//Der neue Stern im Oberhaus

Der neue Stern im Oberhaus

Wenn Daimler eine neue Mercedes S-Klasse auf die Straße bringt, darf man mit einem außergewöhnlichen Auto rechnen. VdM-Mitglied Eberhard Strähle hatte die Gelegenheit, sich in der Mercedes-Benz-Niederlassung Schwäbisch Gmünd von der mit vielen Innovationen versehenen automobilen Oberklasse ein Bild zu machen.

Wie es sich für eine neue S-Klasse gehört, haben sich die Außenmaße der Karosserie wieder leicht zugenommen – in der Länge 54 Millimeter auf jetzt 5,18 Meter und in der Breite 55 Millimeter auf jetzt 2,11 Meter. Der für den Komfort beim Fahren zuständige Radstand wuchs um über fünf Zentimeter auf 3,11 Meter an. Der Luftwiderstand der Außenhaut wurde beim W223 erneut optimiert. Die S-Klasse mit dem Stern gleitet nun mit einem Cw-Wert von 0,22 trotz der um 200 cm2 erweiterten Stirnfläche durch den Wind. Beinah überdimensional große Lufteinlässe sorgen für eine optimale Anströmung der Aggregate durch den Fahrtwind und prägen das Design unterhalb des altbekannten Kühlergrills. Die Türgriffe sind versenkt eingebaut und fahren zur Bedienung nach außen, sofern der Fahrer entweder mit dem Keyless-Go-Schlüssel in die Nähe kommt. Ein Strich mit den Fingern beziehungsweise Hautkontakt mit den Griffen erledigt dies ebenfalls im Handstreich.

An neuer Technik und Features ist die neue S-Klasse vollgestopft. Dabei beschränken wir uns auf die wesentlichsten Innovationen des neuen Mercedes.
„In der neuen S-Klasse sorgen zukunftsträchtige Fahrwerksysteme für ein entspanntes und beeindruckendes Fahren“, erläuterte Frederik Nell, der Produktexperte der Mercedes-Dependance im Ländle. Allen Systemen voran, verfügt die Nobelklasse nun über eine moderne Hinterachslenkung, die vor allen Dingen im urbanen Verkehr die Handlichkeit des Wagens effizient steigert. So sorgt etwa beim Einparken die bis zu zehn Grad verstellbare und mitlenkende Hinterachse auf sanfte Art und Weise für eine ungewohnte Handlichkeit, die einem kleineren Fahrzeug nahekommt. Eine fahrdynamische Harmonie sorgt bei einem geringeren Aufwand von Lenkradarbeit für ein spontaneres Ansprechen und gepaart mit einer extrem hohen Stabilität sowohl im Stadtverkehr als auch auf der Landstraße. Wahlweise stehen als Sonderausstattung für runde 1.500 € zwei Varianten mit einer Winkeländerung von 4,5° oder 10° an der Hinterachse zur Verfügung, wobei beim Verstellwinkel von maximal 10° die Reifengröße auf 255/40 R 20 beschränkt sein wird.

Einmal hinter dem Lenkrad Platz genommen, fällt sofort das Infotainmentsystem MBUX mit dem riesigen Display beziehungsweise Cockpit auf. Dieses lernfähige System wird bereits in seiner zweiten Generation in der S-Klasse angeboten. Digitale Intelligenz ist das Schlagwort hierfür. Gesteuert kann das neue System über den die Worte erkennenden Sprachassistenten „Hey Mercedes“. Sämtliche Möglichkeiten, sei es die Navigation, die Wünsche nach speziellen Musiktiteln oder Zeitungsartikeln, Telefonverbindungen, Fahrzeugdaten, Einstellungen der Klimaanlage und vieles andere mehr, stehen auch dem Beifahrer zur Verfügung. Mercedes Benz spricht in diesem Fall von einer neuen Dimension der Personalisierung und Interaktion

