinrichtungen sowie Gewerkschafter konnten in Sachen Zukunft des Güterkraftverkehrs vortragen. Insgesamt eine hervorragende Zusammenstellung der Referate, in der es insbesondere um die Zukunft der Transportbranche unter den politischen Forderungen zum Umweltschutz ging.

Die Zukunft sieht, das war wohl das Gesamtergebnis, nicht so rosig aus. Man will zwar täglich „just in time“ Waren und insbesondere Lebensmittel haben, stellt aber aus Gründen des Umweltschutzes so hohe Anforderungen, dass der Güterkraftverkehr der Zukunft gefährdet ist.

Schwerpunktmäßig wurden, grob eingeteilt, zwei Themenbereiche behandelt:
1.    Wie kann das Problem der Beschäftigung von Berufskraftfahrern gelöst werden?
2.    Wie sieht die Lkw-Mobilität der Zukunft aus?

Berufskraftfahrer

Es gibt einige Ansatzpunkte, den Lkw-Fahrern das „Leben auf der Straße“ zu verbessern: Es sollen mehr und größere Parkplätze gebaut werden mit einer Mindestausstattung im sanitären Bereich.

Der Versicherer KRAVAG beispielsweise will Betriebsgelände außerhalb der Autobahnraststätten zur Verfügung stellen, wo beteiligte Speditionen ihre Fahrzeuge in den vorgeschriebenen Ruhezeiten (vor allem an Sonn- und Feiertagen) abstellen können. Die Fahrzeuge können dort sicher abgestellt werden und die Fahrer haben einen angemessenen Komfort in Sachen sanitäre Einrichtungen und Kochmöglichkeiten.

Österreich dürfte in Sachen Planung und Bau von Rastplätzen vorbildlich sein. So wurde darüber berichtet, dass zwischen Ankauf eines Geländes, der Planung und Inbetriebnahme weniger als ein Jahr vergeht. Um Platz zu sparen, parken die Lastzüge dort in Reihen mit drei Zügen hintereinander (Kolonnenparken).

Während herkömmliche Park- und Rastanlagen auf die Mischnutzung Pkw/Nutzfahrzeug hin angelegt sind, wird in Österreich ein neuer Typ erprobt, der auf Nachhaltigkeit und Service für das Lkw-Fahrpersonal ausgelegt ist. Das schließt eine hohe Anzahl an 350 kW-Schnellladestationen ein, u.a. elektrische Anschlüsse zur Ladegutkühlung, um Kühlaggregate während der Ruhepause nicht mit Dieselaggregaten betreiben zu müssen, sowie ein Sanitärbereich mit einer ausreichenden Anzahl an Toiletten, Duschen, Fitnessgeräten, Koch- und Waschmöglichkeiten samt Sicherstellung eines insgesamt hohen Hygienestandards.

In einem Beitrag wurde angedeutet, das Mindest-Alter für Lkw-Fahrer zu senken und vielleicht sogar Frauen aus dem Ausland anzuwerben. Doch dann kam in der Diskussionsrunde die Frage auf, wie denn die Verständigung funktionieren soll, wenn beispielsweise Frauen (und auch Männer) aus Indien kommen?

In der europäischen Transportbranche fehlen rund 400.000 Lkw-Fahrerinnen und -fahrer, Deutschland steht hier nicht alleine. Sozialdumping durch Arbeitnehmerfreizügigkeit und missbräuchliche Vertragsgestaltungen führen zu starkem Konkurrenzdruck aus Osteuropa zu Lasten westeuropäischer Unternehmen – der Marktanteil osteuropäischer Unternehmen an der Transportleistung auf deutschen Straßen beträgt mittlerweile etwa 40 Prozent.

Erforderlich ist, dass auch die Gewerkschaften mit den Verbänden der Transportbranche zusammenarbeiten, um gemeinsam mit der Politik wirksame Maßnahmen gegen das Sozialdumping aus Osteuropa und daraus resultierenden illegalen Wettbewerbsdruck zu entwickeln. Denn nur wenn deutsche Unternehmen den notwendigen wirtschaftlichen Spielraum gewinnen, können sie die Bedingungen für Ihr Fahrpersonal weiter verbessern.

Technologieoffenheit für die Zukunft

Aktuell ist davon auszugehen, dass Diesel-Sattelzugmaschinen noch für die nächsten 20 bis 30 Jahre einen wesentlichen Teil der Motorisierung des Langstrecken-Güterverkehrs darstellen werden, da batterie-elektrische Zugmaschinen derzeit nicht absehbar in der Lage sind, ausreichend Energie für lange Strecken im schweren Güterverkehr zur Verfügung zu stellen. Zudem ist nicht absehbar, bis wann die erforderliche Ladeinfrastruktur unterwegs in ausreichender Kapazität zur Verfügung stehen wird und erst dann kann die Phase signifikanten Mischverkehrs beginnen.

Es ist erforderlich, anstelle dirigistischer Vorgaben zu Antriebstechnologien auf Technologieoffenheit zu setzen und für die Langstrecke im schweren Güterverkehr Kompromisse zwischen altem und neuem Fahrzeugbestand zu finden.

Für gewerbliche Flotten gilt: Ressourcen schonen, Emissionen senken – aber auch wirtschaftlich bleiben und die Gesamtkosten unter Kontrolle halten! Wasserstoff- und Elektroantrieb werden mittel- bis langfristig die wichtigsten kohlendioxidarmen Antriebskonzepte sein, aber der Weg dorthin ist lang aufgrund der technologischen Herausforderungen und der mangelnden Fahrzeugverfügbarkeit. Kurzfristig werden neben herkömmlichen Diesel-Antrieben auch HVO und Bio-Gas als Brückentechnologien benötigt werden.

Schlussrunde mit den Referentinnen und Referaten, Foto: Ridder

Die Möglichkeiten, batterie-elektrische Antriebe tatsächlich wirtschaftlich einzusetzen, hängen jedoch stets vom User Case im Einzelfall ab. Die Politik muss dies berücksichtigen und darf das Transportgewerbe nicht durch zu strenge technologische Vorgaben schwächen, denn nur starke Unternehmen können sich Transformation leisten!

Kosten werden steigen

Eine Umstellung auf andere Antriebsarten wird mit enormen Kosten verbunden sein. Technisch ist fast alles möglich – doch wer soll das bezahlen? Können die enormen Kosten auf den Endverbraucher umgelegt werden? Zurzeit werden Straßen aus Mitteln der Mineralölsteuer finanziert. Doch wie sieht es aus, wenn nur noch Strom verwendet wird? Muss der ggf. noch zusätzlich versteuert werden?

Klaus Ridder
Titelfoto: ADAC Mittelrhein: Im Dialog (v.l.): Prof. Dr. Jürgen Brauckmann (ehem. TÜV Rheinland), Dr. Klaus Manns (Ehrenvorsitzender ADAC Mittelrhein), Prof. Dr. Peter König (Vorstand Verkehr & Technik ADAC Mittelrhein), Karsten Schulze (ADAC Technikpräsident), Andy Becht (Verkehrsstaatsekretär Landesregierung Rheinland-Pfalz), Oliver Luksic (Staatssekretär Bundesministerium für Digitales und Verkehr), Gerhard Hillebrand (ADAC Verkehrspräsident), Rudi Speich (Vorsitzender ADAC Mittelrhein), Dr. Matthias Schubert (Executive Vice President Mobility, TÜV Rheinland Group), Ralf Strunk (Geschäftsführer der TÜV Rheinland Kraftfahrt) und Prof. Dr. Dirk Engelhardt (Vorstandssprecher Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung).