Ob Stadt-, Linien- oder Reisebusse: Die Fahrer tragen eine hohe Verantwortung. Ihre Fahrgäste verlassen sich darauf, dass sie auch bei Regen, Schnee oder gleißendem Sonnenlicht sicher ans Ziel gebracht werden. Moderne Technik unterstützt die Frauen und Männer hinter dem Lenkrad bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe. Eine gute Rundumsicht aus dem Cockpit auf das, was neben und hinter dem großen Wagen auf der Straße los ist, ist dabei lebenswichtig und kann Karambolagen verhindern helfen. Doch diese Möglichkeit gab es bisher nicht. Daimler Buses hat das geändert.
Ähnlich dem Rundblick von einem Aussichtsturm, so die Bussparte des seit kurzem unabhängigen Nutzfahrzeugherstellers Daimler Truck, können Fahrer das Verkehrsgeschehen unmittelbar um ihr Gefährt herum in den Blick nehmen. Ein Kamerasystem macht es möglich. Daimler Truck bringt es auf den Markt, und die beiden zu dem Konzern gehörenden Busmarken Mercedes-Benz und Setra bieten es ab Anfang kommenden Jahres an. Auf Wunsch wird es für viele Bus-Baureihen zur Verfügung stehen, bei Mercedes-Benz etwa für die Omnibus-Familie Citaro, den neuen Überlandbus Intouro, den Reisebus Tourismo sowie bei Setra für den Doppelstockbus Topclass S 531 DT.
Das Kamerasystem macht es möglich, dass der Busfahrer Passanten und Zweiradfahrer im unmittelbaren Umfeld wahrnehmen kann, „selbst wenn sie sich nicht im direkten Sichtfeld des Fahrers oder in den Blickfeldern der Außenspiegel befinden“, erklärt Daimler Truck. Je nach Busversion werden verschieden viele Kameras installiert. Bei den Solomodellen stellen vier Kameras einen vollständigen Rundumblick auf die Umgebung von 360 Grad her. Bei den Gelenkbussen werden wegen des „Knicks“ zwischen Vorder- und Hinterwagen nur drei Kameras angebracht. Sie sind für die Sicht auf die Seiten links und rechts des Hinterwagens sowie nach hinten zuständig und sorgen für eine Aussicht von 270 Grad.
Die Kamera an der Front des Fahrzeugs wird je nach Modell unterhalb oder oberhalb der Windschutzscheibe montiert. Zwei Seitenkameras sitzen oberhalb der Seitenscheiben. Anstelle der heutigen Rückfahrkamera befindet sich eine hintere Kamera im Bereich der Heckscheibe. „Durch dieses System können Passanten, Radfahrer sowie Hindernisse auch in Bereichen wahrgenommen werden, die sonst vom Fahrer nicht einsehbar sind“, verdeutlicht Daimler Truck den Zweck: um „Kollisionsgefahren zu erkennen und Unfälle zu verhindern“. Zur besseren Orientierung des Fahrers sind Markierungen an den Vorder- und Hinterkanten der Omnibusse angebracht, hinzu kommt ein angedeuteter Fahrkorridor auf dem Bildschirm, wie man es auch von der Rückfahrkamera in Personenwagen kennt.
Die Kameras sind beim Anfahren bis zu einer Geschwindigkeit vom 35 km/h automatisch eingeschaltet. Bei höherem Tempo werden sie aktiviert, sobald der Blinker gesetzt wird. Lässt der Fahrer den Bus langsamer werden, geht das System bei 32 km/h selbständig wieder an. Auf einem 25 Zentimeter (zehn Zoll) großen Monitor mit geteiltem Bildschirm sieht der Fahrer das Fahrzeug aus der Vogelperspektive. Die Kameras erfassen ein Blickfeld bis zu einer Entfernung von fünf bis sechs Metern, dadurch erhält der Fahrer auch Bilder der benachbarten Fahrspur.
Das zweite Monitorbild ist von der Fahrsituation abhängig. „Je nach gesetztem Blinker oder der eingelegten Rückwärtsfahrstufe wechselt es automatisch auf die entsprechende Seite“, beschreibt Daimler Truck die Systematik. Der Fahrer hat zudem die Auswahl aus fünf verschiedenen Heckansichten und kann die Bilder beliebig wechseln – oder den Monitor ausschalten.
Das „Vogelperspektiv-System“ ergänzt die bislang verfügbaren Sicherheitssysteme bei Mercedes-Benz und Setra: den aktiven Bremsassistenten für Stadtbusse sowie den Abbiege- und Notbremsassistenten für Überland- und Reisebusse, die alle zur Unfallverhütung beitragen sollen. Für den Fall, dass ein Zusammenstoß trotzdem nicht zu verhindern ist, verfügen die Daimler-Busse teils über Crashelemente, die zum Schutz der Fahrgäste und des Fahrers die Unfallschwere mindern, teils sind sie mit einer verstärkten Rahmenkonstruktion ausgestattet, welche die bei einem Aufprall entstehenden Kräfte gezielt in den Unterbau ableiten. Alle Daimler-Omnibusse sind mit einer steifen Gerippestruktur ausgestattet.
Beate M. Glaser (kb)
Foto: Daimler Truck