Statt der bislang gewohnten Scheinwerfern, findet man in der S-Klasse nun nur Beamer des neuen Lichtsystems Digital-Light. Rund 1,3 Millionen winzige Mikrospiegelchen pro Leuchteinheit werfen die Lichtausbeute hundert Mal präziser auf die Fahrbahn als herkömmliche Beleuchtungen. Weiterhin warnen diese innovativen Lichter mit ihren Assistenzfunktionen vor nahen Baustellen über ein auf die Fahrbahn projiziertes Baggersymbol sowie einem Leuchtstreifen, um das Hindernis möglichst reibungslos zu umfahren.
Um in den Genuss dieses neuen Lichts zu kommen, muss der Kunde allerdings tief in die Tasche greifen und rund 2.200 € dafür hinblättern.

Ein stark weiterentwickeltes Fahrwerk mit dem bereits bekannten Namen Active Body Control zeichnet die schwäbische Oberklasse ebenfalls aus. „Nur Schweben ist besser“ – so beurteilt der Hersteller plakativ diese Ausstattung. In Verbindung mit der genialen Luftfederung gleicht das Fahrwerk jegliche fahrdynamischen Veränderungen aus. Wird beim Befahren einer Kurve die Karosserie durch die auftretenden Wankbewegungen oder auch Nick- und Hubbewegungen zu stark geneigt, gleicht das System diese Unstimmigkeiten sofort aus und lässt das Fahrzeug neutral die jeweilige Kurve mit einem persönlich angenehmen Komfort durchfahren. „Eine tolle Einrichtung für jeden Fahrer der S-Klasse“, meinte auch Florian Ilg, der quirlige Verkaufsleiter der Schwäbisch Gmünder Niederlassung. Das System baut auf dem serienmäßigen, volltragenden Luftfedersystem Airmatic auf und bietet damit eine Niveauregulierung, die das Fahrzeugniveau unabhängig von der Beladung konstant hält. Zugleich ermöglicht es nach Bedarf eine Anhebung oder Absenkung, um die Bodenfreiheit zu vergrößern oder zu verringern. Droht den Insassen ein Seitenaufprall, wird die komplette Karosserie dank der als Sonderausstattung zu bestellenden E-Active-Body-Control und Erweiterung von Pre-Safe binnen weniger Zehntelsekunden angehoben werden und ein potentieller Anprall durch die robusteren Teile abgefedert werden.

In der zweiten Hälfte des Jahres wird der Drive Pilot zur Entspannung des Fahrers auf dafür geeigneten autobahnähnlichen Streckenabschnitten angeboten werden. Diese Sonderausstattung stellt die erste Stufe zum autonomen Fahren auf öffentlichen Straßen dar. Nach der Systemaktivierung übernimmt der Drive Pilot seine Arbeit und lenkt das Fahrzeug autonom bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h selbsttätig und hält Spur, Abstand und Tempo. Ebenso erkennt das System plötzlich auftretende Hindernisse und leitet Reaktionen, wie ein Ausweichen oder nötigenfalls gar eine Bremsung ein.

Zur Markteinführung sind mit den S 350 D und S 400 D nur zwei Diesel-Versionen und mit den S 450 EQ-Boost und S 500 EQ-Boost zwei Benzinmotoren bestellbar. Ein Vierliter V8-Biturbo als S 580 in Form einer Plug-in-Hybrid-Version, die eine elektrische Reichweite bis zu einhundert Kilometern Strecke schaffen soll, folgt in der zweiten Jahreshälfte.

