Die von Karl Ulrich Herrmann ins Leben gerufene Retro Classics auf dem Messegelände vor den Toren Stuttgarts wurde für die Besucher einmal mehr zum Ort der Begegnungen mit automobilen Schätzen aus der Vergangenheit. In insgesamt zehn Hallen war vom 7. bis 10. März so gut wie alles präsent, was den Begriff „Retro“ verkörperte: Das Angebot der Händler reichte vom automobilen Klassiker und Ersatzteilen, über Mode, Zubehör und Pflegemittel bis zum Modellauto im Maßstab 1:87.
Selbstverständlich präsentierten sich die schwäbischen Hersteller wie Mercedes und Porsche mit eigenen Hallen bzw. gigantischen Messeständen. Gelegentlich waren dort auch Urgesteine des Motorsports bei Autogrammstunden anzutreffen. Die Messestände der schwäbischen Hersteller boten die Plattform für viele Begegnungen. Man traf sich vor allem zum Staunen, zum Gedankenaustausch und zum Fachsimpeln.
In der Halle 1 war das Porsche Museum und daran angegliedert der Porsche-Club Deutschland vertreten. Die Zuffenhausener stellten den Rennboliden des Typs 917 aus, der vor fünfzig Jahren das Licht der Rennsportwelt erblickte und im Jahr 1969 erstmals beim Genfer Salon der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Aerodynamisch war der 917 anfänglich überhaupt nicht, und die damaligen Werkspiloten scheuten sich, ein Langstrecken-Rennen damit zu fahren. Ein Hilferuf nach England rief dann die Haudegen David Piper und Frank Gardner auf den Plan, die den 917 beim 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring zu bändigen versuchten und den achten Platz erreichten. Zu diesen Testpersonen gesellten sich später der Brite Vic Elford und Kurt Ahrens aus Braunschweig. Bevor Kurt Ahrens – zusammen mit dem Schweizer Jo Siffert – in Zeltweg das dortige 1000-Kilometer-Rennen 1969 mit der Kurzheck-Version des 917 gewann, überstand er einen Horrorcrash mit einem Versuchswagen auf der Volkswagen-Teststrecke im niedersächsischen Ehra-Lessien mit wenigen Blessuren. In der Folge mauserte sich der 917 zu einem der erfolgreichsten Rennwagen der Geschichte.
Mit ihren anderen Renn-Exponaten zeigten die Porsche-Leute Technik pur. Wie den offengelegten Motor des 910/8-Bergspyders von 1967 mit seiner filigranen Einspritzanlage. Oder den total gestrippten Can-Am-Spyder mit seinen beiden Turboladern, die dem Boliden schon damals zu runden 1000 PS verhalfen. Dagegen mutete das alte 356/2 Gmünd Cabriolet von 1949 schon als richtiger Oldtimer an. VdM-Kollege Wolfgang Inhester, der seinen bildschönen Gruppe B-Porsche 911 SCRS (Baujahr 1984) auf dem KW-Stand ausstellte, freute sich seinerseits, alte Bekannte wie Kurt Ahrens, Hans Herrmann, seinen 356er-Freund Eberhard Hess oder Jörg Walz, den heutigen Porsche-Pressesprecher Produktion & Logistik, Beschaffung und Nachhaltigkeit zum Smalltalk zu treffen.
Analog zu Porsche bot Mercedes-Benz seinen Museumsstand am anderen Ende des Messegeländes auf der Hochfläche am Flughafen. Es war schon ein weiter Weg bis in die Halle 10 – die neu erbaute Paul Horn Halle. Als Eycather standen der GT-Rennsportwagen CLK-GTR von 1997, der Typ W 196 Formel-1-Rennwagen von 1955 sowie der legendäre 200 PS starke „Blitzen-Benz“ aus dem Jahr 1909 auf der Showbühne. Der konzerneigene Handel „All Time Stars“ mit den entsprechen Fahrzeugen war direkt angegliedert. Die vielen Fans durften sich auf Stars aus der Rennszene wie Ellen Lohr, die als einzige Frau mit einem Mercedes 190E 2.5-16 Evo2 einen Lauf zur DTM 1992 siegreich beendete, Klaus Ludwig und Roland Asch freuen. Leider konnte Roland Asch, das Renn-Urgestein aus Ammerbuch-Altingen, krankheitsbedingt seine Termine nur dürftig wahrnehmen. Sehr großzügig waren die Träger mit dem Stern gegenüber den Fans. Die Mercedes Giveaways waren sehr beliebt.
Ferner stellten sich die kompletten Mercedes-Klubs der verschiedenen Baureihen, wie der 107, der 201, der 124 u. v. a. dem erfahrenen Messepublikum vor. Tuner und Ersatzteilhändler komplettierten das Angebot in der Paul Horn Halle.
Text und Fotos: Dirk & Eberhard Strähle (VdM)