Da gab es für die zahlreichen Besucher der Rheinpromenade in Königswinterer am Freitag (29.6.2018) viel zu sehen: Ein teilweise untergegangenes Frachtschiff, etwa 70 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei, Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, DLRG und ein kreisender Hubschrauber. Der etwa 700 m vom gesunkenen Frachter stromabwärts liegende Doppelhüllentanker fiel den Besuchern schon kaum mehr auf. Was war geschehen?
Auf dem Rhein hatte es einen Zusammenstoß zweier Frachter gegeben. Kersten Klophaus von der Wasserschutzpolizei Köln sah die Ursache in einem Maschinenausfall des Gütermotorschiffs (GMS) ENYO. Der Zusammenstoß geschah frontal. Der Bug des GMS ENYO wurde etwas abgeknickt und dabei leck. Beim Zusammenstoß wurde das GMS ENYO gedreht. Es kam zu einem Wassereinbruch, der Frachter sank und wurde vom Schiffsführer noch ans seichte Ufer gesteuert, so dass das Schiff nur im Bereich des Bugs unterging – mit einer Schräglage an der Backbordseite.
Das andere Frachtschiff, das Tankmotorschiff (TMS) MANOUK hatte ein Leck am Bug, ebenfalls mit Wassereintritt. Bedingt durch die Doppelhülle wurde der Tank nicht beschädigt, das TMS blieb schwimmfähig. Das GMS ENYO hatte Tonerde, das TMS MANOUK Xylol (UN 1307) geladen. Auf dem TMS MANOUK gab es durch den Aufprall zwei Leichtverletzte, sie wurden rettungsdienstlich betreut.
Reges Treiben
Die Schifffahrt wurde sofort gesperrt und später nach Absicherung der Unfallstelle durch das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Köln wieder freigegeben. Die Unfallstelle durfte mit verminderter Geschwindigkeit passiert werden. Glücklicherweise hatte der Schiffsführer das GMS ENYO noch außerhalb der Fahrrinne auf Grund setzen können.
DLRG und Hubschrauber suchten den Rhein nach Vermissten ab, es musste angenommen werden, dass Personen bei dem Zusammenstoß hätte über Bord gegangen sein können. Doch hier konnte schnell Entwarnung gegeben werden.
Im Einsatz waren die großen Feuerlöschboote von Bonn und Remagen, außerdem kleinere Boote der Feuerwehr Königswinter sowie Rettungsboote der DLRG. Außerdem zwei Boote der Wasserschutzpolizei (WSP) Köln und Bonn sowie später noch ein Arbeitsschiff des WSA Köln, das auch bei Unfällen eingesetzt werden kann. Ein Pressesprecher der Feuerwehr Bonn stand den den zahlreich erschienenen Medienvertretern Rede und Antwort. Das war vorteilhaft und ist zur Nachahmung empfohlen, damit die Einsatzkräfte ihre Arbeit machen können.
Relativ schnell war auch ein Schiffssachverständiger aus Duisburg angereist zwecks Begutachtung der Schäden und Absprache von Maßnahmen zur Hebung des GMS ENYO.
Umladung
Es wurde beschlossen, das GMS ENYO zu leichtern, dazu wurde die Tonerde mit einem auf einem Schiff positionierten Bagger auf ein anderes Schiff umgeladen. Gleichzeitig wurde Wasser abgepumpt und das GMS ENYO bekam so viel Auftrieb, dass es wieder schwimmfähig war. Bereits am Samstagabend konnte es in eine Werft nach Köln-Mülheim zur Reparatur abgeschleppt werden. Auch das TMS MANOUK setzte am Samstagmittag seine Fahrt stromaufwärts fort und passierte dabei das GMS ENYO, wo noch die Umladearbeiten stattfanden.
Resümee
Ein Doppelhüllentanker hat bewiesen, dass bei einem Zusammenstoß der Tank hält. Das Zusammenspiel zwischen Polizei, Feuerwehr, DLRG und WSA hat vorbildlich funk-tioniert. Schäden für die Umwelt hat es nicht gegeben. Es ist noch mal gutgegangen!
Bleibt nur noch zu klären, welche Ursache tatsächlich zu dem Zusammenstoß geführt hat.
Klaus Ridder