Die S-Klasse und der Motorsport

Neben ihrem Engagement in der Formel-1 beteiligten sich die Schwaben früher auch mit ihrer S-Klasse im Tourenwagen- und Rallye-Sport, wo Werks- und Privatfahrer mit ihren S-Klasse-Limousinen bei vielen Rennen und Rallyes weltweit am Start waren. Zunächst mit dem 220 S und seiner Pontonform der späten 1950er Jahre. Der W111, bekannt als die legendäre ‚Heckflosse‘ siegte rund um den Globus bei internationalen Wettbewerben, die oftmals werksseitig bestritten wurden. Der W111 diente auch sehr vielen Privatfahrern als renn- und rallyetaugliches Sportgerät. Es folgte der W108 und der W109 (1965 – 1972). Der bekannteste Vertreter dieser Gruppe war die ‚rote Sau‘ und ihre Vorgänger, die aus dem damaligen Topmodell der Baureihe W109 mit dem 300 SEL 6,3 hervorgingen. Man versprach sich durch die hohe Motorleistung die entsprechenden Siege und startete im Jahr 1969 zunächst als Testlauf beim Sechs-Stunden-Rennen in Macao. Der Gesamtsieg in der Kolonie Portugals beflügelte die Mercedes-Rennmannschaft und meldete noch in derselben Saison für das legendäre 24 Stunden-Rennen im belgischen Spa-Franchorchamps drei der Boliden mit dem Stern auf der Haube. Zwei Fahrzeuge verfügten aus 6,3 Litern Hubraum über etwa 350 PS, während der dritte Renner lediglich 310 Pferde unter der Haube hatte. Trotz guter Trainingszeiten hielten die schmalen Racingreifen nur rund drei Runden und verursachten heftigste Bremsprobleme. Die Bosse zogen als Konsequenz daraufhin die Autos vom Rennen zurück. Bevor 1972 von der obersten Sportbehörde der Hubraum bei Tourenwagen auf maximal fünf Liter begrenzt wurde, siegten Privatfahrer 1971 in acht Rennen stolze sieben Mal mit einem 6,3 Liter. Hans Werner Aufrecht von der schwäbischen Tuningschmiede AMG nahm sich dem Flaggschiff ebenfalls an, baute aus einem verunglückten W109 eine ‚rote Sau‘ auf, tunte den Hochleistungsmotor in eigener Regie auf satte 428 PS mit 620 Nm, verpflanzte ein Fünfganggetriebe von ZF und verlieh der ‚roten Sau‘ eine Höchstgeschwindigkeit von 265 km/h. Ein Achtungserfolg stellte sich für AMG noch im selben Jahr beim 24 Stunden-Rennen in Spa mit dem zweiten Platz im Gesamtklassement und dem gleichzeitigen Klassensieg ein. Verkauft wurde der Tourenwagen für Reifentests von Flugzeugreifen an den Matra-Konzern. Mit dem Nachfolger, dem W116, der schon über ABS verfügte, hielten sich die Schwaben in Sachen Motorsport etwas zurück. Heute werden diese Limousinen mit dem Stern allerdings sehr gerne im historischen Oldtimer-Sport gefahren.

Die neue S- Klasse im Maßstab 1:87

Auch Modelle rollen schon vom Band und sind bereits seit Januar 2021 im Fachhandel in den klassischen Farben günstig verfügbar. Parallel dazu werden die Mercedes-Benz Händler und Niederlassungen die Modelle auf einem bedruckten Sockel in der bekannten ‚Private Collection‘-Vitrine von Herpa aus dem fränkischen Dietenhofen anbieten. Die nur fünf Gramm schwere 1:87-Miniatur besticht durch Qualität. Die Karosserie, sowie die restlichen Komponenten des aus insgesamt 25 Einzelteilen bestehenden 1:87- Minis, ist im klassischen Spritzgussverfahren entstanden. Hervorragend wiedergegeben ist der äußerst filigrane und als verchromtes Ätzteil auf der Motorhaube eingelassene Mercedes-Stern. Der Innenraum ist in der üblichen Qualität ausgeführt. Herpas Produktmanager für PKW-Modelle, Matthias Wolff, hat voller Stolz die neue Mercedes S-Klasse ebenfalls im Maßstab 1:43 angekündigt.

Fotos: Daimler, Strähle