//Adenauer Racing Day – das Fest vor dem 24h-Rennen

Adenauer Racing Day – das Fest vor dem 24h-Rennen

Adenau, am untersten Punkt der legendären Nordschleife des Nürburgrings gelegen, bezeichnet sich selbst als „Rennstadt“. Am Ortseingang steht inmitten des Kreisels ein Mercedes Silberpfeil und der darin sitzende Rennfahrer winkt den ankommenden Nürburgring-Besuchern zu. Auch in der Stadt überall schwarz-weiß-karierte Fahnen am Straßenrand und mit Rennwagen geschmückte Hausfassaden. Mindestens einmal im Jahr „steht die Kleinstadt Kopf“, dann kommen am Mittwoch vor dem größten Autorennen der Welt, dem 24h-Rennen, die Rennwagen aus dem 300 m höher gelegenen Fahrerlager und durchqueren die Stadt, umsäumt von tausenden Fans. Das ist Motorsport vom Allerfeinsten für die Fans.

50. Ausgabe des 24h-Rennens

Eines der berühmtesten Autorennen der Welt hatte 2022 Jubiläum und fand zum 50. Male statt, nach zwei Jahren Corona-Pandemie wieder mit Zuschauern. Der „normale“ Rennbesucher reist mit „Kind und Kegel“ und natürlich mit Zelt, Wohnwagen und allerlei Ausrüstung an. Zur Ausrüstung gehören auch Kühlschränke, Schwimmbecken, Biertische, Grills, Fernseher und natürlich jede Menge Bier. Wichtig ist auch ein Generator zur Stromerzeugung. Dienstag vor dem Rennen ist Anreisetag und am Montag nach dem Rennen geht’s wieder nach Hause.

Der erste Höhepunkt des fast einwöchigen Spektakels war der ‚Adenauer Racing Day‘, da kommen die Fans hautnah mit den Rennwagen und Fahrern in Berührung, ansonsten fahren diese ja nur mit manchmal bis zu 300 km/h vorbei.

Organisation durch Stadt Adenau und ADAC Nordrhein

Der Motorsport hat in Adenau Tradition. Vor fast 100 Jahren ging von den Adenauern Xaver Weber und Dr. Otto Creutz sowie dem Kölner Jagdpächter Hans Weidenbrück die Initiative aus, eine Rennstrecke rund um die Nürburg zu bauen. Adenauer Motorsportfans beteiligten sich auch heute noch aktiv an der Veranstaltung, die ansonsten vom ADAC Nordrhein, der Stadt Adenau und deren Gewerbeverein veranstaltet wurde.

Moderatoren waren das Adenauer Urgestein Olli Martini sowie der bekannte VLN-Streckensprecher Patrick Simon. Olli Martini ist das jüngste Kind der Nürburgring-Legende Willi Martini, einst Abschlepper, Konstrukteur, Rennfahrer und Autohändler in Nürburg.

Und die beiden Moderatoren waren „locker drauf“. In ihrer Art wurden die Rennfahrer und Rennstallbesitzer sowie berühmte Menschen aus der Motorsportszene so angesprochen, dass bei den Fans keine Langeweile aufkam. Dabei waren die Kommentatoren auch sehr fachkundig, die beiden kennen die Szene aus vielen Kommentierungen der Langstreckenszene am Ring.

