33. Truck Grand Prix, eine Schnapszahl – auch nach 32 Jahren kommt keine Langeweile auf. Aber, es ist nicht nur ein Autorennen, das am Nürburgring bei hochsommerlichen Temperaturen stattfand, sondern eigentlich mehr eine Art „Speditionsmesse“ mit Autorennen. Und auf dieser „Messe“ wurde auch geworben – um Berufskraftfahrer. Hintergrund: Immer mehr Güter kommen auf die Straße, immer mehr Lkws sind unterwegs – doch es gibt keine Fahrer und so kam es, dass die Spedition Alfred Talke aus Hürth bei Köln auf einem eigenen Stand Fahrer ansprach.
Der TÜV Rheinland veranstaltete zudem unter Leitung von Prof. Dr. Jürgen Brauckmann das schon traditionelle Truck-Symposium am Freitag. Es wurde heiß referiert und diskutiert. Hier ein paar Ergebnisse der Diskussion.
Der Fahrermangel in Deutschland ist ein Problem, das
- seit Jahren absehbar ist, aber bisher nicht wirksam angegangen wurde,
- aufgrund der Bedeutung von Transport und Logistik als Kernvoraussetzungen für die Gesamtwirtschaft und die Versorgung der Gesellschaft nicht weniger wichtig ist, als Arbeitskräftemangel in „Trend“-Berufen,
- nicht mehr mit Fahrpersonal aus anderen EU-Staaten ausgeglichen werden kann, da EU-weit Fahrer gesucht werden,
- zur Verknappung von Frachtraum führt: Schon heute spüren 30-40 % der deutschen Unternehmen Verschlechterungen bezüglich der Verfügbarkeit von Logistikleistungen, bleiben Fahrzeuge stehen bzw. gibt es eine hohe Anzahl an unvermittelbaren Leasing-Rückläufern, weil die Transportunternehmen sie nicht besetzen können.
Angesichts eines starken Konkurrenzdrucks um Arbeitskräfte mit anderen Branchen sind nicht nur Geld, sondern auch die Arbeitsbedingungen ein wesentlicher Faktor zur Mitarbeitergewinnung und zur Mitarbeiterbindung. Dazu benötigt es verstärkt Arbeitszeit- und Einsatzmodelle, die mit dem sozialen Umfeld und der Familie des Fahrpersonals vereinbar sind und lange Abwesenheiten von zuhause vermeiden. An die Auftraggeber (Verlader) wird appelliert, sich zu bewegen und ihren Teil zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen beizutragen.
Speditionsmesse wird „Fan Village“
Der direkte Kontakt zwischen Truck-Piloten und Fans ist es, was den Internationalen ADAC Truck Grand Prix am Nürburgring ausmacht. Und so war inmitten des Fahrerlagers, genau neben dem Parque Fermé, auch bei der 33. Auflage das Fan Village beheimatet. betreut von der ETRA Promotion GmbH gab es dort vom frühen Morgen bis weit nach dem letzten Rennen jede Menge Unterhaltung.
Egal ob Siegerehrung, Autogrammstunde, Musik oder Gewinnspiel: Das Fan Village war der richtige Anlaufpunkt für die Fans vor und nach dem Rennen. „Wir bringen Fans und Fahrer zusammen. Zugleich ist aber auch für Unterhaltung und Abwechslung von Groß und Klein gesorgt“, erklärte Eventmanagerin Janine Meyer von der European Truck Racing Association (ETRA), bei der die koordinatorischen Fäden an diesem Wochenende zusammenliefen.
Neben der Präsenz an den Rennwochenenden arbeitet die ETRC auch daran, die Medien noch stärker als bisher zu „bespielen“. So haben Fans, die kein Rennen besuchen konnten oder wollten, die Möglichkeit, die Live-Übertragungen zu verfolgen. Infos finden sich im Internet unter www.fiaetrc.de. Das Fan Village kam aber nicht nur bei den Fans gut an. Auch die Fahrer zeigten sich begeistert von dem neuen „Zuhause“ und freuten sich, noch stärker den Kontakt mit den Fans pflegen zu können. So fanden hier auch die Pressekonferenzen nach den Rennen statt und nicht, wie von anderen Medienserien bekannt, abgeschottet im Mediacenter.
Autorennen gab es auch
Während sich die Fans im Fan Village vergnügten oder das Speditionsgewerbe über die Zukunft des Gewerbes diskutierte, gab’s in den Rennen um die FIA Truck Europameisterschaft Frauenpower mit einem Sieg einer jungen Dame in der Männerwelt.
Doppelerfolg für Iveco, doppelter Grund zur Freude beim Team Schwabentruck im 2. Cup-Rennen zur FIA-Truck-Europameisterschaft beim Internationalen ADAC Truck Grand Prix auf dem Nürburgring. Steffi Halm fuhr in der Eifel ihren ersten Saisonsieg ein, gefolgt von Alt-Meister Gerd Körber.
„Ich bin super happy und danke vor allem dem Team für die gute Arbeit. Das Wochenende hat stressig für uns begonnen, es gab einige Reparaturen. Aber es hat sich gelohnt“, sagte Halm. Auch Körber erwies sich als vorbildlicher Teamfahrer. „Zwei Podiumsplätze fürs Team Schwabentruck. Das ist großartig. Danke, Mädels und Jungs“, meinte der Routinier, der nach all den Jahren als Truck-Rennfahrer sogar noch eine Premiere erlebte. Schon im ersten Renndrittel hatte ein umherfliegender Stein ein veritables Loch in seiner Windschutzscheibe hinterlassen. „Das habe ich in 31 Jahren noch nicht erlebt. Das Problem war nicht das Loch, sondern die Sonne, die mich unheimlich geblendet hat. Aber egal, wir haben es nach Hause gefahren“, jubelte Körber.
Jochen Hahn, Iveco-Aushängeschild und Gesamtführender in der EM-Wertung, und Zweiter im Rennen 1 riskierte zu viel im zweiten Rennen. Drei Runden vor Schluss wollte es Hahn erzwingen und sich als Fünftplatzierter in der Kurzanbindung an dem vor ihm fahrenden Mercedes-Piloten Norbert Kiss vorbeistehlen. Doch Kiss machte die Tür zu und Hahn blieb nichts anderes übrig, als geradeaus zu fahren, um eine Kollision zu vermeiden. Am Ende war es Platz 12 für den vierfachen Europameister – das bedeutete 0 Punkte im zweiten Lauf.
Klaus Ridder