AMG ist immer einen Besuch wert. Die als Garagenfirma gegründete Firma feierte 2017 ihren 50. Geburtstag. Hans Werner Aufrecht und Erhard Melcher hatten 1967 in Großaspach die Firma „Aufrecht Melcher Großaspach Ingenieurbüro, Konstruktion und Versuch zur Entwicklung von Rennmotoren“ gegründet – kurz AMG aus den Anfangsbuchstaben der ersten drei Worte. Sie wollten Serienfahrzeuge von Mercedes aufpäppeln um damit Rennen fahren zu können.
Das erste Fahrzeug, das umgebaut wurde, war eine gebrauchte S-Klasse, die vorher einem Arzt gehört hatte. Daraus bauten Aufrecht und Melcher ein Rennauto, dass sie die Rote Sau tauften und das zuerst mitleidig als aufgemotzte Komfortkutsche belächelt wurde, dann aber Klassensieger wurde.
Birgit Zaiser, die AMG-Pressesprecherin, begrüßte die Motorjournalisten aus dem Südwesten im Empfangsgebäude von AMG. Jedes 20. Auto von Mercedes ist heute ein AMG. Die Modellpalette umfasst derzeit 50 Fahrzeugtypen. Von den weltweit 6.500 Mercedes-Vertragswerkstätten haben 500 die Berechtigung, AMG zu verkaufen und zu warten.
Das Interesse am AMG-Besuch war groß: 40 Personen hatten sich angemeldet. Leider war nur Platz für 30, sodass eine Warteliste eingerichtet wurde, von der schließlich vier Personen nachrücken konnten. In zwei Gruppen konnten die Motorjournalisten das Werk besichtigen, fachkundig und engagiert geführt von Tanja Schnabel und Herrn Weber.
Im Empfangsgebäude wurden zuerst das Konzept von AMG anhand zweier Modelle vorgestellt, dem C63S Cabrio mit V8 Biturbo mit bärigen 510 Pferdestärken und einem satten Drehmoment von 700 Newtonmetern und dem T-Modell C43 mit zarten 390 Pferdestärken für Anfänger.
Schon gut motorisierte Fahrzeuge von Mercedes werden bei AMG mit verschiedenen technischen Maßnahmen noch stärker gemacht. Magnetoresistiv veränderbare Motorlager stützen das Drehmoment ab und können im komfortablen Betrieb aber auch auf weich gestellt werden.
Bei der Rennsportabteilung H.W.A., die als eigenständige Firma von Hans Werner Aufrecht persönlich geleitet wird, schauten wir uns die Fahrzeuge für die Rennserien an und diskutierten über die Carbon Bremsen. „Nur eine Betonwand bremst schneller“, hieß es.
AMG-Fahrzeuge haben wegen der besseren Gewichtsverteilung einen vorne liegenden Motor und ein hinten liegendes Getriebe. Verbunden werden beide mit einer in einem Rohr, der Torque Tube, laufenden Transaxle. AMG verwendet eine Carbonfaserwelle, die gegenüber einer Stahlwelle 70 Prozent Gewicht spart.
Weiter ging es an der Lackiererei vorbei in die Motorenfertigung. Jeder Motorenmonteur baut einen Motor vollständig selber zusammen und versieht ihn nach getaner Arbeit mit seiner Visitenkarte, die als Metallplatte an exponierter Stelle oben auf den Motor platziert wird. Jeder Kunde weiß also den Namen des Monteurs, der seinen Motor zusammenbaut. Beim Abholen des Fahrzeugs kann er sich mit dem Monteur treffen und mit ihm sprechen. Patrick Stahl – einer dieser Monteure – baute vor unseren Augen eine Kurbelwelle in den Motor ein.
Die Diskussionen in den Gruppen waren äußerst intensiv. Da aber der Imbiss für uns in der Private Lounge wartete, verlegten wird die weitere Diskussion dorthin, wo wir den lehrreichen Nachmittag ausklingen ließen.
Gottfried Weitbrecht