Im Korso durch die Rennstadt

Mehrere tausende Besucher säumten im Jubiläumsjahr die Hauptstraße der Rennstadt als ein Korso aus 30 Rennfahrzeugen seinen Weg zur großen Show-Bühne auf dem Marktplatz nahm. Zu bewundern waren diesmal nicht nur die bulligen Fahrzeuge aus dem aktuellen Starterfeld des 24h-Rennens, sondern auch einige Rennlegenden vergangener Tage, die im Laufe der vergangenen fünf Jahrzehnte 24h-Geschichte schrieben. Mit dabei war etwa der Auto R8 LMS ultra von Phoenix-Racing aus Meuspath am Nürburgring, mit dem Audi 2012 zum ersten Mal die 24h Rennen gewann – und mit dem ebenfalls erstmal ein Audi GT3-Fahrzeug den Gesamtsieger stellte. „Mit dem Fahrzeug habe ich hier 2012 meinen ersten Sieg gefeiert“, erinnert sich Markus Winkelhock, während er weiter Autogramme schreibt und Selfies macht. „Das hier in Adenau ist ja stressiger als das Rennen selbst.“, scherzt der Schwabe. „Aber genau das macht diese Veranstaltung aus.“ Johannes Scheid, auch ein Urgestein des Nürburgrings, hat gleich drei „Eifelblitze“ mit zum Adenauer Racing Day gebracht. „Das ist fantastisch anzusehen, was hier wieder los ist“, schwärmt der Lokalmatador. „Meine drei BMW stammen aus den Jahren 1996, 1997 und 2008.“

Pünktlich um 15.30 Uhr hatte sich der aus verschiedenen Klassen bestehende Fahrzeug-Korso über die Nordschleife in Bewegung gesetzt. Ab der Ausfahrt Breitscheid ging es unter Polizei-Geleit weiter über die Hauptstraße zum Marktplatz.

Maximilian Götz: „Die Krönung für jeden Motorsport-Fan“

Dann rollten dann die 30 Fahrzeuge des Korsos samt ihren Piloten vor die Show-Bühne, beginnend mit dem Vorjahressieger, dem „Grello“ von Manthey-Racing mit der Nr. 1: „Unglaublich, diese Massen von Fans hier auf dem Marktplatz. So viele Autogramme wie heute habe ich die letzten zwei Jahre nicht geschrieben“, sagte Kevin Estre. Auch DTM-Champion Maximilian Götz Nr. 3 war elektrisiert: „Unfassbar – nach zwei Jahren Abstinenz ist das hier die Krönung für jeden Motorsport-Fan. Darauf haben wir alle gewartet – nicht nur die Fans, sondern auch wir Fahrer. Ich finde, soviel wie heute war hier noch nie los und das spricht doch für die ganze Veranstaltung.“

Spannendes Rennen mit vielen Ausfällen

Pünktlich um 16.00 Uhr der fliegende Start, jeweils in drei Gruppen. Insgesamt starteten 135 Rennwagen. Vor dem Start eine Einführungsrunde über die Gesamtstrecke von 25 km (Kombination von Nordschleife und Grand Prix Strecke). Das besondere an der Einführungsrunde ist, dass die Besucher auf die Rennstrecke dürfen und die Rennwagen hautnah an ihnen vorbeifahren. Da jubeln die Fans und die Fahrer winken. Eine tolle Sache für Fans und Fahrer.

Von der Pole startete Luca Ludwig (Sohn der Motorsport-Legende Klaus Ludwig, der übrigens auch VdM-Mitglied ist) auf Ferrari 488 GT3. Daneben ein BMW M4 GT3. Doch beide Fahrzeuge hatten mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun – sie fielen aus. 

Das Rennen stellt eine hohe Beanspruchung für die Autos und Fahrer dar. Hinzu kommen Gefahren durch die gewaltigen Geschwindigkeitsunterschiede der einzelnen Fahrzeugklassen und die Kapriolen des Eifelwetters. So gab es zahlreche Ausfälle durch Unfälle.

Spannend wurde es noch in den letzten drei Stunden, da gab es einen Zweikampf zwischen dem AUDI von Phoenix  Racing und dem Mercedes von Getspeed. Gewonnen hat Schließlich nach 24h der Phoenix AUDI R8 LMS GT3 Evo II mit den Fahrern Kelvin Van der Linde (D), Dries Vandoor(NL), Frederic Verwisch (BEL) und Robin Frijns(NL). 

Übrigens, beide Rennställe sind in Meuspath am Nürburgring zuhause. Für Phoenix Racing mit Chef Ernst Moser (und Manager und VdM Mitglied Theimann) war es der 6. Gesamtsieg beim 24h-Rennen.

Resümee

Schönes Wetter, viele Fans, tolle Autos, eine einmalige Hommage an den Motorsport nach zwei Jahren „Enthaltsamkeit“ – was will man mehr?

Klaus Ridder